Kreuzunglücklich und keine Lust mehr auf Steuer?
So treten Sie aus der Kirche aus - auch ohne Termin beim Amt

520.000 Kirchenaustritte! Diese enorme Summe meldet das Statistik-Unternehmen Statista für das Jahr 2022. Aber wie funktioniert so ein Austritt überhaupt? Rechtsanwältin Nicole Mutschke hat einen Tipp parat: So geht’s – ganz ohne persönlichen Besuch beim Amt.
Standesamt, Einwohnermeldeamt, Amtsgericht – wo muss ich hin?
Wer in Deutschland aus seiner Kirchengemeinschaft austreten will, sollte sich vorab über die geltende Regelung in seinem Bundesland erkundigen. Denn wer raus der Kirche will, muss erst rein ins Amt. „Jedes Bundesland hat ein eigenes Kirchenaustritts-Gesetz. Da steht drin, dass das Ganze vor Ort erfolgen muss“, weiß Rechtsanwältin Nicole Mutschke.
Lese-Tipp: Kirchenaustritt online wird nicht ermöglicht
Aber zu welchem Amt muss ich gehen? Das ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.
Übersicht der zuständigen Ämter
Baden-Württemberg: Standesamt
Bayern: Standesamt
Berlin: Amtsgericht
Brandenburg: Amtsgericht
Bremen: Standesamt
Hamburg: Standesamt
Hessen: Stadt/ Gemeindeverwaltung
Mecklenburg-Vorpommern: Standesamt
Niedersachsen: Standesamt
Nordrhein-Westfalen: Amtsgericht
Rheinland-Pfalz: Standesamt
Saarland: Standesamt
Sachsen: Standesamt
Sachsen-Anhalt: Standesamt
Schleswig-Holstein: Standesamt
Thüringen: Standesamt
Tatsächlich musste so ein Kirchenaustritt vor Ort im Amt bisher persönlich beantragt werden – bis jetzt!
Wie ein Kirchenaustritt auch ohne Amt oder Gericht funktioniert
Denn wer sich den nervigen Besuch im Amt oder bei Gericht ersparen will, für den hat Nicole Mutschke einen Tipp: „Gehen Sie einfach zum Notar. Auch da kann man den Kirchenaustritt ganz einfach realisieren lassen.“
Lese-Tipp: Davon profitieren Millionen Deutsche! Was sich bei Personalausweis & Co. ändern soll
Ein Kirchenaustritt beim Amt kostet je nach Bundesland unterschiedlich viel, so Nicole Mutschke. Meist liegt der Rahmen zwischen 30 und 50 Euro. Wählt man den Gang zum Notar, ist ein Zuschlag im kleinen zweistelligen Bereich fällig.
Ihre Meinung interessiert uns: Stimmen Sie ab!
Wohin fließt die Kirchensteuer eigentlich?
Wenn man Mitglied der katholischen oder der evangelischen Kirche ist, zahlt man die Kirchensteuer. Das sind acht Prozent des Einkommens in Bayern und Baden-Württemberg. In allen anderen Bundesländern sind es neun Prozent. Aber diese Steuer ist nicht als Eintrittskarte für einen Gottesdienst zu verstehen. Die Stichworte für die Kirchensteuer sind: Seelsorge, Gottesdienst und Caritas. Neben Reparaturen von baufälligen Kirchen werden somit auch gemeinnützige Projekte weltweit unterstützt. Mit der Kirchensteuer tut man also nicht nur der Kirche etwas Gutes.