Neues Gesetz verabschiedet

Russland: Nawalny-Unterstützer dürfen bei Wahlen nicht mehr kandidieren

ARCHIV - 20.02.2021, Russland, Moskau: Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny steht in einem Käfig im Bezirksgericht Babuskinskij in Moskau, Russland. Der inhaftierte russische Oppositionsführer Alexej Nawalny, der seit 31. März im Hungerstreik ist, beschrieb Drohungen, ihn zwangsernähren zu lassen, unter Verwendung von "Zwangsjacke und anderen Vergnügungen", in einer Nachricht von hinter den Gittern am Freitag, 16. April. In einem Instagram-Post sagte Navalny, dass ein Beamter ihm sagte, dass ein Bluttest anzeigte, dass sich sein Gesundheitszustand verschlechtert und drohte, ihn zwangsernährt zu werden, wenn er sich weiterhin weigert zu essen. Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Kremlkritiker Alexej Nawalny
AZ htf, dpa, Alexander Zemlianichenko

In Russland dürfen Mitarbeiter und Unterstützer des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny in Zukunft nicht mehr bei Wahlen kandidieren. Die Duma, das russische Parlament, verabschiedete am Mittwoch ein entsprechendes Gesetz. Es verbietet demnach Unterstützern oder Mitgliedern „extremistischer oder terroristischer Bewegungen“ die Teilnahme an allen Wahlen. Zuvor hatten Behörden die politischen Organisationen Nawalnys ohne Gerichtsurteil auf eine Liste solcher Organisationen gesetzt

Von allen Wahlen ausgeschlossen

Das Gesetz war noch einmal nachgeschärft worden. Ursprünglich sollte es nur für Duma-Wahlen gelten, jetzt gilt es für alle Wahlen. Demnach soll auch niemand, der Nawalny unterstützt oder seinen Organisationen Geld gibt, antreten dürfen. Derzeit entscheidet ein Moskauer Gericht über einen Antrag der Staatsanwaltschaft, auch die Anti-Korruptions-Stiftung Nawalnys als extremistisch einzustufen.

Großer Druck auf Nawalny-Unterstützer

Die Stiftung deckt immer wieder Fälle von Korruption, persönlicher Bereicherung und Amtsmissbrauch im russischen Machtapparat auf. Die Ermittler gehen aber meist gegen die Enthüller und nicht gegen die belasteten Staatsbeamten vor. Auch Unterstützer Nawalnys sehen sich großem Druck ausgesetzt: Zuletzt hatten Angestellte des öffentlichen Dienstes wie bei der Metro in Moskau berichtet, dass sie wegen Unterstützung für Nawalny ihre Arbeit verloren hätten.

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Nawalny weiterhin in Haft

Alexej Nawalny ist bereits seit mehr als 125 Tagen in einem Straflager inhaftiert. Der Kremlgegner wurde am 17. Januar bei seiner Rückkehr aus Deutschland, wo er sich von einem Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok erholt hatte, in Moskau festgenommen. Jetzt seien drei weitere Strafverfahren gegen ihn eröffnet wurden, teilte er am Dienstag mit.

In einem Fall werde ihm die Beleidigung einer Richterin während einer Gerichtsverhandlung vorgeworfen. Zudem solle er sich wegen Veruntreuung von Spenden an seinen Anti-Korruptions-Fonds FBK verantworten. Beim dritten Verfahren geht es dem Oppositionellen zufolge „um die Gründung einer gemeinnützigen Organisation, die die Persönlichkeit und Rechte der Bürger verletzt“. Dies stehe wohl im Zusammenhang mit dem Enthüllungsvideo „Ein Palast für Putin“, in dem Nawalny Kremlchef Wladimir Putin ein aus Schmiergeldern finanziertes luxuriöses Anwesen am Schwarzen Meer zuschreibt. (dpa / rcl)