Zahlreiche Hilferufe aus Ägypten Urlauber verzweifelt nach FTI-Pleite: „Wer nicht bezahlt, darf das Hotelgelände nicht mehr verlassen“
„Entweder du zahlst, oder du bekommst Probleme.“
So sei die Situation aktuell in Hurghada, berichtet Urlauber Gerrit-Ben (49) RTL. Er ist, wie viele weitere Reisende, nach der FTI-Pleite in einem Hotel in Ägypten gestrandet. Die Stimmung vor Ort sei angespannt. Reisende seien vor die Tür gesetzt worden oder dürften, solange sie nicht zahlen, das Gelände nicht verlassen. Ob die Rückflüge gehen? Unklar. Im Video erzählt uns Gerrit-Ben seine Eindrücke.
Urlauber erfahren über Facebook von FTI-Pleite
Am 2. Juni startet Gerrit-Ben die Reise mit seiner Frau Kerstin (47) in Hannover – eigentlich will das Paar bis zum 11. Juni in Hurghada bleiben. Doch das scheint jetzt völlig unklar: Wie so viele Reisende sind auch die beiden von der FTI-Pleite betroffen. Erfahren haben sie davon nicht von ihrem Reiseveranstalter, sondern über Facebook.
„Wir haben dann direkt im Hotel gefragt, wie es jetzt weitergehen soll. Dann hieß es, dass alle, die über FTI gebucht haben, jetzt die Möglichkeit hätten, den vollen Reisepreis zu bezahlen.“
Das kommt für Gerrit-Ben, Kerstin und viele andere Urlauber nicht infrage. Sie bleiben bis spät in die Nacht wach und überlegen, was zu tun ist.
Lese-Tipp: Reise-Riese FTI ist pleite! Das passiert mit unseren Sommerplänen
Niemand ansprechbar, die Hotels helfen nicht
„Am nächsten Morgen sind wir schon früh aufgestanden, weil es hieß: Es kommt unser Reiseleiter. Doch es wurde später und später und irgendwann hieß es dann, er komme doch nicht“. Seitdem seien sie ununterbrochen in Gesprächen mit verschiedenen Anlaufstellen. „Mein Sohn aus Deutschland telefoniert auch die ganze Zeit, wir wissen nicht mal, ob unser Rückflug stattfindet.“
Zudem steht noch immer die Frage im Raum: Wer soll den Hotelurlaub bezahlen? Denn der Hotelier verlangt das Geld für die Unterbringung nun von den Urlaubern – 1500 Euro für 14 Tage. „Wir haben dann gefragt, was passiert, wenn jemand das nicht zahlen kann. Da hieß es: Das muss man sich dann leihen“, erzählt Gerrit-Ben.
Einfach nicht reagieren? Kommt nicht infrage, die Hotels vor Ort seien „knallhart“. Der 49-Jährige erzählt: „Wer nicht bezahlt, darf das Hotelgelände nicht verlassen. Freundlichkeit ist hier null zu sehen. Entweder du zahlst, oder du bekommst Probleme.“
Lese-Tipp: FTI-Pleite crasht Flitterwochen von Sepp (27) und Scarlett (26)
Weitere Berichte aus Hurghada: Kinder und Rentner kommen scheinbar nicht an Medikamente
Es ist nicht der einzige Bericht aus Hurghada, der RTL erreicht. Auch aus einem Hotel, das nur sechs Minuten mit dem Auto entfernt ist, erreicht uns ein Hilferuf. Auch Niklas R., der mit seinem Partner hier Urlaub machen wollte, ist von der FTI-Pleite betroffen, auch sie seien nicht informiert worden. Zudem habe es seitens des Hotels „unmenschliches Verhalten“ gegeben.
Er schreibt uns: „Wir wurden behandelt wie Bettler, uns wurden unsere Gegenstände und Pässe verwehrt. Wir mussten die Nacht am Pool verbringen.“
Und er erhebt weitere Anschuldigungen: „Eine 84-jährige Dame kam nicht an ihre Medikamente, ein kleines Kind kam nicht an sein Asthma-Spray.“
Im Video: Sie sitzen wegen FTI-Pleite auf Malle fest
Verzweifelte Urlauber wenden sich an das Konsulat
Auch Gerrit-Ben berichtet von Fehlverhalten im Hotel: Zwei jungen Frauen sei nach der Anreise der Zugang komplett verweigert worden. „Sie fingen an zu weinen, waren völlig fertig. Ihnen wurde nicht einmal Wasser angeboten“, berichtet er.
Generell fühle sich niemand zuständig. „Es heißt immer nur: Rechnung bezahlen.“ Schließlich wendet sich das Ehepaar an das Konsulat in Ägypten Sie bekommen zwar eine Antwort, doch die wird vom Hotel als Fälschung abgetan.
Reiseveranstalter Dertour soll gestrandeten FTI-Urlaubern helfen
Doch es gibt Licht am Horizont: Der Reiseveranstalter Dertour soll sich künftig um die gestrandeten FTI-Urlauber kümmern. Das Unternehmen ist dafür vom Deutschen Reisesicherungsfonds beauftragt worden.
Konkret sollen FTI-Reisende in der Türkei, Ägypten, Thailand, Sri Lanka, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Panama und auf den Kanaren betreut und „in dieser Situation“ begleitet werden.
Bleibt zu hoffen, dass dann auch den verzweifelten Urlauber in Hurghada geholfen wird. Für Gerrit-Ben ist dabei eines klar: „Nach dem ganzen Stress brauchen wir nach dem Urlaub eigentlich nochmal Urlaub.“