"Ich kriege mein Gehalt nicht. Seit zwei Monaten.“

Lastwagenfahrer streiken auf Autobahnraststätte – Arbeitgeber schickt Schlägertrupp vorbei

von Irem Barlin und Konstantin Müller

Finanziell werden sie unterdrückt, daraufhin streiken sie und bekommen von ihrem Arbeitgeber Schläger auf den Hals gehetzt: Die Rede ist von 63 meist aus Georgien oder Usbekistan stammenden Lastwagenfahrern, die seit 20 Tagen auf der Autobahnraststätte Gräfenhausen in Südhessen stehen und für ihr Recht kämpfen. Wie sie in die Enge getrieben und ausgebeutet werden, erzählen sie uns im Video.

„Wir warten auf die Gerechtigkeit“

LKW-Fahrer Bahrom Sakhibov aus Usbekistan an der Autobahnraststätte Gräfenhausen.
Bahrom Sakhibov ist LKW-Fahrer aus Usbekistan. Er streikt hier am Rastplatz Gräfenhausen, weil er seit zwei Monaten kein Gehalt mehr bekommt.
rtl.de

Die Fahrer sind Angestellte des polnischen Fuhrunternehmens „Mazur“. Sie streiken, weil sie ihrer Aussage nach nicht für ihre Arbeit entlohnt werden. „Ich kriege mein Gehalt nicht. Seit zwei Monaten“, erzählt uns Fahrer Bahrom Sakhibov im RTL-Interview.

"Wir warten auf die Gerechtigkeit. Denn sie wird am Ende Siegen. Wenn wir endlich unsere Löhne bekommen, dann werden wir auch wieder in die LKW steigen und sie zurückbringen", sagt uns Zurab Balukhashvili.

Arbeitgeber soll Schlägertrupp geschickt haben

Der Streik auf der Autobahnraststätte spitzte sich am Karfreitag zu. Das polnische Fuhrunternehmen schickte Männer aus einer privaten Sicherheitsfirma an die Raststätte. Dabei soll es sich um eine paramilitärische Kampftruppe gehandelt haben. Sie reisten unter anderem mit Panzerwagen an. Ihr Ziel soll es gewesen sein, die streikenden Arbeiter einzuschüchtern.

Kurzzeitig musste die komplette Raststätte gesperrt werden. Laut Polizeiangaben wurde 16 Tatverdächtige vorläufig festgenommen. Unter Androhung von Pfefferspray und Schlagstöcken hätten sich sowohl die Männer der Sicherheitsfirma als auch die Lastwagen-Fahrer aber wieder beruhigen lassen.

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Linke unterstützt die LKW-Fahrer

Pascal Meiser, gewerkschaftspolitischer Sprecher der Linken im Bundestag, fordert mehr Kontrollen zur Durchsetzung des Mindestlohns im grenzübergreifenden Gütertransport und eine offensive Unterstützung ausländischer Fahrer. „Beim grenzübergreifenden Gütertransport ist der Ausbeutung der Kraftfahrer weiter Tür und Tor geöffnet“, sagte er.

Die geringe Kontrolldichte, wenn es um die Durchsetzung des Mindestlohns und anderer arbeitsschutzrechtlicher Bestimmungen gehe, und die fehlende Verknüpfung mit den Kontrollen des Bundesamts für Logistik und Mobilität seien „ein Armutszeugnis“.

Zugleich sei die Bundesregierung in der Pflicht, die Befugnisse des Bundesamt für Logistik und Mobilität deutlich auszubauen, damit zumindest krasse Fälle von Arbeitsausbeutung endlich leichter geahndet werden könnten.