Niederländischer Künstler

Johannes Vermeer: Wer war der rätselhafte Maler? Seine Kunst & Symbolik

German Chancellor Angela Merkel, Netherlands' Prime Minister Mark Rutte and Saxony's Prime Minister Michael Kretschmer pose next to the painting "Girl Reading a Letter at an Open Window" as they open the largest exhibition on the Dutch painter Johannes Vermeer in Germany "Johannes Vermeer. On Reflection" at the Old Masters Picture Gallery of the Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD), in Dresden, Germany, Thursday, Sept. 9, 2021. (Matthias Rietschel/Pool Photo via AP)
Bundeskanzlerin Angela Merkel neben dem Gemälde "Briefleserin am offenen Fenster" bei der Ausstellung "Johannes Vermeer - On Reflection" in Dresden.
Matthias Rietschel, picture alliance, ASSOCIATED PRESS

Von Annette Berger
Johannes Vermeer hat nur wenige Bilder hinterlassen – aber die haben es in sich. Vieles im Leben des niederländischen Malers ist bis heute rätselhaft. Seine Bilder muss man regelrecht lesen.

Johannes Vermeers Bildsprache: Symbole & Zeichen muss man regelrecht lesen

Johannes Vermeer lebte vor etwas mehr als 300 Jahren in den Niederlanden des "Goldenen Zeitalters", einer Phase der Geschichte, in denen das kleine Land an der Nordsee reich und eine Weltmacht war. Damals wurden dort Kunstschätze geschaffen, die die Menschen bis heute faszinieren, darunter die Gemälde Vermeers.

Insgesamt – und vermutlich sehr zum Missfallen von Kunstfreunden auf der ganzen Welt – hat Vermeer nicht viele Bilder hinterlassen. Insgesamt 37 sollen es sein. Zwischenzeitlich wurden diesem Maler weitere Werke zugeschrieben. Doch inzwischen hat die Forschung herausgefunden: Das waren alles keine echten Vermeers.

Aber auch so hat die Wissenschaft noch heute alle Hände voll zu tun mit diesem Maler des Barock, der als Meister darin gilt, (versteckte) Botschaften in seine Gemälde einzubauen.

Man muss einen Vermeer regelrecht lesen: Da gibt es Symbole oder Figuren, die er so in seine Werke eingearbeitet hat, als seien sie Dekoration – mal einen Teller, mal ein Buch oder eine dicke Engelsfigur. Doch alle diese "Deko"-Stücke stehen für etwas: zum Beispiel für Reichtum, Treue, Gottesfürchtigkeit, ein tugend- oder ein lasterhaftes Leben. Zeitgenossen erkannten vermutlich leicht die vielen Anspielungen, es waren Zeichen und Symbole, die teils allgemein gebräuchlich waren. Heutige Betrachter von Vermeer-Gemälden müssen sich dieser Bildsprache erst nähern, um die Werke richtig "lesen" zu können.

Eine Gelegenheit dazu bietet sich derzeit in Dresden, wo die Gemäldegalerie Alte Meister die bislang größte Vermeer-Schau präsentiert, die es nach Angaben des Museums in Deutschland je gegeben hat. Und dort in Sachsen wurden auch mehrere seiner Bilder in Millimeter-Arbeit über Jahre restauriert – wodurch unter anderem noch mehr dieser typischen Vermeer-Botschaften zu Tage traten.

Johannes Vermeer: Werdegang und berühmte Gemälde

Visitors take pictures of Johannes Vermeer's Girl with a Pearl Earring (approx. 1665) during a preview for the press of the renovated Mauritshuis in The Hague, Netherlands, Friday, June 20, 2014. The Mauritshuis will open its doors to the public for free from 8 pm till midnight on Friday June 27th after the official ceremonial opening. From June 28 onwards the museum will revert to regular opening hours. (AP Photo/Peter Dejong)
"Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge" ist um 1665 entstanden und zählt zu den bekanntesten Gemälden des niederländischen Künstlers.
Peter Dejong, picture alliance, AP Photo

Vielleicht trägt zur Aura des Malers auch noch bei, dass über sein Leben selbst recht wenig bekannt ist, noch nicht einmal das Geburtsdatum. Gesichert ist, dass er am 31. Oktober 1632 in Delft getauft wurde. In der niederländischen Stadt sollte er dann auch begraben werden. Das genaue Todesdatum ist ebenfalls unbekannt, nur der Tag der Beerdigung, der 15. Dezember 1675. Jan Vermeer, wie er auch genannt wird, wurde 43 Jahre alt.

Er schuf Historienmalereien und Stadtansichten – und auch die noch berühmteren Porträts von Frauen, wie das "Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge" oder die "Briefleserin am offenen Fenster" – letzteres Gemälde ist der Star der Ausstellung in Dresden. Denn die Dresdner Restauratoren förderten Elemente des Bildes zu Tage, die über Jahrzehnte unbekannt waren, weil sie von Unbekannten übermalt worden waren.

Wie Vermeer zum Maler ausgebildet wurde, darüber gibt es ebenfalls keine gesicherten Erkenntnisse. Jedoch konnte er eine Zeitlang von seinen Bildern wohl gut leben und seine kinderreiche Familie versorgen, später gerieten die Vermeers jedoch in eine Schuldenfalle. Als er starb, war seine Frau völlig überschuldet und musste zu Gunsten der Gläubiger aufs Erbe verzichten.

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Google-Doodle ehrt den Maler mit Vermeer-Trick

Der Welt hinterließ er Bilder, auf denen es noch immer Neues zu entdecken gilt. Vielleicht hat Google deshalb Johannes Vermeer an diesem 12. November ein Doodle gewidmet. Anlass ist die Erinnerung an eine Ausstellung mit 21 Bilden des Malers, die am gleichen Tag des Jahres 1995 in Washington eröffnet wurde. Eine große Zahl – immerhin fast zwei Drittel des bekannten Gesamtwerks.

Und auch die Designer des Google-Doodle greifen auf einen Vermeer-Trick zurück: Auf den ersten Blick zeigt die Grafik einfach drei Bilder des Malers. Schaut man genauer hin, so sind in die Gemälde die "Google"-Buchstaben eingearbeitet. Vielleicht werden Menschen in 300 Jahren nicht mehr auf den ersten Blick erkennen, was das für ein "G" oder "O" ist – aber heutige "Zeitgenossen" verstehen diese Anspielung sofort.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de