Sie verhindern den äußerst grausamen Tod in den FeldernMit Wärmebild-Drohnen: Ehrenamtliche retten Rehkitze vor dem Mähdrescher

Sie verstecken sich in hochgewachsenen Feldern vor Fressfeinden, dabei ist die größere Gefahr noch näher: Bei den Mähfahrten von Landwirten sterben jährlich etwa 100.000 Rehkitze qualvoll. Claudia Fella und ihr Team aus ehrenamtlichen Unterstützern aus Unterfranken machen sich jeden Morgen auf die Suche, um die Kitze vor dem Mähtod zu bewahren.
Claudia hatte ein Schlüsselerlebnis

Claudia Fella aus Wülfershausen ist eigentlich Diabetes-Beraterin. Ein Erlebnis bringt sie dazu, sich nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere zu engagieren. „Eines Tages bin ich vom Einkaufen heimgefahren und habe ein Reh auf dem abgemähten Acker in der prallen Sonne gesehen. Ich hielt an und wollte schauen, ob es verletzt ist - war es nicht, aber es ist auch nicht geflüchtet, was mir komisch vorkam“, erklärt Claudia im Interview mit RTL. Nach einem Anruf beim Förster erfährt sie, dass es eine Rehmutter war, die um ihr totes Kitz trauert. Es wurde in dem Acker tot gemäht.
Die „Rehkitzrettung Unterfranken“ kann jährlich 150 Kitze retten

Seitdem setzt Claudia sich für die Rettung von Kitzen ein. 2019 gründet sie mit Familie und Freunden den Verein „Rehkitzrettung Unterfranken e.V.“, mittlerweile arbeiten hier 30 ehrenamtliche Helfer. „Wir haben ihn hauptsächlich gegründet, um Spendenquittungen auszustellen. Wir können die Drohnen nur über Spenden finanzieren“, sagt sie gegenüber RTL.
Die speziellen Wärmebilddrohnen kosten etwa 6000 Euro, daher freut sich der Verein immer über finanzielle Unterstützung. 2021 konnte das Team 128 Kitze vor dem Mähtod bewahren. Mittlerweile haben sie drei weitere Drohnen im Einsatz. Claudia schätzt, dass sie ab jetzt sogar bis zu 150 Rehkitze jährlich retten können.
So läuft eine Rettungsmission

„Wir treffen uns immer am gleichen Treffpunkt um 4.45 Uhr, dann fahren wir zu den Flächen hin. Wir fliegen mit zwei, drei Drohnen und teilen uns in Gruppen auf. Dann positionieren wir uns an den Feldern, der Pilot steht an der Basis und die Läufer stehen an den Feldrändern“, erzählt Claudia Fella. So früh am Morgen hat die Sonne den Boden noch nicht aufgeheizt und die Wärmebildkameras können die Rehkitze gut erkennen.
Die „Läufer“ werden dann vom Piloten zu den Kitzen gelotst. Besonders wichtig: „Das Kitz darf keinesfalls menschlichen Geruch annehmen. Die Mutter würde es dann nicht mehr annehmen oder abstoßen. Es muss geruchsneutral bleiben“, erklärt Claudia. Dafür benutzen die Helfer Handschuhe und fassen die Tiere nur mit Grasbüscheln an. Sie setzen sie in Kisten, tragen sie in den Wald und lassen sie wieder frei, sobald das Feld gemäht wurde.
Auf Teamarbeit kommt es an
Absprachen sind das Wichtigste bei der Rettung. „Es gibt Landwirte, die sind da sehr kooperativ, die sind dankbar, wenn wir kommen, die sind flexibel, die verschieben auch mal den Mähtermin um einen Tag, wenn wir keine Kapazitäten haben. Aber es gibt eben auch die andere Seite, die den Sinn der Sache nicht verstehen wollen“, sagt Claudia im RTL-Interview.
Dabei ist der Mähtod für Rehkitze besonders grausam. „Häufig sind die Läufe abgemäht. Die versuchen dann auf den Keulen zu laufen und zu flüchten, also auf den amputierten Beinen. Die klagen ganz laut und schreien fürchterlich vor Schmerzen. Wenn man das einmal erlebt hat, möchte man das nie mehr mitmachen müssen.“ Und dafür kämpfen Claudia und ihr Team jeden Tag aufs Neue.
Lese-Tipp: Wildtierhilfe warnt – Bitte "retten" Sie keine einsamen Rehkitze!