Unangenehme Fragen im Townhall-MeetingMark Zuckerberg muss nach Entlassungswelle bei Meta viel Kritik einstecken

13.000 Angestellte hat der Facebook-Mutterkonzern Meta Anfang des Jahres vor die Tür gesetzt. Jetzt rollt die zweite Welle. Die verbliebenen Angestellten äußern gegenüber Chef Mark Zuckerberg nun scharfe Worte.
Weitere 4000 Meta-Mitarbeiter wurden entlassen
Es ist der Kater nach dem Rausch. Der gigantische Boom zu Beginn der Pandemie hatte in der Techbranche einen Jobrausch ausgelöst. Dann kam Anfang des Jahres das dicke Ende: Mehr als 150.000 Angestellte im Silicon Valley verloren ihren Job. Bei Meta, dem Mutterkonzern von Facebook und Instagram, wurde nun erneut die Axt angelegt, mehr als 4000 Mitarbeiter wurden entlassen. Bei den Verbliebenen löst das eine tiefe Verunsicherung aus, die sie CEO Mark Zuckerberg nun regelrecht um die Ohren schlugen.
Bei einem sogenannten Townhall-Meeting musste sich der Facebook-Gründer viel Unverständnis anhören. "Ihr habt die Moral und den Glauben in die Führung bei vielen Leistungsträgern in den Grundfesten erschüttert", warf ihm einer der Angestellten in der virtuellen Runde laut dem "Wall Street Journal" vor. Und stellte eine harsche Frage: "Warum sollten wir hier weiter bei Meta arbeiten?" Zuckerberg fiel dazu wenig erhellendes ein. Keine Firma erreiche so viele Menschen, argumentierte er. "Wenn man Milliarden Menschen erreichen und einen riesigen Einfluss haben will, ist das hier ein großartiger Ort dafür", versuchte er die Firma zu verteidigen.
Harte Kritik an Facebook-Gründer Mark Zuckerberg
Ob das die Stimmung retten kann, ist allerdings fraglich. In riesigen Gruppenchats hatten sich zahlreiche Angestellte direkt nach der Ankündigung über die Entlassungen ausgetauscht, der Frust war groß, wie "Insider" berichtet. Die Einschnitte trafen Angestellte quer durch die Firma, von Facebook und Instagram bis zum Team von Metas Bemühungen zum Einstieg in die virtuelle Realität. Ein Progammiererteam, das sich um das automatische Herausfiltern von Falschmeldungen kümmerte, wurde laut "The Verge" zu 75 Prozent entlassen.
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Hatte man die erste Entlassungswelle noch auf exzessive Neueinstellungen schieben können – eine Mitarbeiterin aus der Personalabteilung hatte geprahlt, 190.000 Dollar fürs Nichtstun erhalten zu haben – waren diesmal auch Ausnahmetalente unter den Entlassenen. Nach Informationen des "Insider" sollen selbst Mitarbeiter ihren Job verloren haben, die in Personalgesprächen Bestbewertungen erhalten hatten. Wer nicht gehen musste, bekam demnach eine Mail, die betonte, dass seine "Position nicht von den aktuellen Streichungen betroffen" sei. "Das ist wie bei den Hunger Games", schrieb ein Angestellter laut "The Street".
Mark Zuckerberg schließt weitere Entlassungen nicht aus
Dass in der Führung kaum Streichungen stattfanden, stieß ebenfalls sauer auf. "Wo ist die Verantwortung?" fragte ein Mitarbeitender. "Warum erhält das Führungsteam Top-Bewertungen, wenn sie direkt für die Entscheidungen verantwortlich sind, die uns in diese Situation gebracht haben, dass wir nun 20 Prozent der Belegschaft entlassen müssen?". Er sei zufrieden mit der Leistung der Führung, entgegnete Zuckerberg.
Versprechen, dass dies nun die letzte Entlassungsrunde sei, wollte er aber nicht aussprechen. "Ich denke, wir sind in einer gutem Situation", sagte er laut dem "Wall Street Journal". "Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, deshalb will ich lieber nichts versprechen. Ich kann aber sagen, dass wir keine weiteren Pläne haben", betonte er. Damit widersprach er allerdings einer späteren Aussage. Die aktuelle Welle sei die härteste gewesen, versprach er. Und deutete dann doch an, dass noch etwas kommen könnte. "Wir wollten das schwerste zuerst aus dem Weg haben. Und das ist, was gerade angekündigt wurde." Beruhigend dürfte das für die verbliebenen Mitarbeiter nicht klingen.
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de.