TV-Debatte geht viral
Mutigster Professor Afghanistans nennt Taliban-Sprecher "Kalb"
Afghanistan: Professor geht Taliban im TV an
Eine TV-Debatte mit einem Professor, der in der Livesendung aufgeregt die Regierungsführung der militant-islamistischen Taliban kritisiert, ist in Afghanistan viral gegangen. "Die Menschen haben kein Brot zu essen. Wie die Sicherheit ist? Keiner kann irgendetwas sagen", polterte Faisullah Dschalal, Lektor für Rechts- und Politikwissenschaften, am Samstag in einer Debatte des populären TV-Senders ToloNews. Die Taliban müssten sich reformieren, denn die Menschen flöhen aus dem Land.
Faisullah Dschalal ist für Taliban-Kritik bekannt
Der an der Debatte teilnehmende Taliban-Sprecher Mohammad Naeem konterte, es sei besser, eine sprechende Person befinde sich in einem normalen Zustand und nicht in einem, in dem er nicht wisse, ob er andere beleidige. Daraufhin fiel Dschalal ihm ins Wort und nannte Naeem ein "Kalb".
Professor Dschalal wird in Afghanistan seit Jahren von den beliebtesten Fernsehsendern zu Debatten eingeladen. Er ist für seine unverblümte Kritik an den Machthabern des Landes bekannt, die auch die Ex-Präsidenten Hamid Karsai und Aschraf Ghani traf.
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Lob für Professor in sozialen Medien – aber auch Sorge um Sicherheit
In sozialen Medien erhielt Dschalal viel Lob für seien Mut. Er sei der erste, der sich traute, die Islamisten offen zu kritisieren, und sei die Stimme der Menschen Afghanistans. Viele tauschten ihr Profilbild mit dem eines Bildes von Dschalal. Andere drückten Sorgen um seine Sicherheit aus.
Anhänger der Taliban zeigen sich erbost über ToloNews und den Professor. Manche Taliban-Mitglieder schrieben auf Twitter, man respektiere die Redefreiheit, aber der Professor solle für die Beleidigung des Taliban-Sprechers bestraft werden.
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