„Ungesund essen und trinken ist genauso tödlich wie Rauchen“

„Kinder-Überzuckerungstag": Warum Kids ab jetzt keinen Zucker mehr essen sollten

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Viele Kinder lieben Süßigkeiten. Mit ein paar einfachen Tricks kann es Eltern gelingen, das richtige Maß zu finden.

Am „Kinder-Überzuckerungstag" (12. August) haben Kinder und Jugendliche in Deutschland rein rechnerisch bereits so viel Zucker zu sich genommen, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als maximale Verzehrmenge für ein ganzes Jahr empfiehlt. Darauf weist die Verbraucherorganisation Foodwatch hin und fordert von der Ampel-Koalition deutlich mehr Anstrengungen im Kampf gegen Fehlernährung bei Kindern. Warum Zucker so gefährlich ist und wie Eltern ihre Kinder bei einer gesunden Ernährung unterstützen können.

"Jeder 7. Todesfall in Deutschland geht auf das Konto schlechter Ernährung"

„Die Zucker- und Süßwarenindustrie macht Profite auf Kosten der Kindergesundheit: Mittlerweile geht knapp jeder siebte Todesfall in Deutschland auf das Konto schlechter Ernährung. Ungesund essen und trinken ist damit genauso tödlich wie Rauchen“, erklärt Luise Molling von foodwatch. Und fordert: „Die Ampel-Koalition muss endlich ernst machen im Kampf gegen Fehlernährung.“

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Fakt ist: Kinder und Jugendliche in Deutschland essen deutlich mehr Zucker als von Fachorganisationen wie etwa der WHO, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) empfohlen wird. Den Organisationen zufolge sollten Minderjährige maximal zehn Prozent der täglichen Kalorien durch sogenannte freie Zucker aufnehmen. Bei durchschnittlich etwa 2.000 Kilokalorien pro Tag entspricht das einer Menge von 25 bis 50 Gramm Zucker. Das wiederum sind sechs bis zwölf Teelöffel Zucker.

Kinder und Jugendliche nehmen täglich 63 Prozent mehr Zucker auf als empfohlen

Tatsächlich aber nehmen Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 18 Jahren in Deutschland 16,3 Prozent ihrer Tagesenergie aus freien Zuckern auf - also 63 Prozent mehr als empfohlen. Umgerechnet erreichen die jungen Menschen damit schon am 224. Tag im Jahr, dem 12. August, ihr Zucker-Limit für ein ganzes Jahr.

Besonders fatal: Laut aktuellen Daten des staatlichen Max-Rubner-Instituts sind gerade Produkte, die sich in ihrer Aufmachung an Kinder richten, besonders ungesund: Trotz der von der Vorgängerregierung eingeleiteten freiwilligen Reduktionsstrategie der Lebensmittelindustrie sei etwa bei Erfrischungsgetränken der Zuckergehalt nach wie vor hoch: Die besonders zuckerhaltigen Kindergetränke sind sogar noch zuckriger geworden. An Kinder vermarktete Frühstückscerealien enthalten mit 17 Prozent Zucker im Durchschnitt sogar mehr Zucker als der Durchschnitt aller Frühstückscerealien.

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Gemeinsam mit zahlreichen Fachgesellschaften, Ärzteverbänden und Verbraucherorganisationen fordert foodwatch daher neben einer Beschränkung der Junkfood-Werbung eine Limonaden-Steuer nach britischem Vorbild. foodwatch spricht sich zudem für verpflichtende Qualitätsstandards für die Verpflegung an Schulen und Kindergärten aus.

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Tipp: Lesen Sie sich IMMER die Zutatenliste durch

Die gute Nachricht: Eltern können einiges tun, um den Zuckerkonsum ihrer Kinder in Schach zu halten. Ganz wichtig: Lesen Sie die Zutatenliste, die über die Inhaltsstoffe des jeweiligen Lebensmittels informiert. Ganz vorne in der Liste stehen grundsätzlich die Hauptzutaten des jeweiligen Produkts.

Achten Sie beim Lesen der Zutatenliste auf Begriffe, die mit -ose enden. Dahinter verbergen sich meist Zucker, wie beispielsweise Fruktose (Fruchtzucker), Glukose (Traubenzucker) oder Saccharose (Haushaltszucker). Aber auch Zutaten, die Sirup im Namen tragen, deuten auf Zucker hin. Hierzu zählen beispielsweise Maissirup, Glukose-Fruktose- oder Fruktose-Glukose-Sirup.

Verzichten Sie so oft es geht auf entsprechende Lebensmittel, die meist gleichzeitig auch stark verarbeitet sind.

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Darauf sollten Eltern beim Einkauf achten!

  • Je kürzer die Zutatenliste, desto gesünder das Lebensmittel.

  • Verzichten Sie auf Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe wie Sorbit, Xylit und Co. Sie gewöhnen Kinder an den süßen Geschmack, ohne gleichzeitig zur Sättigung beizutragen.

  • Bei Milchprodukten gilt: Kaufen Sie Produkte auf Joghurt- statt Frischkäsebasis. Noch besser: Mischen Sie Naturjoghurt mit frischen Früchten. Diese sind nicht nur deutlich gesünder, sondern auch günstiger.

  • Frühstückscerealien können bis zu 40 Prozent Zucker enthalten. Mischen Sie das Müsli für Kinder daher selbst: Verwenden Sie dafür Haferflocken, Kerne und Samen und Nüsse. Zusammen mit fettarmen Milchprodukten und frischen Früchten wie Bananen, Beeren oder Birnen erhalten Sie so ein echtes Power-Frühstück, das lange satt macht und schmeckt. Wer dennoch lieber zum Fertigmüsli greift, sollte darauf achten, dass es keinen zugesetzten (Kristall-)Zucker enthält.

  • In Fruchtsaftgetränken steckt nur sechs bis 30 Prozent Fruchtsaft. Besser: Mischen Sie Fruchtsaft (Direktsaft) mit Wasser im Verhältnis 1:3 zu Schorlen. Grundsätzlich sollte jedoch Wasser der Durstlöscher Nummer eins sein.

Grundsätzlich gilt: Die Mischung macht’s. Wer sich ausgewogen mit viel frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten ernährt, darf auch bedenkenlos zum Stück Kuchen oder zu Gummibärchen greifen. Deshalb brauchen Sie Ihren Kindern den Verzehr von Süßigkeiten auch nicht zu verbieten. Doch mehr als eine bis maximal zwei Portionen am Tag – sprich eine Handvoll Gummibärchen oder ein Glas Limonade – sollten es nicht sein. (mit dpa)

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