Der Anruf an die Bayern-Bosse schmerzte besonders
Manuel Neuer über seine Tränen und den Kloß im Hals nach dem Skiunfall
Manuel Neuers Skiunfall nach der Fußball-WM brachte Deutschland nach dem Debakel in Katar direkt die nächste Schock-Nachricht ein. Wie der Kapitän der deutschen Nationalelf und des FC Bayern München jetzt erklärt, übermannten ihn im Moment des Unglücks selbst die Emotionen.
"Verarsch mich nicht, wo bist Du?"
„Dann habe ich einen Kloß im Hals, und die Tränen kullern. Ich habe nur noch ‘Ruf den Mannschaftsarzt an’ rausgebracht“, erklärt der 37-Jährige seine ersten Worte nach seinem Unfall gegenüber der Süddeutschen Zeitung.
Über die Schwere seiner Verletzung machte sich der Torhüter dagegen erst einmal Illusionen: „Es gab erst mal die Hoffnung, dass nicht so viel kaputt ist. Ich habe zwar nicht gebetet, aber mich eigentlich selbst angelogen. Man sagt sich: ‘Das wird schon nicht so viel sein.’ Meine Freunde haben sich hinterher alle gewundert, als herauskam, wie schlimm es war. Ich war schnell zuversichtlich, dass das alles wieder wird. Aber meinen engsten Vertrauten und Verwandten mitzuteilen, dass ich operiert werden musste, das hat mich umgehauen. Da bin ich emotional, es packt mich richtig. Du bist dann am Telefon und hörst den anderen sagen: Verarsch’ mich nicht, wo bist du? Da reden doch Leute im Hintergrund.“
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"Ich bin da kein Schisshase, der sich wegduckt"
Dem FC Bayern brachte der Ausfall seines wohl wichtigsten Spielers enorm viel Arbeit in der Winterpause ein, denn es musste ein adäquater Ersatz gefunden werden, der im Gegensatz zu Langzeit-Vertreter Sven Ulreich über alle Zweifel erhaben ist. Diese Tatsache ist Neuer bewusst und er und bringt ihm laut eigener Aussage ein schlechtes Gewissen ein: „In dem Sinne, dass jetzt viel Arbeit auf die Verantwortlichen zukommt und ich damit eventuell der Mannschaft schade: Ja. Das will ich natürlich nicht.“
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Die Verantwortlichen seien aber sofort informiert worden: „Nicht in der kurzen Zeit in der Notaufnahme, aber dann nach der OP, am nächsten Tag. Ich habe sofort ein Bild in unsere Whatsapp-Gruppe gestellt und mich entschuldigt. Ich habe mit den Verantwortlichen telefoniert und gesagt, dass mir das leidtut. Ich bin da kein Schisshase, der sich wegduckt. Ich habe alles erklärt, auch die Hintergründe.“
"Das war nicht Ischgl oder Sölden, sondern mein Hausberg am Tegernsee"
Über eben jene Hintergründe spricht Neuer im Interview ebenfalls. Und will damit den Zweck seiner spontanen Skitour rechtfertigen, die aus seiner Sicht mitnichten eine Freizeit-Veranstaltung war. Stattdessen nutzte der mehrmalige Welttorhüter die Aktion als „Therapie“. Zuvor lief er nach der Rückkehr aus Katar an zwei auffeinanderfolgenden Tagen zehn Kilometer: „Andere reden mit Psychologen, ich bin laufen gegangen, am dritten Tag wandern und am vierten Tag auf eine Skitour mit engen Freunden aus der Gegend hier. Ich fahre seit über 30 Jahren Ski, für mich ist das wie Brötchenholen. Felle an, Berg hoch und Piste runter. Bei uns heißt das auch ‘Schwabenrunde’, weil man nicht für den Lift zahlt.“
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Also aktive Erholung von all den negativen Ereignissen in Katar. Allerdings mit einem traumatisierenden Ausgang. „Unter dem Schnee war irgendetwas, was mich gestoppt hat. Ich hatte vielleicht eine Geschwindigkeit von zehn, zwölf Stundenkilometern. Das war nicht Ischgl oder Sölden, sondern mein Hausberg am Tegernsee“ , rechtfertigt Neuer den eigentlich mit kalkuliertem Risiko zu bewältigen Ausflug und räumt mit Party-Vorwürfen auf: „Von wegen: Wir hauen uns auf der Hütte den Marillenschnaps rein und rasen runter. Das war eine Trainingseinheit – Regeneration für Körper und Psyche. Ich bin diese Strecke schon zigfach runtergefahren. Das ist eigentlich Kindergeburtstag.“ (lde)