Regeländerungen spalten das Fahrerlager
Maßnahmen wegen "Bouncing": Verstappen kritisiert FIA-Eingriff

Wettbewerbsverzerrung oder notwendiger Eingriff zur Gefahrenabwehr in der Formel 1? Die vom Automobil-Weltverband FIA beschlossenen Maßnahmen zur Verringerung des „Bouncing“, des charakteristischen Hüpfens der neuen Fahrzeuggeneration, spaltet das Fahrerfeld. Einige Piloten ärgern sich über die Regelhüter – an erster Stelle Titelverteidiger Max Verstappen.
Verstappen: Das ist nicht korrekt
„Egal, ob es uns hilft oder schadet: Ich bin nicht der Ansicht, dass Regeländerungen in der Saison korrekt sind", machte der Red-Bull-Pilot seinem Ärger Luft. Auch Titelrivale Charles Leclerc von Konstrukteurs-Konkurrent Ferrari äußerte sich kritisch. Der Monegasse sieht die Ingenieure in der Pflicht: "Das Team muss mir ein Auto geben, mit dem ich fahren kann."
Die Mehrheit der Fahrer sieht die Sache allerdings anders, viele begrüßten die Entscheidung der FIA ausdrücklich. Etwa Rekordchampion Lewis Hamilton, der beim vergangenen Rennen in Baku besonders unter dem auch „Porpoising“ genannten Hüften gelitten und über heftige Rückenschmerzen wegen des dauerhaften Aufsetzens seines Mercedes geklagt hatte. "Es ist positiv, dass die FIA daran arbeitet“, sagte der 37-Jährige. „Es geht auch darum, dass die künftigen Fahrergenerationen nicht unter Rückenschmerzen leiden."
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Kleine Hammerschläge quälen die F1-Piloten
Vettel: Gut, dass FIA Sicherheit über Performance stellt
Auch der 26-jährige Pierre Gasly zeigte sich „mehr als glücklich“, dass die FIA das Problem ernst nehme. Der AlphaTauri-Pilot hatte nach dem Hoppel-Rennen in Baku in der vergangenen Woche besonders energisch Maßnahmen gefordert. Man dürfe die Fahrer nicht vor die Wahl stellen zwischen "Gesundheit und der Performance". Er wolle nicht mit 30 Jahren einen "Krückstock" benötigen.
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Der viermalige Champion Sebastian Vettel begrüßte das Eingreifen der FIA ebenfalls. "Es kann nicht sein, dass wir Fahrer für den Rest des Lebens körperlich angeschlagen sind", sagte der Aston-Martin-Mann. "Da ist es gut, dass die FIA die Sicherheit über die Performance stellt." Altstar Fernando Alonso räumte ein, als Fahrer sei "es manchmal schwierig, zum Team zu gehen und um weniger Performance zu bitten, weil uns etwas weh tut".
FIA-Direktive: Teams müssen "Bouncing" reduzieren
Die FIA hatte am Donnerstag eine technische Direktive herausgegeben, die das Hüpfen der Autos „verringern", am besten sogar "beseitigen" soll. Die Vorgaben müssen bereits beim anstehenden Großen Preis von Kanada (Sonntag, 20 Uhr live im Ticker auf RTL.de) von den Teams umgesetzt werden. „In einem Sport, in dem die Teilnehmer mit Geschwindigkeiten von über 300 km/h fahren, muss die gesamte Konzentration eines Fahrers auf diese Aufgabe gerichtet sein, und übermäßige Müdigkeit oder Schmerzen eines Fahrers könnten erhebliche Folgen haben, wenn sie zu einem Konzentrationsverlust führen", erklärte die FIA und verwies auf "Bedenken in Bezug auf die unmittelbaren körperlichen Auswirkungen auf die Gesundheit der Fahrer".
Unser Experte Felix Görner erklärt im Video unten, welch gravierende Auswirkungen das Maßnahmenpaket der FIA haben kann.
RTL-Reporter erklärt Regeländerung
Wer profitiert am meisten von der neuen Regelung?
Die große Frage lautet nun: Wer profitiert am meisten von der neuen Regelung - von den Piloten einmal abgesehen. Branchenführer Red Bull, der das Bouncing bislang vergleichsweise gut im Griff hatte? Oder doch Ferrari und die Teams des vorderen Mittelfelds um Mercedes?
Während Gasly glaubt, dass sich die Hackordnung durch die Anpassungen allenfalls "minimal" verändern wird, hält etwa Haas-Teamchef Günther Steiner "grundlegende" Veränderungen im Kräfteverhältnis für möglich. Der Kanada-GP wird zeigen, wer richtig liegt. (dpa/sid/wwi)