Urteil im Mordfall Ekaterina B. verzögert sich
Angeklagter Walter B. liest 150 Seiten lange Mega-Aussage vor: Nebenklage-Anwältin fängt an, zu schnarchen

Urteil adé. Heute sollt eigentlich der letzte Verhandlungstag im Mordfall um die zerstückelte Ekaterina B. aus Bremerhaven sein. Doch ihr angeklagter Ehemann Walter B. hat eine 150 Seiten lange Aussage vorbereitet und verzögert dadurch den Prozess am Landgericht Bremen. Während er seine endlose Erklärung vorliest, ertönt plötzlich ein lautes Schnarchen im Saal – die Nebenklagevertreterin ist eingeschlafen.
Aussage geprägt von Eigenlob

Als Walter B. den Verhandlungssaal in Bremen betritt, trägt er wieder seinen Ehering. Er nickt in Richtung Publikum, denn da sitzt seine Mutter Ludmilla B. Monoton und emotionslos trägt er seine Schlussworte vor. Das scheint selbst für die Nebenklagevertreterin zu viel zu sein. Als Walter B. eine Pause macht, um etwas zu trinken, hört man ein lautes Schnarchen im Saal. Offenbar ist die stundenlange Aussage des Angeklagten für die Anwältin zu ermüdend – sie ist eingeschlafen. Als Gelächter im Publikum losgeht, wacht sie auf.
Walter B. führt seine Aussage fort, die von viel Eigenlob geprägt sind. „Bei der mir vorgeworfenen Tat, muss der Mörder sehr dumm sein. Aber ich bin top organisiert und sehr, sehr intelligent. Warum werde ich hier im Gericht für einen Idiot gehalten? Der auf idiotische Art und Weise seine Frau umgebracht habe?“, fragt der 46-Jährige.
Mit zahlreichen Details versucht Walter B. zu demonstrieren, dass er ein fürsorglicher Familienvater und Ehemann ist. Seine Frau Ekaterina dagegen sei nicht in der Lage gewesen, ihr eigenes Leben und das ihrer gemeinsamen Tochter zu managen. „Sie ließ Briefe wochenlang ungeöffnet. Sie war unorganisiert“. Er habe sich um alles kümmern müssen.
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Mordfall Ekaterina B.: Die Rolle der Schwiegermutter

Ludmilla B. ist auch heute wieder im Gerichtssaal. Und Walter B. spricht auch über seine Mutter in seiner stundenlagen Aussage: „Meine Mutter hat Ekaterina regelrecht gehasst und regelmäßig versucht, mich zu manipulieren.“ Ludmilla B., die bisher im Prozess nur als Zeugin aussagte, hatte im Oktober gestanden ihre Schwiegertochter Ekaterina B. getötet zu haben.
Prozess um getötete Ekaterina B.: Angeklagter spricht von Liebe
Walter B. sagt heute aus, dass er seine Ehefrau Ekaterina nicht ermordet habe: „Hätte ich gewünscht, das Katja stirbt, hätte ich einfach einen Killer organisieren können. Aber warum habe ich das nicht gemacht? Weil ich sie geliebt habe“.
Ob Walter B. wegen Mordes an seiner Ehefrau Ekaterina B. verurteilt wird, soll sich jetzt am 23. Mai entscheiden.