Mediziner gibt Rat

Auch ohne Empfehlung der Stiko: Soll ich mein Kind gegen Grippe impfen lassen?

ARCHIV - 24.01.2014, Berlin: Ein kleiner Junge hält sich ein Taschentuch an die Nase. (Illustration zu "RKI: Bei Kindern aktuell häufiger Grippe als Corona diagnostiziert") Foto: Nicolas Armer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Sollten auch Kinder ohne Vorerkrankung gegen Grippe geimpft werden?
nar dak sab tmk htf, dpa, Nicolas Armer
von Lauren Ramoser

Für Kinder ohne Vorerkrankung empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Grippeimpfung nicht. Dennoch werden die Kosten für den Piks von der Krankenkasse übernommen. Warum ist das so? Und lohnt sich eine Grippeschutzimpfung auch für Kinder vor den anstehenden Weihnachtstagen mit der großen Familie? Mediziner Dr. Christoph Specht beantwortet die wichtigsten Fragen.
Lese-Tipp: Mitten in der Krankenwelle – ist es für die Grippeschutzimpfung jetzt zu spät?

Corona, RS-Virus und jetzt auch noch die Grippe?

Die Grippe-Saison läuft schon seit dem frühen Herbst im September und Oktober. Durch die hohe Anzahl an Virenbelastungen für Kinder, beispielsweise durch das RS-Virus, fragen sich jetzt viele Eltern: Sollte ich mein Kind mit einer Impfung vor einer schweren Grippe schützen?

„Es ist ein zweischneidiges Schwert“, sagt Dr. Christoph Specht im Gespräch mit RTL. „Zum einen ist es richtig, dass Kinder Influenza bekommen und diese dann auch weitergeben.“ In anderen Ländern, zum Beispiel in den USA, werden die meisten Kinder daher gegen die Grippe geimpft. Dort sei man überzeugt, durch die Massenimmunisierung von Kindern auch die Krankheitswelle für Erwachsene brechen zu können.

Bei uns sei es anders geregelt. „Selbstverständlich kann man auch Kinder ohne chronische Erkrankungen impfen lassen“, so Dr. Specht. „Da muss man nur einen Kinderarzt finden, der das macht.“

Unabhängig von der individuellen Situation sagt der Mediziner: „Ich persönlich würde es nicht machen. Nicht, weil es gefährlich ist, sondern weil es nicht so wahnsinnig viel bringt – es sei denn die Kinder haben Vorerkrankungen.“ Auch wenn Kinder in einem Haushalt mit jemandem aus einer der Risikogruppen lebt, kann eine Grippeschutzimpfung sinnvoll sein.

Ihre Erfahrung ist gefragt:

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Für viele Kinder nicht zwingend nötig, aber dennoch keine schlechte Idee

Wer keine Vorerkrankung hat, die etwa ein geschwächtes Immunsystem zur Folge hätte, braucht laut Ständiger Impfkommission nicht zwingend die Grippeschutzimpfung. Doch das heißt nicht, dass sie nicht dennoch sinnvoll sein kann. „Dass die Ständige Impfkommission die Influenza-Impfung nur für bestimmte Personengruppen empfiehlt , bedeutet jedoch nicht, dass die Stiko von einer Influenzaimpfung anderer Personen abrät“, heißt es vom Robert-Koch-Institut.

Für Kinder mit „erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens“ empfiehlt die Stiko die Grippeschutzimpfung ab einem Alter von sechs Monaten.

Lese-Tipp: Die wichtigsten Impfungen für Babys und Kinder: Das sollten Sie beachten

Warum zahlen die Krankenkassen die Impfung auch ohne Empfehlung?

Auch ohne Stiko-Empfehlung übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine Grippeschutzimpfung bei Kindern. Warum ist das so?

„Es gibt relativ viele Menschen, die in eine der Gruppen fallen, für die die Stiko die Impfung empfiehlt“, erklärt Dr. Specht. „Das wird auch mit der Grund sein, warum die Kassen das bezahlen. Das ist zudem nicht sonderlich teuer, ein Arzt bekommt um die 11 Euro pro Impfung.“

Lese-Tipp: Fragen und Antworten zur Corona-Impfung für Kinder: Was Eltern wissen sollten

Und da die Impfung auch für einige Kinder empfohlen werde, machen die Kassen hier keinen Unterschied.