Maria (41) und Tatiana (16) Gertsuski aus München verschwunden

Urteil im Mordprozess ohne Leichen: Roman H. (46) muss 14,6 Jahre ins Gefängnis

ARCHIV - 19.10.2020, Bayern, München: Der Angeklagte sitzt zum Prozessauftakt an seinem Platz im Landgericht München I. Dem Mann wird vorgeworfen, seine Frau und Stieftochter umgebracht zu haben.  (zu dpa «Urteil im Mordprozess ohne Leichen erwartet») Foto: Britta Schultejans/dpa - ACHTUNG: Der Angeklagte wurde gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Urteil im Mordprozess nach Verschwinden von Frau und Tochter gefallen.
kne cul req fd, dpa, Britta Schultejans

Im Sommer 2019 verschwanden Maria Gertsuski und ihre Tochter Tatiana aus dem Münchner Stadtteil Neuperlach spurlos. Zum Shoppen seien sie gegangen, sagte der Ehemann Roman H. damals – und nicht zurückgekommen. Doch das kaufte ihm niemand ab. Die Ermittler waren sich sicher, dass beide vom 46-Jährigen getötet wurden und sammelten offenbar genug Beweise dafür. Jetzt wurde H. wegen Totschlags zu 14 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt – obwohl die Leichen nie gefunden wurden.

Urteil im Fall "Mord ohne Leichen"

HANDOUT - 19.07.2019, Bayern, München: Die Bildkombo zeigt eine 41-jährige Mutter (l) und deren 16-jährige Tochter. Die beiden Frauen werden bereits seit dem 13.07.2019 vermisst, als sie in einem Einkaufscenter im Stadtteil Neuperlach einkaufen wollten. Seitdem kam kein Kontakt mehr mit den Angehörigen zustande. Nun schliesst die Polizei ein Gewaltverbrechen nicht mehr aus und fahndet nach den Frauen. Foto: Polizeipräsidium München/dpa - ACHTUNG: Verwendung nur bis zum Ende der Öffentlichkeitsfahndung der Polizei +++ dpa-Bildfunk +++
Am 13. Juli 2019 um genau 12.02 Uhr gab es das letzte Lebenszeichen einer der beiden Frauen.
sja gfh, dpa, -

Am 13. Juli 2019 um genau 12.02 Uhr gab es das letzte Lebenszeichen einer der beiden Frauen. Damals schickte Tochter Tatiana eine Whatsapp-Nachricht an ihre Freundin: „Ich schreib dir gleich“ stand darin. „Doch dazu kam es nicht mehr“, sagte Staatsanwalt Daniel Meindl in seinem Schlussplädoyer. „Sie war nur 16 Jahre alt. Sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich.“ Der Staatsanwalt forderte lebenslange Haft für den Deutsch-Russen wegen Totschlags an seiner Frau und Mordes an seiner Stieftochter.

Meindl geht davon aus, dass Tatiana kurz nach der letzten Nachricht von ihrem Stiefvater getötet wurde - und davon, dass der Angeklagte zuvor schon Tatianas Mutter Maria umgebracht hat. Als Motiv vermuten die Ermittler einen Streit zwischen dem Ehepaar - womöglich um ein Testament, das die Frau kurz zuvor in Russland hatte aufsetzen lassen. Ihr Mann wurde darin übergangen.

Trotz intensiver Suche wurden die Leichen der beiden Frauen allerdings bislang nicht gefunden. Der Mann bestreitet die Vorwürfe. Sein Verteidiger forderte Freispruch, weil die Taten „nicht mit der erforderlichen Sicherheit“ bewiesen seien.