Die FIFA hat vor dem Turnier klare Regeln festgelegt
Nach dem WM-Aus für die "One Love"-Binde: Dem DFB bleiben noch DIESE Möglichkeiten zum Protest

Am Ende ließ die FIFA ihre Muskeln spielen! Mit den angedrohten Sanktionen sorgte der Fußball-Weltverband dafür, dass der DFB und weitere europäische Verbände bei der WM in Katar auf die „One Love“-Kapitänsbinde verzichten. Doch ist damit jede Möglichkeit auf Protest zerstört? Mitnichten! Das findet auch der ehemalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig. Wir zeigen ein paar Optionen auf.
Es gibt eigentlich keine Grundlage für Sanktionen
Klar ist: Die „One Love“-Binde ist von der FIFA offiziell verboten worden. „Für FIFA-Finalwettbewerbe muss der Kapitän jeder Mannschaft eine von der FIFA gestellte Armbinde tragen“, heißt es demnach laut Artikel 13.8.1 der Ausrüstungsregeln. Doch sind Strafen für Spieler überhaupt möglich? Experten wie Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich haben eine klare Meinung uns sagen: Nein! So gebe es beim Tragen der Binde keine regeltechnische Grundlage für das Verteilen von Gelben Karten.
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Hat der DFB also falsch und vielleicht zu früh gehandelt, um sich nicht mit dem großen Weltverband anzulegen? Viele denken so. Welche Protestformen sind also noch möglich?
Option 1: DFB-Vertreter zeigen klare Kante
Nur weil es den Spielern auf dem Platz untersagt ist, die Kapitänsbinde samt Menschenrechts-Slogan zu tragen, müssen ja nicht die Botschafter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) darauf verzichten. Sprich: Zum Beispiel DFB-Präsident Bernd Neuendorf oder Geschäftsführer Oliver Bierhoff könnten die Binde tragen, wenn sie Spiele der deutschen Nationalmannschaft auf der Tribüne verfolgen. Das dürfte zwar für eine Menge Zündstoff sorgen, aber auch ein klares Zeichen in Richtung FIFA und Katar senden. Auch Ex-DFL-Chef Andreas Rettig betonte diese Möglichkeit im Interview mit RTL/ntv: „Es steht ja nirgends geschrieben, dass Herr Neuendorf auf der Tribüne neben Herrn Infantino die Binde nicht tragen darf.“
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Und dass Neuendorf nicht mit Kritik sparen will, machte er bereits deutlich. Direkt nach dem beschlossenen Aus für die „One Love“-Kapitänsbinde sagte er: „Ich habe kein Interesse daran, das Verhältnis zur FIFA nachhaltig zu belasten. Aber wir bleiben klar in der Kritik. Ich werde nicht den Dialog einstellen, ganz im Gegenteil.“
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Option 2: Ein Zeichen bei der Hymne setzen
Die iranischen Nationalspieler haben es vorgemacht: Als stilles Zeichen für den Protest in der Heimat haben sie vor ihrem WM-Auftaktspiel gegen England bei der eigenen Nationalhymne geschwiegen. Das ist mutig! Schließlich droht ihnen und ihren Familien nach dieser stillen Kritik an dem Regime nun eine schlimme Strafe.
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Das DFB-Team um Kapitän Manuel Neuer und Co. könnte sich etwas ähnliches einfallen lassen. Was spricht zum Beispiel dagegen, sich an der Hand zu halten? Wenn das elf der bekanntesten Männer Deutschlands so kurz vor dem ersten WM-Spiel mit einer entsprechenden Erklärung ankündigen und dann auch machen, wenn alle Kameras auf sie gerichtet sind, wäre das ein starkes Zeichen.
Option 3: Farben ins Spiel bringen
Auch wenn die „One Love“-Binde verboten ist: Die DFB-Spieler können auf andere Art und Weise Farbe ins Spiel bringen und die für die LGBTQ+-Bewegung stehenden Regenbogenfarben platzieren. Auch wenn es auf den ersten Blick krass und unrealistisch erscheint, könnten sich die Fußballer zum Beispiel die Haare bunt färben oder die Fingernägel lackieren. Hintergrund: Es gibt zwar spezielle Regeln für die Spielkleidung, aber nicht für das Aussehen der Spieler.
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So heißt es in den offiziellen FIFA-Regeln für die WM in Katar dazu: „Spielern und Offiziellen ist es nicht erlaubt, auf irgendeine Art und in irgendeiner Sprache oder Form auf ihrer Spielkleidung, Ausrüstung (einschließlich Sporttaschen, Getränkebehältern, Ärztetaschen etc.) oder ihrem Körper Botschaften oder Slogans mit politischem, religiösem oder persönlichem Inhalt zur Schau zu stellen.“ Von Haaren oder Nägeln ist in dem Dokument keine Rede.