Dr. Specht findet Einsatz von Hautkrebs-Apps sinnvoll
Jason (31) diagnostiziert Hautkrebs mit Screening-App SkinVision: Funktioniert das wirklich bei jedem?
Hautscreening-Apps: Sinnvoll oder nur eine Spielerei?
Binnen einiger Monate hat sich ein Muttermal auf Jasons Oberarm farblich verändert. Weil er einen Arztbesuch scheut, nutzt der 31-jährige Brite eine Hautscreening-App, die das Muttermal als gefährliche einstuft - eine Einschätzung, die ihm schließlich das Leben rettet. Wir haben Dr. Christoph Specht gefragt, ob eine solche Hautscreening-Apps wirklich zuverlässige Ergebnisse liefern kann.
Jason Sheridan verdankt sein Leben einer App
Der 31-jährige Jason Sheridan aus England verdankt sein Leben einer Smartphone-App. Ein kleines Muttermal auf seinem Oberarm erregte seine Aufmerksamkeit und er schoss ein Foto von der verdächtigen Stelle. Innerhalb weniger Monate hatte es sich rosa verfärbt, berichtet die Daily Mail. Die App SkinVision zeigte an, dass von dem Muttermal ein hohes Risiko ausgehe.
Ein Dermatologe bestätigt den Verdacht: Das Muttermal stellte sich als Hautkrebs-Melanom heraus, dass wenige Tage später in einer 40-minütigen Operation entfernt wurde. Der behandelnde Arzt veranlasste eine anschließende Biopsie, die sicherstellen sollte, dass der Krebs nicht gestreut hatte.
Dr. Specht hält Apps für sinnvoll
Im Appstore finden sich diverse Apps, die per Foto besorgniserregende Hautstellen erkennen wollen. Neben SkinVision, die Jason Sheridan genutzt hat, gibt es unter anderem auch Miiskin, ClearFace, Molexplore Skin Cancer und weitere. Für diese Apps fallen jeweils unterschiedlich hohe Kosten an, je nachdem welche Funktion User nutzen wollen.
„Diese Apps sind tatsächlich gar nicht so schlecht“, erklärt Mediziner Dr. Christoph Specht. „Der große Vorteil ist, dass sie das Bewusstsein steigern, weil sich Menschen dadurch intensiver ihre eigene Haut angucken.“
Empfehlungen unserer Partner
Wie zuverlässig sind die Screening-Apps?
"Es kann sein, dass die Apps eine Stelle als besorgniserregend einstufen, die sich beim Arzt als unbedenklich herausstellt“, erklärt Dr. Specht. „Dann sollte das ein Dermatologe noch einmal abklären. In diesem Fall ist man also umsonst besorgt, bis der Hautarzt Entwarnung gibt.“
Im schlimmsten Fall erkennen die Apps eine tatsächlich besorgniserregende Stelle nicht und geben vermeintlich Entwarnung. Dr. Specht gibt allerdings zu bedenken, dass sie so programmiert sind, dass sie eher zu oft Alarm schlagen, als zu selten. Sie sind also durchaus dazu geeignet, Hautstellen zwischen den ärztlichen Untersuchungen einzuschätzen und im Auge zu behalten.
Ersetzen die Screening-Apps bald den Arztbesuch?
Obwohl die künstliche Intelligenz hinter diesen Systemen immer besser wird, ersetzen sie noch nicht den Gang zum Dermatologen. „Selbst, wenn die App Alarm schlägt und mitteilt, dass ein hohes Risiko besteht, muss der Betroffene dann zum Dermatologen. Dass wir das Hautkrebs-Screening beim Arzt wegen dieser Apps abschaffen – davon sind wir noch weit entfernt“, schätzt Dr. Specht ein. Es sei aber sehr wahrscheinlich, dass ärztliche Diagnosen in Zukunft mithilfe dieser Technologien verbessert werden.
Noch übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen keine Kosten, die bei der Benutzung einer Screening-App entstehen. Das Kosten für das regelmäßige Hautscreening beim Hautarzt werden hingegen alle zwei Jahre übernommen. Je nach Krankenkasse variiert die Empfehlung, ab welchem Alter die Untersuchung sinnvoll ist.
Wie identifiziere ich verdächtige Hautstellen?
Der ABCD-Test gibt ebenfalls erste Hinweise, ob eine verdächtige Hautstelle als besorgniserregend eingestuft werden sollte. Die Buchstaben stehen für vier verschiedene Punkte, die überprüft werden sollten, etwa A, wie Asymmetrie.