Umweltschützer in Sorge
Mit Asbest und Giftmüll beladen: Dieses Schiff schippert ziellos im Meer herum

Dieses Schiff will niemand bei sich anlegen lassen: Der stark beschädigte, brasilianische Flugzeugträger ‘São Paulo’ findet keinen Hafen. Die Optionen für das Schiff sind begrenzt und könnten zu einer Umweltkatastrophe führen – im Ozean zurücklassen oder gar samt des Giftmülls versenken. Umweltschützer sind in großer Sorge.
Vom Aushängeschild zur Umweltbedrohung: Schiff ‘São Paulo’ stellt Risiko dar
Das mit Asbest, Farben und anderen giftigen Abfällen beladene Schiff schwimmt mittlerweile etwa 315 Kilometer vor der brasilianischen Küste. Früher war es ein Aushängeschild des französischen Militärs, fuhr dann unter brasilianischer Flagge und wurde 2021 von einer türkischen Werft aufgekauft. Seitdem ist man auf der Suche nach einem Hafen, wo das Schiff anlegen kann. Doch keiner will die ‘São Paulo’ annehmen. Wegen des "erhöhten Risikos", das sie für die Umwelt darstelle, dürfe sie nicht mehr in einen brasilianischen Hafen oder auch nur in brasilianische Hoheitsgewässer, ergänzt die Marine.
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37 Jahre lang fuhr das Schiff – damals noch ‘Foch’ – unter französischer Flagge. 2000 wurde die ‘Foch’ dann von Brasilien gekauft und in ‘São Paulo’ umbenannt. Doch ihr Zustand war alles andere als gut, mit einem Brand an Bord 2005 verschlimmerte der sich noch mehr, sodass Brasilien das Schiff loswerden wollte. Im April 2021 kaufte die türkische Werft Sök Denizcilik das Schiff, um das Altmetall auszuschlachten. Doch der Plan ging nicht auf, denn Ende August zogen die türkischen Behörden ihre Einlaufgenehmigung zurück – etwa in Höhe der Meerenge von Gibraltar. Die türkische Werft droht jetzt damit das Schiff einfach führerlos zurück zulassen auf dem Meer. Eine Katastrophe finden Umweltschützer: „Es ist beunruhigend, im Meer ein 30.000 Tonnen schweres giftiges Paket zu haben, von dem man den Empfänger nicht kennt“, so die Umweltorganisation Robin Wood.
Staatliches Umweltvergehen bei Versenken: Hoffnung liegt auf neuem Staatschef
Die brasilianische Armee "schickt sich jetzt an, ein großes Umweltverbrechen im Meer zu begehen", erklärte der Chef der Nichtregierungsorganisation Basel Action Network, Jim Puckett. Hoffnungen liegen noch auf dem neuen Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva. Er hatte zuvor versprochen sich mehr für die Umwelt einzusetzen.
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Auch die Nichtregierungsorganisation Shipbreaking Platform rief den Präsidenten als Oberbefehlshaber der brasilianischen Marine auf, „sofort einzuschreiten und anzuordnen, die São Paulo nach Rio de Janeiro zu zurückzubringen“. Wenn Brasilien das Schiff vorsätzlich versenke, käme das einem vom Staat in Auftrag gegebenen Umweltvergehen gleich. (afp/npa)