EXKLUSIV: Star-Reiterin Jessica von Bredow-Werndl über die neue Mutterschutz-Regel im Pferdesport
"Ich bin stolz darauf, dass wir schon mal ein bisschen was verändern konnten"

Sie ist die Top-Favoritin auf den Titel!
Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl steht nach der Geburt ihrer Tochter im August 2022 vor einem großen Meilenstein. Im April findet in Omaha (US-Bundesstaat Nebraska) das Weltcup-Finale statt. Im Interview mit RTL sagt die zweifache Mama: „Es gäbe einen Titel zu verteidigen. Natürlich wäre es gelogen, wenn ich sage, es ist nicht mein Ziel. Aber ich bin gerade wirklich sehr demütig und einfach dankbar für jedes Turnier mit Dalera. Sie ist ein ganz besonderes Pferd für mich.“
Die 37-jährige Weltklasse-Reiterin hatte nach der Geburt von Tochter Ella im August 2022 wichtige Weltranglistenpunkte verloren – wegen einer strengen Regelung der Dachorganisation des Pferdesports (FEI). Die Kritik von Jessica von Bredow-Werndl hat gewirkt.
JBW und Dalera - das Dreamteam für den Weltcup in den USA

Wir treffen JBW (eine häufig genutzte Abkürzung für Jessica von Bredow-Werndl) in der Reithalle des Hotels Stanglwirt in Kitzbühel (Österreich). Die 37-Jährige ist Gast bei den Spa Awards 2023 und gibt eine Reiteinheit. JBW strahlt über beide Ohren, denn die Koffer für den Weltcup in den Vereinigten Staaten sind quasi schon gepackt: „Ich freue mich schon wahnsinnig drauf, mit Dalera zu starten. Es ist einfach so ein wundervolles Pferd und hat eine tolle Persönlichkeit.“ Der Weltcup – nur sieben Monate nach der Geburt von Tochter Ella. Und die 37-Jährige fliegt jetzt mit einem viel besseren Gefühl in die USA. Das hat mit einer Regeländerung für Mütter zu tun, die JBW gefordert hatte.
FEI reagiert auf Kritik: Mutterschutz-Regel im Pferdesport geändert

Gemeinsam mit Springreiterin Janne Friederike Meyer-Zimmermann hatte JBW kritisiert, dass Reiterinnen mindestens sechs Monate Mutterschutzurlaub nehmen mussten. Das bedeutete einen möglichen Verlust der wichtigen Punkte. Denn das Reglement besagte: Wer Mutterschutz beantragt, kann die Hälfte der Weltranglistenpunkte des Vorjahres für sechs Monate behalten, durfte jedoch erst nach einem halben Jahr wieder in den Turniersport einsteigen. Wer eher starten wollte, verlor nach der bisherigen FEI-Auslegung rückwirkend die Punkte während der gesamten Schwangerschaftspause. Jessica von Bredow-Werndl wurde ein früherer Start zudem untersagt. Inzwischen hat der Verband eingelenkt. Reiterinnen sollen ihren Mutterschaftsurlaub künftig bereits nach drei Monaten beenden können. JBW zu RTL: „Ich finde es grundsätzlich wichtig, dass wir den Mund aufmachen. Und ich freue mich, dass ich damit auch einen Stein ins Rollen gebracht habe. Ich bin stolz darauf, dass meine Kollegin Janne und ich schon mal ein bisschen was verändern konnten.“
Jessica von Bredow-Werndl: "Mama und Profisport - das geht!"
Das Turnier in den USA liegt der 37-Jährigen auch aus einem anderen Grund besonders am Herzen: „Als zweifache Mama und als Profi-Sportlerin ist es mir wichtig zu zeigen: ‘Hey, das ist zusammen möglich.’ Natürlich braucht es ein starkes Umfeld, das ich mir im Vorfeld aufgebaut habe. Und auch meine Familie unterstützt mich sehr. Ich möchte zeigen, dass Sport, Kinder und Familie unter einen Hut zu bekommen sind und dass es sehr, sehr viel Freude macht.“ Reiten sei für sie der „schönste Sport der Welt. Wir dürfen mit Lebewesen zusammenarbeiten und ich bin mir auch der Verantwortung sehr bewusst. Daher ist es unserem ganzen Team wichtig, dass wir jeden Tag dafür sorgen, dass die Pferde ein richtig schönes Leben haben. Dass sie jeden Tag auf die Wiese und auf den Paddock dürfen. Und dass sie auch wirklich Lust haben, mit uns Menschen zu arbeiten.“