Erdogan-Gegner erschießt zwei Kollegen in Sindelfingen
Tödliche Schüsse in Mercedeswerk: Streit um Türkei-Wahl wohl der Auslöser

Streit um Politik: Kollegen erschossen!
Während der laufenden Produktion in einem Mercedes-Werk in Sindelfingen erschießt ein 53-Jähriger zwei seiner Kollegen. Der Mann sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Totschlag in zwei Fällen vor. Jetzt werden erste Details zu den Hintergründen bekannt: Nach RTL-Informtionen war ein Streit über die bevorstehenden Wahlen in der Türkei der Auslöser.
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Zwei Kollegen in Mercedeswerk erschossen: politisches Motiv wahrscheinlich

Der tatverdächtige Türke soll nach Informationen von RTL ein Gegner des türkischen Präsidenten Erdogan gewesen sein. Während der Arbeit geriet er über die Wahlen in seiner Heimat mit seinen beiden Kollegen aneinander. Bei den 44 Jahre alten Männern soll es sich um Anhänger Erdogans gehandelt haben. Alle drei Männer waren Mitarbeiter der externen Logistikfirma Rhenus. Mit welcher Waffe der 53-Jährige feuerte und warum er sie überhaupt dabei hatte, ist noch nicht bekannt.
Polizei und Staatsanwaltschaft halten sich aus ermittlungstaktischen Gründen zu den Hintergründen bedeckt. „Das Tatmotiv ist weiter unklar“, heißt es in einer Stellungnahme der zuständigen Staatsanwaltschaft. Man schließe derzeit nichts aus, auch keine politische Motivation.
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Tiefe Betroffenheit nach Tötungsdelikt in Sindelfingen

Mercedes-Benz äußerte sich „zutiefst bestürzt und geschockt“ über die Tat. Die Produktion in Halle 56, in der sich die Tat ereignete, bleibt vorerst gestoppt. „Wir haben uns dazu entschieden, hier die Arbeit bis zum Ende der Woche ruhen zu lassen“, sagte ein Sprecher des Autobauers. Bis einschließlich Sonntag soll dort nicht gearbeitet werden. Wie viele Beschäftigte davon betroffen sind, blieb offen. Die Halle sei von den Behörden wieder freigegeben worden, sagte der Sprecher. Es handle sich um eine Entscheidung des Unternehmens. Auf dem restlichen Werksgelände soll die Fertigung weiterlaufen.
Der Werksschutz hatte den Tatverdächtigen überwältigt. Er ließ sich widerstandslos von der Polizei festnehmen. Nach Angaben der Ermittler geschah das wenige Minuten nach Eingang des ersten Notrufs, der die Einsatzkräfte gegen 7.45 Uhr erreicht hatte.
Das Sindelfinger Werk von Mercedes-Benz hat eine mehr als hundertjährige Geschichte. Dort arbeiten etwa 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben der E-Klasse rollen auch die S-Klasse sowie deren elektrisches Pendant EQS in Sindelfingen vom Band. (dpa/sbl)
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