Michelle Carter (20) trieb ihren Freund (18) zum Selbstmord: 15 Monate Haft
Bis zu 20 Jahren Haft wären möglich gewesen
Das Urteil ist gefallen: 15 Monate muss die 20-jährige US-Amerikanerin Michelle Carter ins Gefängnis, weil sie ihren Freund zum Selbstmord trieb. Schon im Juni war sie wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen worden, nun wurde das Strafmaß verhängt. Mit dem Urteil – zu dem fünf Jahre Bewährungszeit kommen – blieben die Richter deutlich unter dem möglichen Strafmaß von 20 Jahren.
"Ihr Handeln hat Conrad Roy das Leben gekostet"
Der Fall hatte großes Aufsehen erregt. Conrad Roy litt unter Depression, er wurde in der Schule gemobbt. Anstatt dem 18-Jährigen zu helfen oder jemand zu informieren, schrieb Michelle ihm Textnachrichten. "Du musst es einfach tun, Conrad", schickte sie ihm unter anderem aufs Handy.Den letzten Dialog der beiden sehen Sie in unserem Video.
In der Anklage wurde Michelle vorgeworfen, sich nach Mitleid und Aufmerksamkeit gesehnt zu haben. Staatsanwältin Maryclare Flynn sagte: "Die Angeklagte hörte 20 Minuten lang zu, während er vor Schmerzen schrie, seinen letzten Atemzug tat und starb.“ Der lebensmüde Roy sei eine "Figur in ihrem kranken Spiel von Leben und Tod“ gewesen. "Ihr Handeln hat Conrad Roy das Leben gekostet. Sie hat sein Leben beendet, um ihr eigenes aufzuwerten." Die Staatsanwaltschaft hatte zwölf Jahre Gefängnis gefordert. Die 20-Jährige habe nicht erkennen lassen, dass sie Verantwortung für ihre Taten übernehme.
Richter: "Tragödie für beide Familien“
Jetzt fiel in Taunton im US-Staat Massachusetts das Urteil. Richter Lawrence Moniz argumentierte, er wolle mit dem Urteil versuchen, die Balance zwischen einer angemessen Strafe und der Chance auf die Wiedereingliederung der jungen Frau in die Gesellschaft zu erreichen. Er nannte die Vorfälle eine "Tragödie für beide Familien.“ Das Gericht untersagte Michelle jeglichen Kontakt zur Familie ihres verstorbenen Freundes.
Carters Anwalt hatte um Verständnis für seine Mandantin geworben: Sie habe psychische Probleme gehabt und unter Magersucht, Brechsucht und Depressionen gelitten
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Conrad starb an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung
Am 13. Juli 2014 fuhr der junge Mann auf einen Supermarktparkplatz und leitete mit Hilfe eines Generators Abgase in den Innenraum des Wagens. Als er Angst bekam und ausstieg, soll seine Freundin ihn davon überzeugt haben, wieder einzusteigen. Das Paar hatte laut 'Boston Globe' kurz vor seinem Tod zwei Mal telefoniert, insgesamt 47 Minuten lang. Kurze Zeit später starb Conrad an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung.
Hilfe in schwierigen Situationen
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