05. August 2021 - 13:56 Uhr
Frau muss vor Gericht aussagen
Es ist eine skrupellose Masche, die für gebrochene Herzen und oft auch leere Konten sorgt: Betrüger nehmen über das Internet Kontakt auf, meistens zu Frauen, bauen erst eine emotionale Beziehung auf und fordern dann Geld. Love Scamming oder auch Romance Scamming wird diese Masche genannt. In Hannover stehen nun eine Frau und ein Mann vor Gericht, die das Geld entgegengenommen und weitergegeben haben sollen. Das Opfer (32) erzählt, wie sie überhaupt auf den Betrug hereinfallen konnte.
Nach dem Vertrauensaufbau kommt die Geldforderung
Genannt werden möchte die 32-Jährige nicht, zu unangenehm ist ihr, was ihr passiert ist. Dennoch muss sie vor dem Amtsgericht Hannover genau das nun dem Richter erzählen: 2018 fällt sie auf einen mutmaßlichen Betrüger herein. Er nennt sich "Deniz", sagt er komme aus der Türkei und wolle nach Deutschland. Sie telefonieren und chatten miteinander. Vor Gericht sagt die 32-Jährige, sie sei depressiv gewesen, durch den Kontakt habe sie "den Stress vergessen." Dass die Frau labil ist und eine Vertrauensperson sucht, nutzt "Deniz" offenbar aus und fordert schließlich Geld. Er sagt der 32-Jährigen, er wolle von der Türkei nach Deutschland kommen und müsse damit den Schleuser bezahlen.
Wie Sie sich vor dieser Masche schützen können, lesen Sie hier.
Sie gab für ihn ihr Erspartes
"Er konnte einen richtig gut um den Finger wickeln", beschreibt die Frau den mutmaßlichen Liebesbetrüger vor Gericht. Im Chat habe er geschrieben, dass er ihre Hilfe brauche: "Ich schwör's dir" soll "Deniz" beteuert haben. Irgendwann habe er gedroht, den Kontakt abzubrechen. Die 32-Jährige erzählt, dass sie vorher selber nie gedacht habe, auf so eine Masche hereinzufallen. Doch in ihrer emotionalen Notlage tut sie genau das. Sie übergibt einmal 4.000 Euro an eine unbekannte Frau, ein zweites Mal 4.500 Euro an Erol G., der nun in Hannover angeklagt ist. Es sind die Ersparnisse der Altenpflegerin. Sie wollte davon eigentlich mal eine Reise machen.
Mutmaßlicher Betrüger ist untergetaucht

800 Euro bekommt sie bei dem Gerichtstermin von Erol G. zurück, er entschuldigt sich bei ihr. Die andere Angeklagte, Gazal B., ist die Mutter von "Deniz", sie soll einen Teil des Geldes in die Türkei überwiesen haben und ist gemeinsam mit Erol G. wegen Geldwäsche angeklagt. Gazal B. äußert sich vor Gericht nicht zu dem Vorwurf. Ihr Sohn ist seit der Tat verschwunden. Für das 32-jährige Opfer war der Gerichtstermin nicht leicht, vermutlich genau so wie die Erkenntnis, wohl auf einen Liebesbetrüger hereingefallen zu sein. (mba)