Nach Diabetes-Erkrankung eines 19-jährigen Corona-Patienten

Mögliche neue Spätfolge: Kann Corona eine Diabetes auslösen?

Mann mit Diabetes
Kann Corona eine Diabetes auslösen?
vadimguzhva, iStockphoto

Ärzte und Wissenschaftler sind zunehmend in Sorge, denn neuere Studien zeigen, dass es bei Erkrankten nach einer durchgemachten Corona-Infektion zu Folgeschäden kommen kann. Auch Monate nach einer ausgestandenen Erkrankung können Ärzte in den Lungen der Patienten sogenannte "Milchglasmuster" nachweisen. Aber nicht nur die Lunge, auch Nervensystem und Herz können stark betroffen sein. Nun berichten Ärzte vom Fall eines 19-jährigen Mannes, bei dem kurz nach einer Corona-Erkrankung eine neu entwickelte schwere Diabetes Typ 1 diagnostiziert wurde. Kann Diabetes also eine weitere Spätfolge des Virus sein? Wir haben den Medizinexperten Dr. Christoph Specht dazu befragt.
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Kann Corona eine Diabetes auslösen?

Dass Viren generell bei der Entstehung von Diabetes mellitus Typ 1 eine Rolle spielen können, dieser Gedanke sei in der Wissenschaft nichts Neues, erklärt Specht. Es sei daher genauso vorstellbar im Zusammenhang mit dem Sars-Cov-2-Virus.

Möglich sei etwa, dass der menschliche Körper während einer Covid-19-Erkrankung Antikörper produziere, die sich nicht gegen den Erreger richten, sondern gegen die Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse. „Diese Beta-Zellen sind dafür da, dass Insulin produziert wird. Wenn die also durch Antikörper zerstört werden, dann produziert der Körper weniger Insulin“, erklärt uns der Mediziner. Das führt dann zu einer Diabetes Typ 1. „Es KANN sein, dass so etwas hinter dem Fall des 19-Jährigen steckt“, betont der Mediziner. „Das kann aber genauso gut reiner Zufall sein.“

Dass er auch am Coronavirus erkrankt sei, müsse damit nicht im Zusammenhang stehen, sondern könne einfach ein Zufall sein, so Specht. „Da sofort einen Zusammenhang herzustellen wäre ja genauso wie zu sagen: Der Mann hat sich vor 5 Wochen im Kino ‘Vom Winde verweht’ angesehen, deshalb hat er jetzt eine Diabetes-Typ-1 entwickelt.“

Erhöhtes Diabetes-Risiko durch soziale Folgen der Pandemie?

Während der Corona-Pandemie sind wir noch einem weiteren Risikofaktor ausgesetzt, der eine Diabetes mellitus Typ 1 begünstigen kann: vermehrter psychischer Stress. Wissenschaftler der Universität Ulm haben daher kürzlich untersucht, ob die sozialen Folgen der Corona-Pandemie auf einen Anstieg der der Diabetes-Neuerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen hindeuten. Schließlich hatten die Kinder unter Kita- und Schulschließungen, Kontaktbeschränkungen, Home-Schooling und vermehrten Familienkonflikten zu leiden.

Das Ergebnis ihrer Auswertung stellten die Forscher in einem Short-Report im Fachjournal „Diabetes Care“ vor. Während im Zeitraum von März bis Mai 2019 503 Diabetes-Neuerkrankungen registriert worden waren, lag diese Zahl im aktuellen Jahr nur unwesentlich höher, bei 531 Fällen. „Dies entspricht dem normalen jährlichen Anstieg. Daraus schließen wir, dass für die Zeit des Corona-Lockdowns keine höhere Inzidenz vorliegt“, folgert Professor Dr. med. Reinhard Holl, Mitautor des Reports.

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