Steiler EM-Aufstieg

Jule Brand: DFB-Shootingstar stürzt Bundestrainerin ins Dilemma

 UEFA WOMENS EURO ENGLAND 2022: Ankunft am Siegerhotel 28.07.2022 Jule Brand Deutschland, 22 im Interview UEFA WOMENS EURO ENGLAND 2022: Ankunft am Siegerhotel The Grove, London, 28.07.2022 *** UEFA WOMENS EURO ENGLAND 2022 arrival at winning hotel 28 07 2022 Jule Brand Germany, 22 interview UEFA WOMENS EURO ENGLAND 2022 arrival at winning hotel The Grove, London, 28 07 2022 Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/Wunderlx
DFB-Supertalent Jule Brand ist derzeit extrem gefragt.
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Karriere im Eiltempo: Mit 17 Jahren ist Jule Brand Bundesliga-Spielerin, debütiert mit 18 Jahren in der A-Nationalmannschaft, ist mit 19 Jahren Teilnehmerin bei der EM - und steht im Halbfinale gegen Frankreich in der Startelf. Dass das DFB-Team weiter vom Titel träumen kann, ist auch ihr Verdienst.

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Eine Szene, die ihre Leistung widerspiegelt

Gegen diese unglaubliche Wucht im Kopfballduell hatte Jule Brand keine Chance. Sie war einen Moment zu früh in der Luft und wurde dann von der Explosivität der in ihrem Rücken hochspringenden Spielerin umgeworfen. Die 19-Jährige bekam noch einen Arm ins Gesicht und ging zu Boden. Kurz danach rappelte sie sich auf und lief jubelnd in Richtung Eckfahne zu ihren Teamkolleginnen.

Es war die Szene zum 2:1 in der 76. Minute. Die Spielerin, der sie nicht standhalten konnte, war ihre Kapitänin Alexandra Popp. Es machte überhaupt nichts, dass die Jüngste im DFB-Team nicht an den Ball gekommen war, das hatte ja Popp erledigt. Und wie. Es war zugleich eine Szene, die zeigt, wie engagiert Brand im Halbfinale gegen Frankreich spielte.

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Denn nur Sekunden zuvor konnte sie eine Hereingabe von Svenja Huth, die von Griedge Mbock Bathy geblockt wurde, zwar nicht verwandeln. Gleich zweimal versuchte sie sich aus Nähe des Elfmeterpunktes, wirbelte damit aber zumindest die französische Abwehr kräftig durcheinander. Diese musste sich noch sortieren, als Huth bereits die nächste Flanke von rechts in den Strafraum brachte. Es war die entscheidende, die Popp zum 2:1 und damit zum Sieg und dem Einzug ins Finale im Wembley-Stadion am Sonntag (18 Uhr/ARD, DAZN) verwandelte.

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"Jule wusste, was sie zu tun hatte"

Es war nicht selbstverständlich, dass Brand so ein Spiel ablieferte. Es war das Startelf-Debüt der Angreiferin, die von der TSG Hoffenheim zum VfL Wolfsburg wechselt. Bis dato wurde sie zwar in allen vier vorherigen Partien eingewechselt, kam aber zusammen auf nur etwa 70 Minuten Spielzeit. Der Ausfall von Klara Bühl, die wegen eines positiven Coronatests im Teamquartier in Brentford bleiben musste, machte den Umbau der Startelf nötig. Brand, die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg als "Shootingstar" bezeichnet wird, fügte sich auf dem rechten Flügel ein als würde sie den Job in einem Halbfinale gegen Frankreich jeden Tag erledigen.

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"Jule wusste, was sie zu tun hatte. Aber dass sie es dann so umsetzt mit 19 Jahren, das kann man nicht erwarten“, lobte Voss-Tecklenburg. Tatsächlich fiel kaum auf, dass mit Bühl die zur Spielerin des Spiels gegen Österreich ausgezeichnete Frau auf der Außenbahn fehlte. Voss-Tecklenburg wird es sich nicht leicht machen, die Startelf für das Finale zu benennen, sollte Bühl tatsächlich einsatzbereit sein. Laut UEFA-Regularien wäre das möglich, wenn sie nach fünf Tagen und mit Symptomfreiheit einen negativen Test aufweisen kann.

Doch Bühl wird keinen Freifahrtschein haben. Brand half defensiv aus, spielte diszipliniert und gut mit Giulia Gwinn zusammen, gewann offensiv ihre Dribblings und sorgte mit ihrer Geschwindigkeit für Wirbel und manch guten Pass. Das Tor zum 1:0 bereitete sie mit ihrem Pass vom Flügel an die Strafraumgrenze zu Huth mit vor, diese flankte weiter nach innen, Popp verwertete.

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Sie lebt ihren Kindheitstraum

Es läuft alles wie am Schnürchen für die Rheinland-Pfälzerin. "Es war mein Kindheitstraum, Nationalspielerin zu werden", erinnerte sie sich bei SWR Sport an ihre Wünsche und ihre Anfänge beim Fußball: "Mit den Freunden auf den Bolzplatz, direkt nach der Schule, den Rucksack einfach irgendwo hingeschmissen - das war eine schöne Zeit. Ich habe es einfach geliebt, mit Freunden auf dem Platz zu stehen."

Nun hat sie beides: Ein Team das so zusammenhält, dass sie mindestens einige als Freundinnen bezeichnen wird, und die Ehre, Deutschland zu vertreten. Der Traum wurde im vergangenen Jahr wahr, mit 18 Jahren gab sie ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft. Gegen Australien wurde sie in der 60. Minute eingewechselt - und erzielte nur zwei Minuten später ihr erstes Tor. (ara)