Flexi-Flügel: Verbiegen die Bullen das Reglement?

Mercedes droht Red Bull: Es kann „sehr schmutzig“ werden

Formula One F1 - Bahrain Grand Prix - Bahrain International Circuit, Sakhir, Bahrain - March 26, 2021  Mercedes' Team Principal Toto Wolff with Red Bull Team Principal Christian Horner during the press conference  FIA/Handout via REUTERS   ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. NO RESALES. NO ARCHIVES
Mercedes-Sportchef Toto Wolff (l.) und Red-Bull-Teamchef Christian Horner: Wird es jetzt schmutzig?
gb, REUTERS, HANDOUT

Es geht um wenige Quadratzentimeter am Ende des Red-Bull-Boliden – die könnten jedoch aus der Sicht von Mercedes-Sportchef Toto Wolff entscheiden sein, gerade beim nächsten Grand Prix in Baku. Wolff fordert daher die Regelhüter zum Einschreiten auf, ansonsten könne es "sehr schmutzig" werden, drohte der Österreicher. In der Formel 1 droht der Streit um die sogenannten Flexi-Flügel zu eskalieren.

Red Bulls Kniff mit dem Flügel

Darum geht es: Der Heckflügel von Red Bull soll sich bei hohem Tempo auf den Geraden dem Druck der Luft beugen und nach hinten biegen. Der Flügel wird flacher, bietet weniger Luftwiderstand und ermöglicht so höhere Geschwindigkeiten. In den Kurven nimmt er wieder die ursprüngliche, steilere Form an, bringt so den nötigen Abtrieb und ermöglicht so auch dort ein höheres Tempo.

"Wenn diese Flügel in Baku zum Einsatz kommen", sagt Mercedes-Sportchef Wolff, "dann bringen sie einen Vorteil, und dann geht die Sache zu den Stewards. Und wenn die Stewards nicht ausreichen, dann geht es vor das Berufungsgericht." Zwar hat der Weltverband FIA schon eine Präzisierung des Reglements für das nachfolgende Rennen in Frankreich (20. Juni) angekündigt, Wolff hält diese Entscheidung aber für "halbgar".

Flexi-Flügel - perfekt für die Strecke in Baku

Der Grund für Wolffs Ärger: Die Flexi-Flügel sind perfekt für den Stadtkurs von Baku. Im langsamen Kurvengewirr der Altstadt braucht es hohe Flügel für starken Anpressdruck, auf der 2,2 Kilometer langen Top-Speed-Passage in Richtung Ziel aber sind diese nur im Weg - der biegsame Flügel löst das Problem. Einige Experten haben einen Vorteil von etwa einer halben Sekunde pro Runde errechnet.

Möglich macht das eine Grauzone des Reglements, das sich aus zwei verschiedenen Artikeln ergibt. Zwar müssen Teile, die der aerodynamischen Performance dienen, unbeweglich sein. Alle Teile werden jedoch vor dem Einsatz auf ihre Beweglichkeit unter Last getestet, dabei ist ein gewisser Grad an Flexibilität erlaubt. Und den Test hat der Red-Bull-Flügel bestanden.

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Warum Mercedes auf Krawall macht

Aus Sicht von Wolff ist er dennoch nicht regelkonform. Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn sieht das jedoch anders. Der Brite glaubt nicht, dass durch einen Protest das Rennergebnis angefochten werden könne: "Ich wäre erstaunt." Für Brawn, seit gut 40 Jahren in der Königsklasse, ist dieses Thema ohnehin kein sonderlich heißes. Erfunden hat Red Bull den Flexi-Flügel nämlich keineswegs: "Das ist wahrscheinlich Version 27 in der Geschichte der Formel 1."

Und Brawn ist auch lange genug dabei, um zu wissen, warum Mercedes ausgerechnet jetzt auf Krawall macht: Mercedes ist für den Moment nicht mehr die erste Kraft. In der Fahrerwertung liegt Red-Bull-Star Max Verstappen vier Punkte vor Rekordweltmeister Lewis Hamilton, und auch in der Team-WM hat der Brause-Rennstall mit einem Zähler die Nase vorn. Der Bulle von Verstappen ist in dieser Saison auf allen Strecken stark, auf vielen stärker als Mercedes – in Titel-Kampf geht es damit um jeden einzelnen Punkt.