"Das ist eine neue Qualität der Gewalt gegen Einsatzkräfte"
Mann attackiert Sanitäterin - Rettungswagen-Scheibe mit Stein eingeworfen

Erst schlägt er auf sie ein, dann verfolgt er sie bis zum Rettungswagen und zerbricht die Scheibe: Einen Horror-Einsatz erlebte am Samstagnachmittag eine junge Rettungssanitäterin vom DRK Hanau. Die 22-Jährige hatte am Bahnhof Langenselbold einen 20-jährigen Mann behandelt, der zuvor in einem Zug ohnmächtig geworden sein soll.
Mann schlug plötzlich auf Rettungssanitäterin ein
Kriminalstatistiken belegen es: Die Gewalt gegen Einsatzkräfte, darunter Polizeibeamte, Feuerwehr- und Rettungseinsatzkräfte ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Neben Beschimpfungen, Bedrohungen und Attacken auf die Einsatzkräfte werden auch oftmals Rettungsfahrzeuge zum Ziel von Aggressionen.
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Äußerst aggressiv und gewalttätig reagierte auch ein 20-Jähriger aus Hammersbach (Hessen) auf die Behandlung durch eine junge Rettungssanitäterin: Der Patient – offensichtlich unter Drogeneinfluss – war von der Frau und einem Notarzt im stehenden Zug nach einem gemeldeten Notfall behandelt worden.
Als er laut Polizei wieder zu Bewusstsein kam, schlug er der 22-Jährigen plötzlich ins Gesicht und auf den Oberkörper. Auch den Notarzt soll er „da, wo es besonders wehtut“ getreten haben, erklärt Polizeisprecher Thomas Leipold auf RTL-Anfrage.
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Sanitäterin attackiert: Verfolgungsjagd über den Bahnhofsplatz in Langenselbold
Und es blieb nicht bei Schlägen und Tritten: „Der Mann ist meiner Kollegin nachgelaufen“, berichtet Stefan Betz, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes Main-Kinzig. Die junge Frau, die erst zwei Jahre im Dienst des DRK ist, habe nach dem ersten Angriff im Zug im Rettungswagen Schutz gesucht. Der Patient verfolgte sie und schmiss mit einem Stein die Scheibe des Wagens ein. „Das ist eine neue Qualität der Gewalt“, so Betz.
Vor allem in der Pandemie habe man oft erlebt, dass Einsatzkräfte als Ventil missbraucht wurden, um „Unmut abzulassen“. Die Gewalt sei jedoch kein Phänomen der letzten Jahre, so Betz weiter. In den 14 Jahren seiner Karriere als Einsatzkraft sei er oft gewaltbereiten Patienten begegnet.
Einsatzkräfte brauchen Traumatherapeuten
Doch eine Verfolgungsjagd mit einer eingeschlagenen Scheibe übertrifft Betz’ eigene Erfahrungen. „Respekt… – sieht anders aus“, schreibt das DRK Main-Kinzig auf seiner Facebookseite.
Die junge Kollegin sei körperlich wohlauf, was der Vorfall mit ihr psychisch mache, sei nun abzuwarten, erklärt ihr Chef. Traumatherapeuten würden jeder Einsatzkraft nach solchen Vorfällen zur Verfügung stehen, bisher habe die Rettungssanitäterin jedoch noch keinen konsultiert.
Sanitäterin in Langenselbold attackiert: Polizei sucht Zeugen
Die Polizei Südosthessen sucht weiterhin nach Zeugen, die den Vorfall im Zug und am Bahnhof beobachtet haben. Der Mann ist derzeit vorerst auf freiem Fuß – Hinweise sollen nun ergeben, ob ihm nachträglich eine Geld oder sogar Haftstrafe drohen, so Polizeisprecher Leipold. Die Polizeistation Hanau II bittet um weitere Zeugenhinweise unter der Rufnummer 06181 9010-0.
Zum Glück war die Polizei direkt nach dem Angriff in der Bahn alarmiert worden und konnte nach dem Angriff auf den Rettungswagen eingreifen. Sonst wäre die Sanitäterin womöglich nicht mit ihren leichten Verletzungen davongekommen. (gmö)