Lily Ebert (98): "Babys sind Rache an Nazis"
Holocaust-Überlebende wird zum 35. Mal Uroma
Als junge Frau wurde sie 1945 von den Alliierten aus der Zwangsarbeit für die Nazis befreit – jetzt ist die Holocaust-Überlebende Lily Ebert (98) schon zum 35. Mal Uroma geworden. Für jede Urgroßmutter sei das etwas Besonderes, sagte die in London lebende Ebert der Nachrichtenagentur PA. Doch für sie als Holocaust-Überlebende sei es umso spezieller.
Mutter und Geschwister starben in Auschwitz
"Ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffe. Ich musste zuallererst überleben, dann dieses Alter erreichen. Die Nazis wollten uns töten, und wir haben gezeigt, dass es ihnen nicht gelingt", erzählte die 98-Jährige.
Lilly Ebert wurde 1923 in Ungarn geboren und 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Ihre Mutter, ihr jüngerer Bruder und eine Schwester wurden dort ermordet. Mit zwei weiteren Schwestern kam Ebert nach vier Monaten zur Zwangsarbeit in eine Munitionsfabrik bei Leipzig, wo sie von US-Truppen befreit wurde. Über die Schweiz und Israel gelangte sie 1967 mit drei Kindern nach England.
Enkel betreibt Tiktok-Account für Holocaust-Überlebende Lily Ebert
"Babys sind die beste Rache an den Nazis", zitierte Dov Forman (18) seine Urgroßmutter in einem Tweet, den schon mehr als 125.000 Nutzer mit Likes versahen. Forman betreibt für Ebert einen Tiktok-Account mit über 1,6 Millionen Followern und hat mit ihr gemeinsam ein Buch herausgebracht, zu dem Prinz Charles das Vorwort beisteuerte.
"Sie hat ihr ganzes Leben der Aufklärung über den Holocaust gewidmet", sagte Forman. Seine Uroma habe gemeinsam mit anderen Überlebenden Schulen, Unternehmen und Organisationen besucht. "Ich habe mir selbst versprochen: Solange ich lebe, werde ich künftigen Generationen meine Geschichte erzählen", erklärte Ebert.
Vor einem Jahr infizierte sich Lily Ebert mit dem Coronavirus, erholte sich jedoch von der Erkrankung. (dpa/bst)
