"Was wir erlebt haben, ist ein Teil von uns"
Michael Schumacher und Jean Todt - warum ihr Verhältnis so besonders ist

Jean Todt steht Michael Schumacher weiter zur Seite: Auch mehr als sieben Jahre nach dem schweren Skiunfall von Schumacher besucht ihn sein ehemaliger Chef bei Ferrari zwei Mal im Monat. Das verriet Todt gerade erst in einem Interview mit dem „Corriere della Sera“. Und man kann sich sicher sein: Schumacher würde das gleiche für Todt tun, wenn das Schicksal anders entschieden hätte. Denn was beide verbindet, ist mehr als eine gemeinsame erfolgreiche Zeit bei Ferrari.
"Was wir erlebt haben, ist ein Teil von uns und geht weiter"
„Er, Corinna, die Familie: Wir haben viele gemeinsame Erfahrungen gemacht,", sagte Todt der italienischen Zeitung. Und das waren zunächst nicht nur gute. Denn nachdem Todt als Ferrari-Rennleiter den zweimaligen Champion Schumacher zur Scuderia geholt hatte, blieb der erhoffte Erfolg zunächst aus: In seiner ersten Saison 1996 gelangen Schumacher gerade mal drei Siege - in einem als „rote Badewanne“ bezeichneten, nicht konkurrenzfähigen roten Boliden.
Dabei waren die Erwartungen und Hoffnungen in Maranello und Italien mächtig – nach 17 Jahre ohne Weltmeistertitel. Doch auf den mussten die Ferraristi noch vier weitere lange Jahre warten – und mit jedem wuchs der Druck auf Todt und Schumacher. Nicht zuletzt nach Schumachers Rammstoß 1997 gegen Jaques Villeneuve, mit dem er im letzten Saison-Rennen den greifbaren Titel im Kiesbett versenkte. Schumacher wurden zur Strafe alle WM-Punkte gestrichen, er beendete damit die Weltmeisterschaft auf dem letzten Platz.

Doch Todt hielt seinem Top-Angestellten die Treue, erfüllte mit den Verpflichtungen der Benetton-Erfolgsväter Ross Brawn und Rory Byrne sogar dessen Personalwünsche. Das unverbrüchliche Vertrauen seines Chefs – zeigte Schumacher: Er kann sich auf Todt verlassen. Und Schumacher zahlte mit Loyalität zurück: Als er 1999 nach schwerem Unfall beim Großbritannien-GP und Schienbeinbruch nach langer Verletzungspause im vorletzten Saisonrennen zurückkehrte, stellte er sich in den Dienst des Teams und überließ seinem um den Titel kämpfenden Stallgefährten Eddie Irvine den Sieg.
Das Vertrauensverhältnis, das zwischen Todt und Schumacher in den ersten schweren Ferrari-Jahren wuchs, war einer Gründe für die späteren gemeinsamen Triumphe: Fünf Fahrer- und Konstrukteurstitel in Serie in den Jahren 2000 bis 2004 - die erfolgreichsten in der Geschichte der Scuderia – und im Leben von Schumacher und Todt.

"Die Schönheit dessen, was wir erlebt haben, ist ein Teil von uns und geht weiter“, sagte Todt im Interview mit „Corriere della Sera“. Zu dieser Schönheit gehört auch: Die Geburt von Schumachers beiden Kindern Gina-Maria (1997) und Mick (1999) und viele weitere ganz persönliche Momente, die Todt und Schumacher miteinander erlebten – auch nach dem Abschied des Rekordchampions von Ferrari 2005. Da waren aus einem Arbeitsverhältnis längst eine Freundschaft entstanden – und die verbindet beide bis heute.