Kommentar zum Vorschlag in der Energiekrise

Weihnachtsbeleuchtung einsparen? Nicht ohne meine Lichterkette!

Besucher gehen am 30.11.2012 über den Weihnachtsmarkt vor dem Dom in Köln (Nordrhein-Westfalen). Foto: Marius Becker/dpa  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Weihnachtsmarkt in Köln: Zu viel Glanz? Die Deutsche Umwelthilfe sieht Sparpotentiale
von Andreas Kock

Maximal blinkender Jahresendzauber? Das muss diesmal nicht sein, findet die Deutsche Umwelthilfe. Sie regt an, dass Städte und Privatpersonen in diesem Jahr auf Weihnachtsbeleuchtung verzichten sollen. Der Grund dafür sei die Energiekrise, die sich im Winter zuspitzen könnte. Die Ansage kommt als „Selbstverständlichkeit“ daher.

"Private Beleuchtungsorgien"

Der Bundesgeschäftsführer der Öko-Lobbyisten, Jürgen Resch, erklärt: „Allein die privaten Beleuchtungsorgien verursachen pro Jahr einen Stromverbrauch von über 600 Millionen Kilowattstunden Strom – so viel, wie eine mittlere Großstadt mit 400.000 Einwohnern im Jahr verbraucht.“ Einmal Bochum (360.000 Einwohner) ganzjährig bestromt, indem das Land auf vier Monate Festglanz verzichtet, so die Logik. Das soll sich lohnen? Wirklich?

Kümmerliche Sparerfolge beim Gas

Was Resch übersieht, ist, dass Strom – wie auch Gas - auch vor Putins Angriffs- und Energiekrieg nicht umsonst zur Verfügung stand. Daher war der technische Fortschritt bei Leuchtmitteln enorm. Neonröhren und Glühbirnen sind weitgehend Geschichte. Die Verbräuche sind gesunken. Verschwendung ist die Ausnahme und nicht die Regel. Reschs Rechenbeispiel erinnert zudem an des Wirtschaftsministers Einsparkampagnen beim Gas. Selbst wenn Bürger massenhaft Pullover tragen und kalt duschen, den Gesamtverbrauch beeinflusst das nicht signifikant. Das senkt den Gasbedarf um maximal 2,5 Prozent, wie Habeck selbst eingeräumt hat.

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Bevormundung kommt nicht gut an

Bleibt noch der kulturelle Aspekt. Weihnachten einfach so in die größte jahreszeitliche Dunkelheit verschwinden lassen? Kein Glitzer in Kinder- und Erwachsenenaugen wegen Krieg, Not und Klima? Vor allem zählt der Sparimpuls! Was könnte man sich noch sparen, ist da nicht noch mehr drin? Abendspiele der Bundesliga, Autofahren in der Freizeit, Tanzlustbarkeiten und Saunabesuche! Alles fraglich. Alles wurde in den vergangenen Monaten vom ökoradikalen Einsparfuror ins Gespräch gebracht. Doch es bleibt dabei: Bei Eingriffen in Alltag, Freizeit und Kultur droht die harte Retourkutsche.

Der Vorwurf lautet auf Bevormundung und den bekommen die Grünen und ihr Umfeld, zu dem die Umwelthilfe allemal zählt, regelmäßig zu hören. Bei Diät (Fleisch), Grammatik (Geschlechtergerechtigkeit) und Weihnachtsdeko wollen sich die wenigsten harte Vorgaben machen lassen. Und je weniger sinnvoll und zielführend Eingriffe sind, desto größer der Widerstand. Darum könnte es gut sein, dass sich viele Bürger erst recht sagen: „Weihnachten? – Nicht ohne meine Lichterkette!“