Tierärztin hat klare Meinung

Jeden Tag einen Marathon! Mann läuft mit seinen Hunden – ist das noch gesund?

Aaron Robinson und seine beiden Border Collies.
Aaron Robinson und seine beiden Border Collies.
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Aaron Robinson ist laufverrückt. Seit 75 Tagen läuft er jeden Tag einen Marathon. Das allein ist schon rekordverdächtig. Noch verrückter: Er läuft die gut 42 Kilometer mit seinen beiden Hunden. Ist das noch artgerecht oder schon Tierquälerei? Wir haben eine Tierärztin gefragt.

75 Marathons am Stück - mit Hunden

Vor 76 Tagen begann die irre Marathon-Odyssee von Aaron Robinson. Der Engländer steht seitdem jeden Morgen um 3 Uhr auf und läuft mit seinen beiden Border Collies Inca und River über 42 Kilometer in seiner Heimat im Osten Londons durch Parks und kleine Wälder. Anschließend geht er um 9 Uhr zur Arbeit. So weit, so verrückt.

Ursprung der Idee war es, Geld für die Initiative „Hope for Justice“ zu sammeln, die sich gegen moderne Sklaverei und gegen Menschenhandel einsetzt. Er habe schon mehr als 3.000 Pfund eingenommen, berichtet der 40-Jährige.

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Bekannt wurde er jetzt vor allem durch seinen Lauf-Streak, den er mit seinen Hunden hingelegt hat. Noch ist der Lauf-Rekord inoffiziell. „Guinness World Records “ wartet auf Nachweise. Der aktuelle Bestwert liegt bei 63 Tagen am Stück – für Menschen wohlgemerkt.

Englische Medien wie „The Guardian“ oder das Laufmagazin „Runners World“ berichteten über seine Aktion. Nun ist die Sache so: Viele Fans feiern ihn für seine Standhaftigkeit und die langen Läufe mit den Hunden. Aber: Andere kritisieren die täglichen, sehr langen Läufe der Hunde, die laut Robinson ungefähr fünf Stunden dauern. Das bedeutet pro Kilometer benötigt er ca. 7 Minuten (8,5 km/h). Für einen Marathon ist das eine einigermaßen moderate Zeit (Der Weltrekord liegt bei 2:01:09 Stunden/Eliud Kipchoge).

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Immer weiter! Läufer wehrt sich gegen Kritik

Er selbst wiegelte die Kritik vehement ab. Grausam sei das für seine Tiere nicht. „Für einige Hunde vielleicht, aber für andere Hunderassen, insbesondere Arbeitshunde - sie sind dafür gemacht. Nicht alle Hunde sind gleich, genauso wenig wie alle Menschen gleich sind. Und ich kenne meine Hunde besser als jeder andere.“

Für die Hunde sei es ein „Spaßlauf“, sagte er. „Es ist im Grunde ein fünfstündiger Spaziergang für sie“, erzählte Robinson der „Daily Mail“.

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Tierärztin findet Marathon-Serie fragwürdig

Tierärztin Dr. Tanja Pollmüller, alias „Doc Polly“, sieht die Marathon laufenden Hunde kritisch. „Da muss ich ganz klar sagen: 75 Tage am Stück, fünf Stunden laufen, 42 Kilometer – das ist ein absolutes No-Go!“, sagt die Tierärztin im RTL-Gespräch. Der Argumentation des Läufers will sie nicht wirklich folgen. Zwar seien Hütehunde wie die Border Collies „viel draußen unterwegs“ und generell „sehr ausdauernd“. Draußen würden sie aber „selbständig viele Starts und Stopps dazwischen machen“. „Aber einen ganzen Marathon zu laufen, das ist stumpfes Laufen. Als Tierärztin finde ich das fragwürdig.“ Übrigens seien so viele Marathons am Stück wohl auch für Menschen fragwürdig, fügt sie hinzu.

Fotos zeigen den Läufer mit den Hunden auf Wiesen und Waldwegen, Leinen sind nicht zu sehen – was den Hunden entgegenkommt, da sie ihr eigenes Tempo bestimmen können. Trotzdem: „Um das besser zu beurteilen, müsste man es im Video sehen. Es gehört auf jeden Fall kontrolliert. Man müsste regelmäßig gucken, wie es ihnen geht und es ärztlich kontrollieren“, so „Doc Polly“.

Marathon-Rekord mit Hunden: Gelenken und Pfoten droht Überbelastung

Die Ärztin weiter: „Selbst wenn der Läufer sagt, er könne das beurteilen: Ein Hund will immer folgen, das ist sein Naturell. Sie werden sich verausgaben, auch wenn sie das gar nicht wollen. Sie wollen beim Rudel bleiben. Es ist also mit Vorsicht zu betrachten.“

Bei einer Überbelastung droht vor allem den Gelenken und Pfoten Gefahr, erklärt „Doc Polly“. „Und eine große Herausforderung ist, die Energie reinzukriegen. Die Hunde brauchen dann hochkalorienreiches Futter, sogenannte Päppelkost“, sagt die Tierärztin. Und: „Viel Schlaf“.

Den werden sie auch weiter brauchen. Ein Ende der Marathon-Jagd ist jedenfalls noch nicht in Sicht. Er wolle so lange weiterlaufen, wie es geht, sagte Robinson. Am 76. Tag sieht es noch nicht nach einem Ende aus. Aaron, Inca und River laufen vorerst weiter. (msc)