Was Touristen wissen sollten Mallorca-Urlauber aufgepasst! Aquarium Palma wildert Haie aus

Hai-Alarm vor Mallorca! Vor der Küste von Mallorca, genauer in der Bucht Cala Llombards, sichteten Anwohner vor ein paar Tagen einen zwei Meter langen Blauhai. Dabei kam das Tier dem Land so nah, dass es beinahe gestrandet wäre. Tatsächlich ist der Blauhai nicht der einzige Fisch dieser Art vor den Küsten der Insel, das Palma Aquarium wildert aktuell Katzenhai-Jungtiere aus. Könnte das an den Stränden zur Gefahr werden?
Meeresbiologin gibt Entwarnung: Katzenhaie sind total ungefährlich
Die Tiere seien Teil eines Zuchtprogramms, um das Aussterben einiger heimischer Haiarten zu verhindern, heißt es in einem Bericht der Rheinischen Post. Die Zeitung beruft sich dabei unter anderem auf die Fischereiministerin Mae de la Concha. Die habe erst kürzlich mitgeteilt, dass man im Meeresschutzgebiet rund um die Insel Cabrera 20 Katzenhaie ausgewildert habe.
Auf RTL-Nachfrage erklärt Antonio Maria Grau Jofre, Biologe und Regierungsmitarbeiter, dass die Forscher zunächst mit der Aussetzung des Ammenhais (Scyliorhinus stellaris) begonnen hätten. „Das vom Govern de les Illes Balears (zu dt. Regierung der Balearen) durchgeführte Programm zur Wiederansiedlung von Haien zielt nicht nur darauf ab, die Populationen von Haien (und Rochen) in den Küstengebieten zu erholen, sondern auch darauf, der breiten Öffentlichkeit die Bedeutung und die Schlüsselrolle dieser Tiere in den marinen Ökosystemen des Mittelmeers näher zu bringen“, so Grau Jofre. Laut dem Biologen sei das Mittelmeer durch die Ausrottung der Tiere eines der kränksten Gebiete des Planeten.
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Aber müssen sich Menschen an Mallorcas Stränden nun darauf einstellen, vermehrt mit Haien in Berührung zu kommen? Nein, beruhigt Heike Zidowitz vom World Wide Fund For Nature (WWF). „Die sind klein und leben eher am Boden“, so die Meeresbiologin und Hai-Expertin im Gespräch mit RTL. „Die haben gar kein Interesse daran, an den Strand zu uns Menschen zu kommen.“
Außerdem sind Haie im Mittelmeer keine Seltenheit. Laut dem WWF sind da nicht nur Katzen- und Blauhaie heimisch, sondern auch der Sandtigerhai und der Heringshai. Selbst Weiße Haie gibt es dort. Aber keine Sorge: „Es ist in keiner Weise so, dass man mit einem Hai im Wasser ist und sofort gefressen wird“, beruhigt Zidowitz.
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Das müssen Strandurlauber beachten
Das bestätigt auch Grau Jofre. Haie seien sehr friedliche Lebewesen, nähere sich ein Hai dem Strand, so sei er vermutlich verletzt oder schwer krank. Oder er strandet. Doch wie sollten sich Strandbesucher dann verhalten?
„Die Polizei zu rufen, ist schon gut“, sagt Zidowitz. Die haben auf jeden Fall Experten an der Hand, denen sie dann Bescheid geben. Wer sich traue, könne das Tier auch selbst wieder zurück ins Wasser setzen. „Im Gegensatz zu Delfinen und Walen, die über die Lunge atmen, muss ein Hai so schnell wie möglich wieder zurück ins Wasser“, so Zidowitz. Gefahr gehe von dem Tier erst einmal nicht aus: „Ein gestrandeter Hai ist ja nicht auf Jagd, sondern in Not.“
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Die schonendste Art, das Tier zurückzusetzen: Es unter den Bauch greifen und ins Wasser tragen. „Wenn der Hai jedoch zu schwer und niemand in der Nähe ist, mit anzupacken, kann man ihn auch am Schwanz nehmen und sanft ins Wasser ziehen“, sagt die Meeresbiologin. „Da kann man nicht viel kaputt machen. Lieber so als gar nicht.“ Hauptsache, man greife nicht in die Kiemen des Tieres, da könne man es leicht verletzen. „Man bringt den Hai ins Flachwasser und schiebt etwas von hinten an. Meist fangen die Tiere dann schon an, mit der Schwanzflosse zu schlagen und schwimmen weg.“
Und auch wenn man noch im Wasser sei und einen Hai sehe, müsse man nicht sofort flüchten. „Einfach ruhig bleiben, im Auge behalten und anderen Schwimmern Bescheid sagen“, empfiehlt Zidowitz. Wer sich mit dem Tier im Wasser nicht wohl fühle, solle langsam rückwärts aus dem Wasser gehen.
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"Die Anwesenheit der Haie ist ein Indikator für eine gesunde Umwelt"
Die Auswilderung der Haie kann Zidowitz nur begrüßen. „Das Mittelmeer ist der gefährlichste Ort für Haie“, sagt sie. Von den über 80 Hai- und Rochenarten, die dort leben, sei die Hälfte bereits auf der Roten Liste und werde dennoch weiterhin gejagt. „Das Mittelmeer ist das überfischste Meer der Welt.“
Leider genießen Haie einen schlechten Ruf aufgrund eines durch das Kino verzerrten Bildes bedauert Grau Jofre. Deswegen fordert er das Image der Tiere zu verbessern und will zeigen, dass „ihre Anwesenheit ein Indikator für eine gesunde Umwelt ist“.
Obwohl laut dem Biologen alle Hai- und Rochenarten Probleme haben, konzentriere sich das Programm auf kleine und mittelgroße benthische Haiarten, da diese in Gefangenschaft leicht zu halten und nach dem Aussetzen relativ sesshaft seien. „Die Exemplare wurden in einem tiefen Bereich des Nationalparks Cabrera ausgesetzt, und weitere Aussetzungen sind im Meeresschutzgebiet der Inseln Toro und Malgrats an der Westküste Mallorcas geplant“, so Grau Jofre. Alle Tiere seien mit einem elektronischen Sender ausgestattet, der es den Forschern ermöglicht, die Bewegungen der Tiere über Jahre hinweg zu verfolgen.