Exklusives Gespräch mit Lucas Gläß
Interview mit deutschem IS-Anhänger in syrischer Haft: So hat ihn der Islamische Staat enttäuscht
Gerade einmal 18 Jahre alt war der Dortmunder Lucas Gläß, als er seine Ausbildung wegschmiss und einen radikalen Schritt tat: Zusammen mit seiner Frau reiste er in das vom Bürgerkrieg gebeutelte Syrien und schloss sich dort dem sogenannten "Islamischen Staat" an. Die RTL-Reporter Jürgen Weichert und Stephan Richter haben in einem Gefängnis im Kurdengebiet in Nordsyrien ein exklusives Interview mit ihm geführt. Im Video erklärt Gläß, was er sich vom IS erhoffte - und wie die Terrormiliz ihn schließlich bitter enttäuschte.
"Ich habe mich als Moslem ungerecht behandelt gefühlt"
In Deutschland lebte Gläß zunächst ein normales Leben, machte Fachabitur und bekam eine Ausbildungsstelle. Doch weil er sich als praktizierender Moslem in Deutschland nicht akzeptiert fühlte, entschloss er sich 2014, zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach Syrien zu reisen, um sich dem IS anzuschließen. Doch der Traum von der erhofften religiöse Freiheit im 2014 ausgerufenen Kalifat zerplatzte.
Die Terrormiliz bezeichne viele Glaubensgruppen als Abtrünnige, so der Dortmunder. "Der IS stellt sich als etwas dar, was er gar nicht ist", sagt Gläß. Mit dem Islam habe vieles, was der IS getan hat, überhaupt nichts zu tun, so z. B. die Hinrichtungen und die Selbstmordattentate. Von seiner Enttäuschung berichtet der IS-Mann im Video.
An Kampfhandlungen und Hinrichtungen will Gläß nicht beteiligt gewesen sein. Zwei Jahre arbeitete er nach eigenen Angaben als Polizist in der Verkehrskontrolle und durchsuchte Autos nach Zigaretten und Drogen. Dann sagte er sich vom IS los und lebte als Zivilist - bis er fliehen musste und vor etwa zweieinhalb Jahren verhaftet wurde. Seit dem sitzt er mit aktuell rund 2.700 anderen IS-Anhänger im Kurdengebiet in Haft. Wie es für ihn weitergeht ist aktuell unklar. Die Bundesregierung hat bislang keine Anstalten gemacht, ihn zurückzuholen. Sollte er gar an das Assad-Regime ausgeliefert werden, droht ihm sogar die Todesstrafe.