Kuss-Skandal um Verbandspräsident eskaliert
„Es reicht!“: Fußball-Weltmeisterinnen wollen nicht mehr für Spanien spielen
Basta! Spaniens Fußballweltmeisterin sagen: „Es reicht!“
Die Spielerinnen wollen nicht mehr für die Nationalmannschaft antreten – solange „die aktuelle Führung“ des nationalen Verbands RFEF im Amt bleibt. Gemeint ist der umstrittenen RFEF-Präsident Luis Rubiales, der sich nach dem Kuss-Eklat bei der WM-Siegerehrung in Sydney vehement weigert, zurückzutreten.
Nach Kuss-Eklat: Luis Rubiales will weitermachen
Rubiales ist sich keiner Schuld bewusst, sieht sich vielmehr als Opfer einer „sozialen Hinrichtung“ wie er in seiner Rede vor der außerordentlichen Generalversammlung des Verbandes betonte. Darauf reagierten die spanischen Spielerinnen wenige Stunden später und stellten sich geschlossen hinter ihre Mannschaftskollegin Jennifer Hermoso. Die 33-Jährige war bei der WM-Siegerehrung von Rubiales gegen ihren Willen auf den Mund geküsst worden.
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„Nach allem, was bei der Medaillenvergabe der Frauen-WM passiert ist, werden alle Spielerinnen, die diesen Text unterzeichnet haben, der nächste Einberufung in die Nationalmannschaft nicht nachkommen, wenn die aktuelle Führung im Akt bleibt“, schrieben die Weltmeisterinnen am Freitag in ihrer Erklärung, die von der Spielerinnengewerkschaft Futpro verbreitet wurde. Unterzeichnet ist die Stellungnahme von 81 aktuellen und ehemaligen spanischen Spielerinnen.
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Hermoso: Habe dem Kuss zu keinem Zeitpunkt zugestimmt
In dem Schreiben widerspricht Hermoso zudem energisch der Darstellung des Verbandes, wonach der Kuss mit Rubiales bei der Siegerehrung einvernehmlich gewesen sei. Dies hatte die RFEF wenige Stunden nach dem Finale verbreitet – und die 33-Jährige dabei wortreich zitiert.
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Nun machte Hermoso deutlich. „Ich möchte ganz klar sagen, dass ich zu keinem Zeitpunkt dem Kuss zugestimmt habe, den er (Rubiales; Anm. d.Red.) mir gegeben hat, und ich habe auch nicht versucht, mich dem Präsidenten zu nähern“, erklärte die Offensivspielerin: „Ich dulde es nicht, dass mein Wort infrage gestellt wird, und noch weniger, dass etwas erfunden wird, was ich nicht gesagt habe.“
Bizarre Wutrede vor der RFEF-Generalversammlung
Rubiales bat zwar am Tag nach dem Finale um Entschuldung, weitere Konsequenzen lehnt er aber weiter kategorisch ab. Wie er bei der außerordentlichen Generalversammlung der RFEF am Freitag noch einmal deutlich machte. „Ich werde nicht zurücktreten“, brüllte der Verbandschef in einer bizarren Wutrede gleich fünfmal. Ebenfalls bizarr: Im Saal gab es Applaus und Standing Ovations für Rubiales, der Kusshände ins Publikum warf.
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Außerhalb des RFEF-Präsidiums hat Rubiales allerdings nicht mehr viel Fürsprecher. „Zum Fremdschämen“ sei das Verhalten des Verbandschefs, schrieb Ex-Nationaltorhüter Iker Casillas bei X, vormals Twitter. Stürmer Borja Iglesias von Betis Sevilla kündigte aus Verärgerung über das Verhalten von Rubiales seinen Rückzug aus der Nationalelf an.
Auch die spanische Politik ging hart mit Rubiales ins Gericht. „Herr Rubiales weiß immer noch nicht, wo er ist und was er getan hat. Es ist nicht auf der Höhe der Zeit. Er muss jetzt sofort zurücktreten und uns weitere Peinlichkeiten ersparen“, forderte die geschäftsführende Vize-Regierungschefin Yolanda Díaz. Es gehe nun darum, die Spielerin zu schützen, „um Nein zum Machismo zu sagen und um das Recht auf sexuelle Freiheit zu gewährleisten“, schrieb Gleichstellungsministerin Irene Montero auf X.
Weltverband eröffnet Disziplinarverfahren
Sportminister Victor Francos erklärte auf einer Pressekonferenz am Nachmittag: „Ich denke, wir können sagen, dass es das MeToo des spanischen Fußballs ist. Es muss eine Veränderung geben.“ Gleichzeitig kündigte er an, dass Rubiales sich vor dem spanischen Sportgericht verantworten müsse. Ligaboss Javier Tebas meinte: „Die Liste der Frauen und Männer, die in den letzten Jahren von Luis Rubiales beleidigt wurden, ist zu lang, das muss aufhören.“
Seit Donnerstag beschäftigt sich auch die FIFA mit dem Fall. Der Weltverband eröffnete ein Disziplinarverfahren und prüft einen möglichen Verstoß gegen Artikel 13 des eigenen Reglements.
Bleibt die Frage: Wie groß ist das bizzare selbstgefällige Behrrungsvermögen von „Macho“ Rubiales? (wwi/sid)