Gespaltene ReaktionenWeihnachtsmarktklassiker rassistisch? Historikerin empört sich über Lumumba

Eine Tasse heiße Schokolade mit Sahne steht an einem Stand auf dem Weihnachtsrummel „Winterzauber Berlin“. Ungeachtet steigender Corona-Infektionszahlen ist in Berlin die Weihnachtsmarkt-Saison gestartet.
Der Streit um diese Leckerei ist so gar nicht süß - denn die Bezeichnung Lumumba soll rassistisch sein
picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Monika Skolimowska

„Eine Lumumba, bitte“ – diese Bestellung könnte zu Problemen führen.
Die heiße Schokolade mit Schuss, die zu den Klassikern auf dem Weihnachtsmarkt gehört, sorgt derzeit für Diskussionen im Netz. Denn eine Historikerin hat darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung Lumumba rassistisch sei. Die Reaktionen sind gespalten.

Heiße Schokolade mit Schuss nach erschossenem, schwarzen Politiker benannt?

Die Historikerin und ehemalige Grünen-Stadträtin Annalena Schmidt hat der Diskussion um den Getränkenamen Lumumba neues Feuer verliehen. Sie sagt: Die Bezeichnung sei rassistisch. Auf X (früher Twitter) schreibt sie: „Patrice Lumumba steht für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika! Er wurde erschossen! Und ihr benennt ,Kakao mit Schuss‘ nach ihm!“

Tatsächlich ist sie nicht die Erste, die auf die scheinbar problematische Namensgebung des beliebten Weihnachtsgetränks hinweist. Schon 2011 sagte der im Kamerun geborene und mittlerweile in Österreich lebende Journalist und Medienkritiker Simon Inou, die Bezeichnung Lumumba sei rassistisch. Das bestätigte im vergangenen Jahr Tahir Della, Pressesprecher der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, im Interview mit dem WDR.

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Reaktionen sind gespalten

Dennoch: Auf vielen Weihnachtsmärkten kann man nach wie vor das Getränk Lumumba bestellen. Und auch unter dem Post der Historikerin Annalena Schmidt auf X, der mittlerweile gelöscht wurde, herrscht Uneinigkeit. Während einige schockiert über den Hintergrund des Getränks sind oder sich wünschen, dass es nicht mehr unter dem Namen verkauft wird, können andere die Kritik nicht nachvollziehen.

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So heißt es etwa, dass „niemand (...) einen Kakao mit Schuss mit rassistischen Hintergedanken“ trinke und man nicht „alles mit Rassismus in Verbindung“ bringen müsse. Allerdings sagte Tahir Della, Pressesprecher der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, bereits 2022, dass nicht nur eine rassistische Intention problematisch sei. Denn durch die Benennung würden „schwarze Menschen (...) zu Objekten degradiert.“ Doch wer war Patrice Lumumba überhaupt?

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Wer war Patrice Lumumba?

Lumumba war ein kongolesischer Politiker und erster Premierminister der heutigen Demokratische-Republik Kongo. Er war Vorkämpfer der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung. 1960 gab es, mit Unterstützung der USA, einen Putsch, nach dem Lumumba von einem Erschießungskommando seiner Widersacher ermordet wurde. Er galt als charismatischer Anführer und wurde nach seinem Tod zu einer Symbolfigur.

Wichtig: Obwohl viele Menschen einen rassistischen Zusammenhang zu dem beliebten Weihnachtsmarktgetränk Lumumba sehen, ist es nicht eindeutig geklärt. Es ist also möglich, aber nicht sicher. Falls ihr nun nicht wisst, was ihr tun sollt: Bestellt einfach eine heiße Schokolade mit Schuss. Die schmeckt nämlich immer gleich gut – egal, unter welchem Namen. (lkö)