Duell der spaltenden Tennisstars

So ein Finale, hat Wimbledon noch nicht gesehen!

 Mandatory Credit: Photo by Dave Shopland/Shutterstock 13018039ay Nick Kyrgios reacts during his quarter final match Wimbledon Tennis Championships, Day 10, The All England Lawn Tennis and Croquet Club, London, UK - 06 Jul 2022 Wimbledon Tennis Championships, Day 10, The All England Lawn Tennis and Croquet Club, London, UK - 06 Jul 2022 PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTXHUNxGRExMLTxCYPxROMxBULxUAExKSAxONLY Copyright: xDavexShopland/Shutterstockx 13018039ay
Feiert Nick Kyrgios den größten Erfolg seiner Karriere?
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"Bromance"? Nein, so weit wollte Novak Djokovic dann doch noch nicht gehen. "Ich weiß nicht so recht, ob wir es schon Männerfreundschaft nennen können, aber unsere Beziehung hat sich sehr verbessert", sagte der Serbe über seinen Gegner im Wimbledonfinale: den unberechenbaren Nick Kyrgios.

"Das ist einfach nur beschämend"

Der Australier hatte Djokovic einst verspottet für dessen "Besessenheit, gemocht zu werden". Diese Jubelgesten auf dem Platz, das Ranschmeißen ans Publikum: "Er will wie Roger (Federer, d.Red.) sein. Das ist einfach nur beschämend." Doch seit Januar ist alles anders. Seit Djokovic versuchte, ohne Impfung in Kyrgios' Heimatland Australien einzureisen, scheiterte und im Kreuzfeuer der Kritik stand. Damals sprang ihm Kyrgios öffentlich zur Seite. "Seitdem schreiben wir uns manchmal persönliche Nachrichten bei Instagram", sagte er.

Diese Art "Bromance", die Kyrgios entdeckt haben will, wird am Sonntag (15 Uhr bei Sky) auf die Probe gestellt, denn für beide steht viel auf dem Spiel. Kyrgios hatte selbst nicht mehr damit gerechnet, trotz aller Genialität jemals das Finale eines Grand Slams zu erreichen. Djokovic sagte nach seinem Halbfinalsieg über den Briten Cameron Norrie: "Ich weiß nicht, wie viele Gelegenheiten ich noch bekomme."

Die US Open in New York zum Beispiel fallen als Option wohl aus, Djokovic verweigert die Impfung und darf somit nicht einreisen. Auch in Australien Anfang 2023 wird der 35-Jährige nach dem Gerichtstheater in diesem Jahr sicher nicht mit offenen Armen empfangen werden. In Roland Garros regiert Rafael Nadal, der trotz seiner Verletzung in Wimbledon noch lange nicht genug hat.

Ungeteilte Liebe schlägt beiden nicht entgegen

Serbian Novak Djokovic plays a backhand in his Semi-Final match against Great Britain's Cameron Norrie on day twelve of the 2022 Wimbledon championships in London on Friday, July 08, 2022. Djokovic won the match 2-6,6-3,6-2,6-4.  Photo by Hugo Philpott/UPI Photo via Newscom/upiphotostwo871835/UPI/Newscom/SIPA/2207082140 / action press
Djokovic steht zum 32. Mal in einem Grand-Slam-Finale.
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Bleibt also der Heilige Rasen, auf dem Djokovic seit Jahren der unangefochtene Herrscher ist. Am Sonntag winkt ihm der vierte Titel in Folge, der siebte insgesamt, mit dem er zu seinem Jugendidol Pete Sampras aufschließen - und nur noch einen Triumph hinter Rekordchampion Federer liegen würde. Dem großen Schweizer, dem Djokovic die Beliebtheit neidet, wie Kyrgios (27) einst feststellte.

Ungeteilte Liebe wie Federer oder Nadal schlägt beiden nicht entgegen, da ähneln sich Djokovic und Kyrgios. Beide polarisieren, haben große Fanscharen und erbitterte Gegner. Und doch werden Gegensätze aufeinanderprallen. Die 15.000 Zuschauer dürfen sich auf "ein emotionales Feuerwerk" freuen, sagte Djokovic, der beide bisherigen Duelle 2017 verloren hat - und dennoch der große Favorit ist.

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"Er ist auf diesem Platz sehr selbstbewusst"

Djokovic steht zum 32. Mal in einem Grand-Slam-Finale: Rekord. Kyrgios spielt zum ersten Mal um einen großen Titel, doch alle Spieler wüssten, "dass er gefährlich ist, vor allem auf Rasen", sagte Djokovic: "Er ist auf diesem Platz sehr selbstbewusst und scheint mental in einer viel besseren Verfassung zu sein als noch vor ein paar Jahren."

Mit Ausnahmen: Vor einer Woche hatte Kyrgios Schiedsrichter beleidigt und seinen Gegner Stefanos Tsitsipas zur Weißglut getrieben. Erstaunlich, wie respektvoll er auftreten kann. Beim Gedanken an die Leistungen der "Big 3" Nadal, Federer und Djokovic wurde "King" Kyrgios ganz kleinlaut.

"Wir werden nie wieder einen Kämpfer wie Rafa sehen, nie wieder jemanden, der seinen Schläger zu mühelos schwingt wie Roger. Und wahrscheinlich nie wieder jemanden, der einfach immer gewinnt und das Spiel so gut beherrscht wie Djokovic", sagte er. Für die Chance auf den Wimbledonsieg, muss er den Respekt ablegen und die Männerfreundschaft ruhen lassen. (tno/sid)