Kreuzunglücklich und keine Lust mehr auf Steuer?

So treten Sie aus der Kirche aus - auch ohne Termin beim Amt

ILLUSTRATION - Ein Priester hält einen Rosenkranz und eine bischöfliche Erklärung zu den Missbrauchsfällen durch Jesuiten-Pater in der Hand (Foto vom 07.02.2010). Für viele Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche reicht der Hirtenbrief von Papst Benedikt XVI. nicht aus. Foto: Jochen Lübke dpa (Zu dpa 0318)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Immer mehr Christen treten aus der Kirche aus. (Symbolbild)
dpa, Jochen Lübke

520.000 Kirchenaustritte! Diese enorme Summe meldet das Statistik-Unternehmen Statista für das Jahr 2022. Aber wie funktioniert so ein Austritt überhaupt? Rechtsanwältin Nicole Mutschke hat einen Tipp parat: So geht’s – ganz ohne persönlichen Besuch beim Amt.

Standesamt, Einwohnermeldeamt, Amtsgericht – wo muss ich hin?

Wer in Deutschland aus seiner Kirchengemeinschaft austreten will, sollte sich vorab über die geltende Regelung in seinem Bundesland erkundigen. Denn wer raus der Kirche will, muss erst rein ins Amt. „Jedes Bundesland hat ein eigenes Kirchenaustritts-Gesetz. Da steht drin, dass das Ganze vor Ort erfolgen muss“, weiß Rechtsanwältin Nicole Mutschke.

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Aber zu welchem Amt muss ich gehen? Das ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Übersicht der zuständigen Ämter

  • Baden-Württemberg: Standesamt

  • Bayern: Standesamt

  • Berlin: Amtsgericht

  • Brandenburg: Amtsgericht

  • Bremen: Standesamt

  • Hamburg: Standesamt

  • Hessen: Stadt/ Gemeindeverwaltung

  • Mecklenburg-Vorpommern: Standesamt

  • Niedersachsen: Standesamt

  • Nordrhein-Westfalen: Amtsgericht

  • Rheinland-Pfalz: Standesamt

  • Saarland: Standesamt

  • Sachsen: Standesamt

  • Sachsen-Anhalt: Standesamt

  • Schleswig-Holstein: Standesamt

  • Thüringen: Standesamt

Tatsächlich musste so ein Kirchenaustritt vor Ort im Amt bisher persönlich beantragt werden – bis jetzt!

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Wie ein Kirchenaustritt auch ohne Amt oder Gericht funktioniert

Denn wer sich den nervigen Besuch im Amt oder bei Gericht ersparen will, für den hat Nicole Mutschke einen Tipp: „Gehen Sie einfach zum Notar. Auch da kann man den Kirchenaustritt ganz einfach realisieren lassen.“

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Ein Kirchenaustritt beim Amt kostet je nach Bundesland unterschiedlich viel, so Nicole Mutschke. Meist liegt der Rahmen zwischen 30 und 50 Euro. Wählt man den Gang zum Notar, ist ein Zuschlag im kleinen zweistelligen Bereich fällig.

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Wohin fließt die Kirchensteuer eigentlich?

Wenn man Mitglied der katholischen oder der evangelischen Kirche ist, zahlt man die Kirchensteuer. Das sind acht Prozent des Einkommens in Bayern und Baden-Württemberg. In allen anderen Bundesländern sind es neun Prozent. Aber diese Steuer ist nicht als Eintrittskarte für einen Gottesdienst zu verstehen. Die Stichworte für die Kirchensteuer sind: Seelsorge, Gottesdienst und Caritas. Neben Reparaturen von baufälligen Kirchen werden somit auch gemeinnützige Projekte weltweit unterstützt. Mit der Kirchensteuer tut man also nicht nur der Kirche etwas Gutes.