Verstappen vom eigenen Team ausgebremst

Leclerc krallt sich die Flutlicht-Pole in Singapur

Formula 1 2022: Singapore GP MARINA BAY STREET CIRCUIT, SINGAPORE - SEPTEMBER 30: Charles Leclerc, Ferrari F1-75 during the Singapore GP at Marina Bay Street Circuit on Friday September 30, 2022 in Singapore, Singapore. Photo by Glenn Dunbar / LAT Images Images PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY F12217_103707177A5541
Formula 1 2022: Singapore GP MARINA BAY STREET CIRCUIT, SINGAPORE - SEPTEMBER 30: Charles Leclerc, Ferrari F1-75 during
www.imago-images.de, IMAGO/Motorsport Images, IMAGO/Glenn Dunbar

Charles Leclerc startet beim Nacht-Grand-Prix in Singapur von der Pole Position. Im Qualifying auf dem Flutlicht erhellten Marina Bay Street Circuit raste der Ferrari-Pilot in 1:49,412 Minuten zur Bestzeit. Bei schwierigen Bedingungen war es am Ende eine ganz enge Kiste: Red-Bull-Mann Sergio Perez war nur 22 Tausendstel langsamer als der Monegasse, Lewis Hamilton fehlten auf Platz 3 lediglich 54 Tausendstel zur Pole-Überraschung für Mercedes.
Auch Max Verstappen hätte ganz vorne mitmischen können – doch der Red-Bull-Kommandostand vermasselte dem WM-Spitzenreiter gleich zwei Mal die mögliche Bestzeit.

Folgenschwere Tank-Panne bei Verstappen

Zunächst forderten ihn sein Renningenieur auf, eine schnelle Runde abzubrechen, weil er auf AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly auflief – Verstappen sollte damit ein finaler Angriff ermöglicht werden. Tatsächlich lag der Weltmeister bei seinem letzten Schuss dann auf Pole-Kurs – mit rund einer Sekunde Vorsprung nach den Sektor-Zwischenzeiten – doch sein Team beorderte ihn vor der Zieldurchfahrt überraschend an die Box.

"Was zur Hölle?!", tobte Verstappen im Funk: „Warum?! Unglaublich, Leute!" Die Erklärung lieferte Red Bull später nach, es war schlicht zu wenig Benzin im Tank. Man habe in einer Diskussion bei Red Bull „übersehen, dass wir nur für fünf Runden getankt haben, deshalb haben wir die letzte Runde abbrechen müssen“, sagte Motorsportberater Helmut Marko bei Sky: „Das ist ärgerlich.“ Richtig stinkig war Verstappen: „Ich kann Fehler machen, das Team kann Fehler machen, aber es ist nicht akzeptabel“, machte der 25-Jährige seinem ärger Luft. "Das ist unglaublich frustrierend und sollte nicht passieren."

Ein vorzeitiger Titelgewinn in der Nacht von Singapur rückt für Verstappen damit in weite Ferne: Der Niederländer müsste gewinnen, gleichzeitig dürften Perez nicht über Platz vier und Leclerc nicht über Platz acht hinauskommen. Eine neuerliche spektakuläre Aufholjagd wie zuletzt ist auf dem engen Stadtkurs schwierig – nur grobe Patzer der Konkurrenz könnten dem Niederländer wohl helfen. „Es ist natürlich ziemlich schlecht. Es ist hier ein bisschen wie Monaco, vielleicht können wir mit der Strategie was machen“, meinte Verstappen.

Schumacher und Vettel scheitern in Q2

Haas-Pilot Mick Schumacher und Aston-Martin-Mann Sebastian Vettel schafften es nicht, die schwierigen Bedingungen im Qualifying für eine Überraschung zu nutzen. Nach heftigem Regen vor dem 3. Freien Training waren auch beim Start des Qualifyings drei Stunden später teilweise noch deutlich nasse Stellen auf dem Asphalt zu sehen. Zu Beginn wählten daher ausnahmslos alle Fahrer den Intermediate-Reifen.

Auf langsam abtrocknender Piste schaffte Schumachers Teamkollege Kevin Magnussen im unterlegenen Auto den Sprung in Q3, wo er am Ende auf Rang 9 kam. Dagegen schied Schumacher als 13. bei seiner Singapur-Premiere in der zweiten K.o-Runde aus. Trotzdem war der 23-Jährige, der weiter um eine Vertrag für die kommende Saison fährt, „mit dem Auto recht happy“ und rechnet sich für das Rennen Chancen aus: „Ein sauberer Start ist wichtig, vielleicht ein, zwei Positionen gutmachen, eine gute Strategie, gutes Reifenmanagement – und auf Regen hoffen.“

Singapur-Rekordsieger Vettel scheiterte mit dem Versuch, den Leistungsnachteil seines Aston-Martin durch einen riskanten Reifen-Poker auszugleichen: Der Wechsel auf den weichen Trockenreifen zahlte sich für ihn ebenso wenig aus wie für seinen Garagennachbarn Lance Stroll: Vettel landet auf Position 14, Stroll wurde 12. hinter George Russell im zweiten Mercedes. „Ich glaube, wir waren zu aggressiv, zu früh auf den Trockenreifen“, gab Vettel zu: „Im Nachhinein hätte ich stärker sein sollen auf den Inters, denn Q3 wäre drin gewesen.“

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Hamilton hadert wegen verpasster Pole

Auch Hamilton haderte am Ende mit der verpassten Chance auf die mögliche erste Pole in dieser Saison: „Ich habe so viel Druck gemacht und war so nah dran“, sagte der Brite, der von den Fans auf den Tribünen am lautesten bejubelt wurde: „Es war schwer, die perfekte Runde zu bekommen. Ich bin aber dankbar, in der zweiten Reihe zu sein.“

Leclerc war nach durchwachsenen Trainingseinheiten zufrieden, dass es am Ende doch für den Platz ganz vorne im Grid reichte: „Wir dachten wir bekommen die Pole nicht“, gab der WM-Zweite zu. „Wir hatten einige Probleme, aber haben uns gut davon erholt.“ (wwi/dpa)