Tierschutz vs. Ritual
Ist der Brauch von Hochzeitstauben Tierquälerei?
Hochzeitstauben für die „perfekte“ Hochzeit
Weiße Tauben sollen Frieden und Treue symbolisieren. Deshalb werden die Tauben immer öfter im Rahmen von Hochzeitszeremonien „aufgelassen“ – als Teil einer romantischen Inszenierung. Doch wie geht es den Tauben dabei und ist es nicht Tierquälerei? Wir haben mit dem ehemaligen Taubenzüchter Ulrich Werth und der Fachreferentin Nadja Michler von Peta gesprochen.
„Streut Rosenblätter, sie sind das echte Symbol der Liebe."
Es ist ein Foto, das betroffen macht. Der schönste Tag im Leben - aber eben nicht immer für die Hochzeitstauben, denn viele sterben. In einem Facebook-Post zeigt der Bund „Wildvogelhilfe Rhein- Sieg“, wie dramatisch es für die Tauben enden kann und appelliert an Hochzeitspaare dem Brauch ein Ende zu setzten:
„Streut Rosenblätter, sie sind das echte Symbol der Liebe. Und lasst die Tauben dort, wo sie zuhause sind: im Taubenschlag.“
Wie gefährlich ist der Brauch für die Tauben?
Leider wissen nur die wenigsten Brautpaare um das große Tierleid der Tauben. Denn wie Nadja Michler von Peta erklärt, handle es sich bei den Hochzeitstauben oft um überzüchtete Rassen, bei denen die Optik im Vordergrund stehe. Zudem handle es sich auch um domestizierte Tiere, die es gewöhnt seien, gefüttert zu werden und nie gelernt hätten, alleine zu Recht zu kommen. Nachdem sie „aufgelassen“ würden, würden sie meistens in Städten stranden, wo sie Krankheiten, Verletzungen und Hunger ausgesetzt wären.
Ulrich Werth sieht das jedoch anders. Er hat 30 Jahre als Taubenzüchter gearbeitet und ebenfalls Hochzeitstauben gezüchtet. Wie er uns erklärt, seien die Tauben extra dafür ausgebildet. Es handle sich um Brieftauben, die nach der „Auflassung“ problemlos bis zu 40 Kilometer frei fliegen könnten und danach wieder den Weg zu ihrem Heimatschlag finden.
Doch das Geschäft mit den Hochzeitstauben boomt. Da stellt sich die Frage, ob die Nachfrage überhaupt artgerecht erfüllt werden kann.
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„Den Züchtern geht es ausschließlich um Profit.“
Taubenzüchter Werth beteuert, dass es den Tauben bei einer artgerechten Zucht gut ginge. Sie werden geimpft und bekämen bestes Futter: „Die größte Gefahr ist eher, dass sie auf ihrem Rückflug von einem Raubvogel angegriffen werden“, erklärt er.
Doch nach Michler geht es den Züchtern ausschließlich um Profit. Die Zucht funktioniere in der Regel über eine Selektion der „besten“ Tiere: „In der Realität bedeutet dies häufig, dass den Tieren, die nicht den Vorstellungen des Züchters entsprechen, der Hals umgedreht wird,“ erklärt sie: „Abgesehen vom grundsätzlichen Tierleid, das den Tauben dabei zugefügt wird, ist es sicherlich ein schlechtes Omen, ein Taubenpaar auseinanderzureißen, um einen der Partner als Glücksbringer für die eigene Hochzeit zu missbrauchen. Schlechter lassen sich „Liebe und Treue“ wohl kaum symbolisieren."
Was Sie tun können
Wenn Hochzeitstauben unbedingt auf der Hochzeit gewünscht sind, suchen sie im Vorhinein einen guten Züchter, der die Tiere artgerecht züchtet. Oder Sie entscheiden sich für eine tierfreie Hochzeit. Stattdessen könnten Sie Luftballons oder Himmelslaternen steigen lassen.