Kneipentour-Anweisung sorgt für Wirbel - was die Betroffenen sagen„Klaps auf den Po geben“: Fachschaft animiert Erstsemester zu sexueller Belästigung

Group of young people hands toasting and cheering aperitif beers
Für manche Erstsemester-Studierende bedeutet der Studienbeginn erst einmal jede Menge Party,(Foto: Symbolbild)
Arisara_Tongdonnoi, iStockphoto, iStock

Auf Erstsemester-Partys geht es meistens hoch her, das ist landläufig bekannt. Bei einem sogenannten „Pub Crawls“ im Rahmen der Orientierungswoche sollten Studierende der Uni Bielefeld jetzt allerdings Aufgaben erfüllen, die Straftaten darstellen. Bei den Verantwortlichen ist der Kater groß – sie haben sich bereits entschuldigt. Die Hintergründe.

„Pub Crawl“ mit seltsamen Aufgaben

Studienbeginn! Für manche Studenten bedeutet das auch, erst mal bei Party-Events, Trinkspielen und Aufnahmeritualen mitzumachen. Besonders berüchtigt sind die in unserem Nachbarland Belgien, doch auch hierzulande sollen Erstsemester manchmal seltsame Aufgaben erfüllen, um sich vor ihren älteren Kommilitonen zu beweisen.

Auf Reddit postete jetzt ein User den Ersti-Laufzettel für eine Eingangsparty der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bielefeld. Es handelte sich bei der Veranstaltung um einen „Pub Crawl“, also eine Kneipentour, im Rahmen der Orientierungswoche für das Jahr 2022.

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Aufruf zu sexueller Belästigung

Natürlich sind die Aufgaben, die dort erfüllt werden müssen, größtenteils harmlos und scheinen davon geprägt, dass die Studierenden noch mit einem Bein fest in der Pubertät stecken. Doch die Tatsache, dass die männlichen Erstis die Aufgabe bekommen, wildfremden Frauen unaufgefordert einen Klaps auf den Hintern zu geben, empört viele. Und da hilft es auch wenig, dass Frauen im Gegenzug Männern unaufgefordert in den Po kneifen sollen. Denn hier liege ein Aufruf zu sexueller Belästigung nach Paragraf 184i des Strafgesetzbuchs vor, urteilen einige. Zurecht?

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Stein des Anstoßes: Der Laufzettel zu einer Erstsemester-Veranstaltung der Universität Bielefeld.
Stein des Anstoßes: Der Laufzettel zu einer Erstsemester-Veranstaltung der Universität Bielefeld.
unbekannt/Reddit, Universität Bielefeld, keine

Geldstrafe oder Haftstrafe von bis zu zwei Jahren

Rechtsanwältin Nicole Mutschke hat sich den Kneipen-Laufzettel genauer angesehen und kommt zur gleichen Einschätzung: „Das würde ich schon bejahen“, sagt sie uns, „das ist eine Aufforderung zu einer Straftat.“ Vor der Gesetzesreform im Jahr 2016 war ein unaufgeforderter Klaps auf den Po noch straflos, weil es dazu eine gewisse Erheblichkeitsschwelle brauchte, so die Anwältin, und die wurde dabei nicht erfüllt.

Das Gleiche gilt übrigens auch fürs In-den-Po-Kneifen von Männern, denn im Gesetz ist von „Person“ die Rede. Für ein Vergehen muss mit einer Geldstrafe oder einer Haftstrafe von bis zu zwei Jahren gerechnet werden. Stelle die betroffene Person dazu einen Antrag, würde ein Richter auch kein Auge zudrücken, ist sich die Rechtsanwältin sicher.

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Rechtsanwältin Nicole Mutschke
Für Rechtsanwältin Nicole Mutschke ist der Fall klar.
RTL

Fachschaft entschuldigt sich bei den Betroffenen

In Bielefeld hat man das bereits eingesehen. In einer Stellungnahme entschuldigt sich der Vorstand der Fachschaft Wirtschaftswissenschaften für den Laufzettel. Darin heißt es: „Sexualisierte Gewalt gegenüber Personen jeglichen Geschlechts ist auf das Schärfste zu verurteilen und wird von der Fachschaft in deutlichster Form abgelehnt.“ Die Verantwortlichen der Fachschaft bedauern sehr, dass „in Form des Zettels Druck ausgeübt wurde“. Außerdem wolle man das Gespräch suchen und über Maßnahmen beraten, die „solche Situationen zukünftig verhindern“.