Mannschaft und Bosse angeknockt
Mainz zerlegt Tuchel-Truppe in nur 14 Minuten: Jetzt zittert Bayern sogar um die Meisterschaft

Die Bayern stolpern immer tiefer in die Krise.
Drei Tage nach dem Champions-League-Aus gab’s die nächste Klatsche für die Münchner: 1:3 (1:0) unterlag das FCB-Starensemble beim FSV Mainz 05, verspielte mit einer desaströsen Leistung nach der Pause die Führung – und auch die Tabellenspitze; vielleicht sogar die Meisterschaft. Die Bayern-Bosse, Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic, wirkten auf der Tribüne wie versteinert. Die Kritik an ihnen dürfte jetzt noch lauter werden.
Matthäus: Bayern-Leistung „unterirdisch“
Den Anfang machte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus unmittelbar nach Abpfiff: Die Leistung sei insbesondere in der zweiten Halbzeit „unterirdisch“ gewesen, sagte Matthäus bei Sky. „Das war schlecht, es war nicht der Kampfgeist da, es war nicht der Wille da.“ Der Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel habe „im Endeffekt gar nichts gebracht“. Es müsse „Tacheles“ geredet werden, forderte Matthäus. „Und vielleicht werden dann auch gewisse Positionen im Verein geändert - nicht nur auf dem Platz.“
Fest steht: Die Entscheidung von Kahn und Salihamidzic, Nagelsmann gegen Tuchel auszutauschen, wird mit jeder Partie fragwürdiger. Zwei verpasste Titel und gerade mal zwei Siege aus sieben Partien – die Bilanz von Tuchel seit seinem Amtsantritt an der Säbener Straße ist verheerend. Davor hatten die Bayern noch die Chance auf das Triple. Nun droht die erste titellose Saison seit 2012.

Tuchels Konzept geht nicht auf
Wenig überzeugend war auch das taktische Konzept, dass Tuchel für seine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte in Mainz (2009 bis 2014 Chefcoach) ausgetüftelt hatte. Zwar ging sein Team durch ein Tor von Sadio Mané (29. Minute) in Führung. Doch nach der Pause brachen die Münchner ein. Die Mainzer dagegen drehten auf – und durch Ludovic Ajorque (65.), Leandro Barreiro (73.) sowie Geburtstagskind Aarón Martín (79.) sensationell die Partie.
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Drei Gegentore in einer Halbzeit - das war den Bayern in dieser Saison bis dahin noch nicht passiert. Mainz benötigte dafür nur 14 Minuten wie im Rausch. Vor allem die aggressive Vorwärtsverteidigung der Hausherren bereiteten den Bayern sichtlich Probleme, zudem leisteten sich wieder einmal dicke Patzer in der Defensive.
Müller ratlos - Tuchel frustriert
"Wir sind auf jeden Fall angeknockt", sagte Thomas Müller, der eine seiner schlechtesten Partien im FCB-Trikot zeigte, bis zu seiner Auswechslung in der 75. Minute kaum auffiel. Er sei "ratlos" und habe "keine Erklärung" für den erschreckenden Auftritt, gab Müller zu. Tuchel rauschte gleich nach dem Abpfiff frustriert in die Kabine ab. "Es ist einfach zu viel passiert. Die Mannschaft kann sich nicht mehr auflehnen. Das schaffen wir gerade nicht“, sagte er später bei Sky.
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Die mitgereisten Bayern-Fans pfiffen ihr Team nach Spielende wild gestikulierend aus. Doch ihr Unmut richtet sich vor allem gegen die Führungsriege. Schon vor dem Debakel in Mainz hatten sich bei einer Forsa-Umfrage von RTL 66 Prozent der Fußballanhänger für einen Rauswurf von Sportvorstand Salihamidzic ausgesprochen. 46 Prozent wollen das Vorstandschef Kahn geht.
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Kahn explodiert und geht auf die Mannschaft los
Der wiederum reagierte nach der 1:3-Pleite so, wie er es in seiner Karriere immer getan hat: Der ehemalige Torwart-Titan ging in die Offensive und machte die Mannschaft für die sportliche Misere verantwortlich: Jeder Einzelne müsse sich "selbst an die Nase fassen und sich fragen, ob das wirklich das ist, was reicht, um die Ziele zu erreichen", polterte der Bayern-Chef und machte deutlich: Er selbst werde "keinen Millimeter nachgeben, auch nicht in dieser Saison“. Fakt bleibt: Nicht nur die Mannschaft, auch die Bayern-Führung ist angeknockt. (sid/dpa/wwi)
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