Modellversuch in Köln geplant
Quarantäne nur noch für infizierte Schüler

Wie soll mit Corona infizierten Schülern umgegangen werden? Diese Frage beschäftigt vor allem viele Politiker in Nordrhein-Westfalen. Denn dort infizieren sich teilweise mehr als 700 Kinder täglich mit dem Coronavirus. Auch in der größten Stadt des Landes - in Köln – liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen aktuell bei 383. Das ist vor allem ein großes Problem für die nicht-infizierten Schüler, die aber als Kontaktpersonen mit in Quarantäne müssen. Das will die Stadt Köln nun mit einen Modellversuch verhindern.
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Stadt Köln will Modell testen
Die vierte Corona-Welle ist in vollem Gang und deshalb will die Stadt Köln in einem Schul-Modellprojekt nur noch positiv auf Corona getestete Schüler in Quarantäne schicken. Direkte Sitznachbarn der Infizierten sollen stattdessen täglich getestet werden und nicht mehr mit in Quarantäne müssen, wie ein Sprecher mitteilte. Die Stadt führe wegen des Modellversuchs Gespräche mit der Uniklinik Köln. Zuvor hatten der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der WDR berichtet.
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Hintergrund ist, dass Kinder seltener schwer erkranken als Erwachsene, das Risiko bleibender Schäden als gering ist. Der Nutzen davon, wenn ein Schulkind von der Quarantäne verschont werde und weiter in die Schule gehen könne, sei dagegen viel größer, so die Stadt. Unter welchen Voraussetzungen der Modellversuch starten könnte, blieb zunächst offen. Über Einzelheiten solle bald informiert werden, hieß es.
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Aktuell müssen Kinder, die engen Kontakt mit einem Infizierten hatten, 14 Tage in Quarantäne. Als enge Kontaktpersonen gelten nach einem Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums Schüler, die vor, hinter, rechts oder links vom Infizierten gesessen haben. Geimpfte ohne Symptome sind davon ausgenommen.
Kritiker: „Äußert riskantes Spiel“
Doch es gibt auch harsche Kritik. Der Sprecher der Elterninitiative „Mobile Raumluftfilter NRW“, Franz-Josef Kahlen, sagte, es sei ein „äußert riskantes Spiel“. Durch die hochansteckende Delta-Variante sei das Risiko, sich in einem Klassenraum anzustecken, sehr groß. „Nur die positiv Getesteten in Quarantäne zu schicken, greift unseres Erachtens viel zu kurz.“
Die Initiative fordert stattdessen, alle Klassenräume zum Schutz der Kinder mit Luftreinigern auszustatten. Sie kritisiert die Landesregierung, nicht die dafür notwendigen Voraussetzungen geschaffen zu haben.
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Auch erste Landespolitiker stehen dem Projekt skeptisch gegenüber. So sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzenden im NRW-Landtag, Jochen Ott: „Das geplante Projekt in Köln kommt viel zu spät.“ Seine Fraktion plädiere dafür, bei einem Corona-Fall die ganze Klasse für fünf Tage in Quarantäne zu schicken. Danach bestehe die Möglichkeit, mit einem negativen Test zurückzukehren.
(dpa, sst)