Sie belästigte ihn in DessousMeschede: Pfarrer-Stalkerin (77) ist schuldfähig

Ist sie schuldfähig oder nicht? Darüber hat am Montag das Amtsgericht Meschede beraten. Die liebestolle Dame Christel G. (77) wird des Stalkings beschuldigt. Ausgerechnet Pfarrer Michael Hammerschmidt ist ihr Opfer. In den letzten 18 Jahren wurde immer wieder über diesen Fall verhandelt. Das Problem: Die Seniorin wurde 2017 für nicht schuldfähig befunden - sie konnte nicht verurteilt werden. Das änderte sich jetzt: Gutachter Dr. Josef Leßmann, der langjährige ärztliche Leiter der LWL-Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Warstein attestierte ihre Schuldfähigkeit. Die unheilige Show von Christel G. - im Video.

Pornografische Gegenstände und Dessous

ARCHIV - Die Angeklagte sitzt am 27.03.2014 in Meschede (Nordrhein-Westfalen) zu Beginn des Prozesses im Gerichtssaal. Seit mehr als einem Jahrzehnt hat ein katholischer Geistlicher aus dem Sauerland einen Schatten. Eine mittlerweile 73-Jährige stalkt den Pastor. Strafrechtlich ist sie schuldunfähig, doch vielleicht muss die Frau doch hinter Gitter.  Foto: Jörg Taron/dpa  (zu dpa: "Des Pfarrers Alptraum - muss Stalkerin doch hinter Gitter?" vom 24.06.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Frau stalkt in Meschede Pastor

Aufnahmen zeigen es: Diese Seniorin geht aufs Ganze. Wenn die Angeklagte in der Gemeinde von Pfarrer Hammerschmidt aufkreuzt, dann trägt sie oft nicht mehr als Reizwäsche. Sogar auf einem Auto räkelte sie sich schon, um den Geistlichen ihres Herzens zu beeindrucken. Das Problem: Der katholische Pfarrer hat kein Interesse - und darf wegen seines Berufs auch gar keins haben. Stichwort: Zölibat.

Mittlerweile leide der Mann wegen des Stresses durch die liebestolle Seniorin sogar an Bluthochdruck und Schlafstörungen, heißt es. Schuld daran sollen Situationen wie diese sein: Am 5. November 2017 soll die Angeklagte den Garten ihres Schwarms mit "Gegenständen mit sexuellem Bezug" dekoriert haben. Dann habe sie ihren Mantel geöffnet und sich Pfarrer Hammerschmidt nackt gezeigt. Zu viel für ihn - wegen Fällen wie diesem kam es mehrfach zur Anzeige.

Am Montag sagte er vor der Bekanntgabe des Gutachtens: "Ich hoffe, dass das Spielchen, das wir seit acht Jahren machen - Gutachten, Revision, neues Gutachten - heute ein Ende findet." Und seine Gebete wurden erhört: Ab sofort kann Christel G. verurteilt werden.

Direktorin des Amtsgerichts kennt den Fall seit 14 Jahren

Doris Goß, Direktorin des Amtsgerichts in Meschede, kennt den Fall bereits seit 14 Jahren. "Im Grunde genommen ist es so, dass es schon sehr lange geht. Ich war früher selber hier Strafrichterin und habe das auch selber schon verurteilt. Ich glaube die frühesten Aktenzeichen sind aus dem Jahr 2005", sagte sie. Die ältere Dame sei nie verurteilt worden, weil das nicht möglich sei, wenn man von einem Gutachter als "nicht schuldfähig" eingestuft werde. Das sei bei der angeblichen Stalkerin regelmäßig der Fall gewesen.

Auch Bernd Hammerschmidt, der Bruder des Pfarrers, hat schon die Bekanntschaft der Stalkerin gemacht. "Ich bin ratlos und hoffe, dass das Leiden für meinen Bruder bald ein Ende hat", sagte er am Montag im Gericht.