Mitten in der Krankheits-Welle

Ist es für eine Grippeschutzimpfung jetzt zu spät?

ILLUSTRATION - 29.07.2016, Berlin: ARCHIV - Medikamente und ein Fieberthermometer liegen auf einem Nachttisch (gestellte Szene). (Zu dpa "Mehr als 200 Grippe-Tote in Deutschland") Foto: Maurizio Gambarini/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Grippesaison geht normalerweise von Oktober bis April.
gam tba gfh fp wst, dpa, Maurizio Gambarini
von Lauren Ramoser

In diesem Herbst hüstelt und fröstelt es gefühlt an jeder Ecke, dabei rollt der Höhepunkt der Grippewelle erst im Februar, vielleicht sogar erst im März auf uns zu. Ist jetzt also noch ein guter Zeitpunkt für eine Grippeschutzimpfung? Und bringt die mir auch noch was für die anstehenden Festtage mit der erweiterten Familie? Mediziner Dr. Christoph Specht klärt die wichtigsten Fragen.
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Verbreiteter Mythos: Die Grippeschutzimpfung verhindert die Infektion

Im Herbst tauchen die ersten Fälle der saisonalen Influenza, also der klassischen Grippe, auf. Viele lassen sich dann zum Schutz impfen.

Von einer häufigen Annahme müssen wir uns allerdings direkt verabschieden: „Die Vorstellung war immer: ‘Lassen Sie sich gegen Grippe impfen, dann kriegen Sie die Grippe nicht.’ So als sei das ein 100-prozentiger Schutz“, sagt Dr. Christoph Specht. „Wie bei Corona haben wir gelernt, dass die Impfung nicht vor einer Infektion schützt, aber sie schützt vor einem schweren Verlauf. Und so ist das bei der Impfung gegen Influenza eben auch.“

Dennoch sei eine Grippeschutzimpfung keine schlechte Idee, betont Dr. Specht.

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Wer braucht keine Grippeschutzimpfung?

Die Liste der Gruppen, für die die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Grippeschutzimpfung empfiehlt, ist lang. Alle ab 60 Jahren, Schwangere, Menschen mit Vorerkrankungen oder Immungeschwächte, deren Mitbewohner, medizinisches Pflegepersonal und einige weitere.

Doch trotz dieser langen Liste, benötigen viele Menschen dennoch keine Influenzaimpfung.

  • Wer sich in dieser Saison schon hat impfen lassen, braucht keinen Booster für das Frühjahr mehr. „Bei Menschen über 60 hält der Impfschutz zwar nicht mehr so lange an, einen Booster würde ich dennoch nicht empfehlen“, so Dr. Specht.

  • Wer in dieser Saison bereits an Grippe erkrankt ist, braucht jetzt keine Impfung mehr. Hier gibt es allerdings einen Haken: „Die allerwenigsten haben eine Laborbestätigung, das heißt, die Betroffen wissen gar nicht, ob sie wirklich die Grippe hatten“, sagt der Mediziner.

Doch auch wer sich an die Empfehlung der Stiko halten möchte, sollte beachten: „Die Stiko macht nur aktive Empfehlungen, damit sagt sie aber nicht: Die anderen sollten nicht geimpft werden“, erklärt Dr. Specht. Wer sich also auch dann gegen die Influenza impfen lassen möchte, wenn er nicht zu einer der ausgesprochenen Risikogruppen gehört, kann das natürlich tun.

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Bringt mir die Grippeschutzimpfung vor Weihnachten noch etwas?

An Weihnachten kommen viele mit der großen Familie zusammen. Neben weihnachtlichen Wünschen werden dann natürlich auch viele Viren ausgetauscht. Bringt mir also jetzt – eine Woche vor Weihnachten – eine Grippeschutzimpfung noch etwas?

„Für Weihnachten ist es jetzt schon zu knapp“, erklärt Dr. Specht. „Der Impfschutz braucht ungefähr 14 Tage, um vollumfänglich aktiv zu sein.“ Natürlich sei auch nach neun oder zehn Tagen schon ein gewisser Schutz aufgebaut, allerdings eben nicht der volle Schutz vor einem schweren Grippeverlauf.