Gasmangel macht manche kreativ

Nur noch 30 Minuten heizen täglich! Dieser Brief ist ein schlechter Scherz

ARCHIV - 23.06.2022, Mecklenburg-Vorpommern, Pokrent: Auf einem digitalen Heizungsregler wird das Frostzeichen angezeigt und signalisiert einen abgestellten Heizkörper. Angesichts der Gaskrise sind sich viele Fachleute mit der Politik einig: Damit im kommenden Winter kein Engpass beim Gas droht, müssen alle weniger verbrauchen - auch die Bürgerinnen und Bürger. (zu dpa "«Gesetzlich verordnetes Frieren» - Wie kalt wird es zu Hause?") Foto: Jens Büttner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Nur noch 30 Minuten pro Tag heizen? Alles Quatsch, sagt die Stadt.
jbu tba vco, dpa, Jens Büttner

War das ein makaberer Scherz oder einfach nur ein Dummer-Jungen-Streich? Eins hat der Verfasser dieses Briefes, der aktuell in Kassel die Runde macht, auf jeden Fall erreicht: Aufmerksamkeit. Da die Preise für Gas und Strom enorm weiter steigen, habe die Stadt Kassel, gemeinsam mit der Städtischen Werke AG beschlossen, die Nutzung der Heizungen und die Warmwasserversorgung ab Oktober 2022 zu beschränken, so der Wortlaut in dem Schreiben, das einige Kasseler erhalten haben. Wird es ab Oktober also wirklich kalt in der nordhessischen Stadt? Nein, sagt die Stadt und gibt Entwarnung: Es gibt kein solches Schreiben von der Stadt.

Abendliches Duschen bitte nur freitags und samstags

Ein Statement der Stadt sorgt für Erleichterung bei den Kasselern: „Es gibt kein solches Schreiben von der Stadt.“ Die Forderungen sind also erfunden, aber eins muss man dem Verfasser lassen: Sie sind sehr kreativ. So sollen ab dem 1. Oktober Heizkörper nur noch maximal 30 Minuten täglich geheizt werden dürfen – und das auch nur bis maximal Stufe 3. Auch die Warmwasserversorgung soll eingeschränkt werden: Montag bis Samstag sei nur noch von 4.00 bis 8.00 Uhr Warmwasser verfügbar. Wer abends duschen möchte, der könne das von Freitag bis Samstag tun – allerdings nur im Zeitraum von 20.00 bis 22.30 Uhr. Zwar appelliere man an die Vernunft der Kasseler, sich an die angeblichen Heiz- und Duschzeiten zu halten – die Städtischen Werke hätten aber auch den Auftrag die Verbräuche digital kontrollieren.

Gefälschtes Schreiben droht mit Bußgeld

Und als ob all diese gefälschten Drohungen nicht schon genug wären, geht der Verfasser auch noch einen Schritt weiter und beendet sein Schreiben mit: „Wir bitten Sie desweitern darum, dieses Schreiben für Ihre Zone vertraulich zu behandeln. Jegliche Verstöße werden mit einem Bußgeld bis zu 5.000 € geahndet.“ Was genau der Verfasser mit seiner Aktion erreichen wollte, ist noch unklar. Die Stadt Kassel hat für alle, die einen solchen Brief bekommen haben, aber nur einen Rat: ignorieren und wegwerfen. (dgö)