Im Bauzaun gefangen!
Blindes Rehkitz gerettet – kann Fridolin bald wieder sehen?

Fridolin ist ein echter Feinschmecker: Erdbeeren, Blätter von Himbeersträuchern und Löwenzahn stehen auf dem Speiseplan des sieben Wochen alten Rehkitz. Der junge Bock genießt sein neues Leben auf dem Birkenhof in Wenzenbach, nahe Regensburg. Doch dazu wäre es fast nicht gekommen.
Gefangen zwischen Bauzaun und Bundesstraße
Das Handy von Karolin Achter steht nicht mehr still. Im Zwei-Stunden-Takt melden sich Anwohner bei der Hofbesitzerin. Sie ist Chefin auf dem Birkenhof und Tochter des Jagdrevierpächters in Wenzenbach. Auf einer Zufahrtsstraße über der Bundesstraße B16 hatte sich ein junges Reh verlaufen und war von Bauzäunen eingeschlossen. Sein Name: Fridolin, ein sieben Wochen junger Rehbock. „Nach dem ersten Anruf habe ich ihn auf die nächstgelegene Wiese gebracht. Diese war frisch gemäht und wir vermuten, dass Fridolin dort auch geboren wurde“, berichtet Karolin Achter. Auf dieser Wiese blieb Fridolin jedoch nicht.
Immer wieder suchte das Rehkitz den Weg zurück zu den Bauzäunen. Die Hofbesitzerin musste an diesem Tag ganze fünfmal ausrücken, bis sie am Abend beschloss, Fridolin mit auf ihren Birkenhof zu nehmen. „Ansonsten wäre Fridolin spätestens am Abend überfahren worden“, ist sie sich sicher. „Er stand mehrfach auf der Straße. Zudem ist die Bundesstraße direkt unter dem Bauzaun.“ Ein Grund für das Verhalten von Fridolin hatte Karolin Achter allerdings nicht.

Warum ist Fridolin blind?
Auf ihrem Hof telefoniert Achter mit der Tierschützerin Anne-Marie Prem, die einen Tierschutzhof in der Oberpfalz hat, und bittet sie um Rat. Fridolin lässt einen Fluchtreflex vermissen, der bei Jungtieren in diesem Alter eigentlich schon ausgeprägt sein müsste. Die Expertin vermutet, dass der Jungbock blind sein könnte und sich deshalb immer wieder in Richtung Bauzaun verirrt habe. Karolin Achter führt ihre Hand schnell an den schwarzen dunklen Kulleraugen entlang.
Auf den Reflextest reagiert Fridolin nicht, noch nicht mal mit einem Blinzeln. Allerdings weisen die Augen keine Trübung oder Verletzung auf. „Deshalb vermuten wir, dass es ein neurologisches Problem ist. Der Bauer hat das Feld, auf dem Fridolin mutmaßlich geboren wurde, mit einem Pflanzenschutzmittel gespritzt. Auch damit könnte die Blindheit zusammenhängen“, so Achter.
Dennoch hoffen beide Frauen, dass Fridolin sein Augenlicht zurückgewinnt. Dies wäre zumindest kein Einzelfall. Anne-Marie Prem hatte in den letzten zwei Jahren mit sechs blinden Rehen zu tun. Eins starb, bei den anderen vier legte sich die Blindheit nach rund vier Wochen.

Mitbewohner Thommy soll Fridolin aufmuntern
Rehkitz Fridolin ist ansonsten kerngesund: Knöpfe, aus denen sein Geweih sprießt, zeichnen sich bereits ab. Seit dem Wochenende hat er mit Thommy auch einen Mitbewohner in seiner Box auf dem Birkenhof. Der gleichaltrige Rehbock wurde vor ein paar Wochen von einem Fuchs angefallen.
Jetzt sollen die beiden gemeinsam wieder auf die Beine kommen - auch weil Einzelaufzuchten bei Rehen nicht gut sind. „Wenn alles klappt, sollen Fridolin und Thommy zwischen September und Oktober in ein Auswilderungsgehege mit acht anderen Rehen, die Frau Prem aufgezogen hat“, erklärt Karolin Achter das weitere Vorgehen. Bis dahin kann sich Feinschmecker Fridolin die eigens für ihn frisch gepflügten Himbeersträucher-Blätter schmecken lassen.
Aufruf zur Rettung von Rehkitzen
Der Tierschutzhof Oberpfalz ist Tag und Nacht unterwegs und rettet Kitze vor dem Mähtot. Rehkitze werden von ihren Müttern meist ins hohe Gras gebracht, um dort zu verweilen, bis die Rehgeiß zurückkommt. Zu dieser Jahreszeit werden viele Wiesen gemäht und müssen vorher, zum Schutz der Kitze, mit Such-Drohnen überflogen werden. Um noch effektiver für den Schutz der Rehkitze zu kämpfen, benötigt der Hof Spenden für eine zweite Flug-Drohne. Hier geht’s zur Website
Spendenkonto:
Tierschutzhof Oberpfalz e.V.
Sparkasse Regensburg
IBAN: DE 18 7505 0000 0008 5277 23
BIC: BYLADEM1RBG