Spaniens Weltmeisterinnen streiken weiter

Kuss-Skandal: Richter ordnete Kontaktverbot für Rubiales an

Der Streit um Spaniens Kuss-Skandal geht in die nächste Runde.
Luis Rubiales (46), Ex-Präsident des spanischen Fußball-Verbandes RFEF, bleibt auch vor Gericht bei seiner Version: Weltmeisterin Jennifer Hermoso (33) habe seinem Kuss bei der WM-Siegerehrung am 20. August in Sydney zugestimmt. Der zuständige Richter fällte dennoch eine erste Entscheidung in dem Fall. Derweil haben die spanischen Weltmeisterinnen im Streit mit dem eigenen Verband die nächste Eskalationsstufe gezündet.

Gericht: Rubiales muss sich von Hermoso verhalten

Bei der ersten Befragung am Staatsgerichtshof in Madrid hat Rubiales Medienberichten zufolge alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestritten. Untersuchungsrichter Francisco De Jorge, der das Ermittlungsverfahren gegen Rubiales wegen des Verdachts der sexuellen Aggression und Nötigung leitet, muss entscheiden, ob Rubiales wegen des Kusses auf die Anklagebank muss.

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Am Freitag ordnete der Richter zunächst an, dass sich Rubiales der Spielerin Hermoso nur bis auf höchstens 200 Meter nähern und keinen Kontakt zu ihr aufnehmen darf. Die Staatsanwaltschaft hatte 500 Meter und eine Meldepflicht für Rubiales beim Gericht alle zwei Wochen gefordert. Das lehnte De Jorge ebenso ab wie den Antrag der Anwältin von Hermoso, das Vermögen von Rubiales vorsorglich zu beschlagnahmen.

Rubiales: Rücktritt aber kein Schuldbekenntnis

Hermoso hatte Anfang September Anzeige gegen Rubiales erstattet und so den Weg für ein Verfahren beim Staatsgerichtshof frei gemacht. Entgegen den Behauptungen von Rubiales, der Kuss bei der WM-Siegerehrung sei einvernehmlich erfolgt, hatte Hermoso erklärt, sie habe sich „als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe“.

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Obwohl der Weltverband FIFA ihn schon kurz nach dem Skandal für 90 Tage suspendiert und auch ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet hatte, verweigerte Rubiales lange den Rücktritt. Erst am 11. September zog er die Konsequenzen und gab sowohl seinen Posten als RFEF-Präsident als auch seine Vizepräsidentschaft in der Europäischen Fußball-Union UEFA auf. Aus Schuldbewusstsein erfolgte der Rücktritt allerdings nicht, wie die jüngsten Aussagen vor Gericht zeigen.

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Spaniens Weltmeisterinnen fordern weitere Rücktritte

Trotz des Rücktritts von Rubiales und der Entlassung von Trainer Jorge Vilda will die spanische Fußball-Nationalmannschaft der Frauen ihren Streik nach dem Kuss-Skandal fortsetzen. Alle 23 Heldinnen von Sydney sowie zahlreiche weitere Spielerinnen sagten laut übereinstimmenden Medienberichten für die kommenden Spiele der Nations League ab.

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Den Weltmeisterinnen gehen die Veränderungen im Verband RFEF offenbar noch nicht weit genug. Laut der Zeitung Mundo Deportivo sollen sie nun auch Entlassungen von Generalsekretär Andreu Camps, Miguel Garcia Caba, Leiter der Abteilung für Integrität, sowie von mehreren Mitarbeitern der Presseabteilung fordern.

Spielerinnen nehmen Olympia-Aus in Kauf

Bereits am 25. August waren 81 Spielerinnen offiziell in den Streik getreten. Für Spanien spielen wollen sie erst dann wieder, wenn beim RFEF alle weg sind, die aus ihrer Sicht dem Frauenfußball geschadet haben. Damit gehen sie das Risiko ein, ihre Olympiateilnahme in Paris 2024 zu gefährden. Denn die beiden europäischen Startplätze werden über die Nations League ausgespielt.

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Die sportliche Pleite nehmen die Spielerinnen in Kauf - ihnen geht es nach dem Kuss-Skandal um ein klares Zeichen und einen nachhaltigen Wandel. (dpa/sid/wwi)