Gezielte Antikörpertherapie
Hoffnung für Neurodermitis-Patienten: Neuer Wirkstoff stoppt Juckreiz und Entzündungen
von Daniela Halm
Eine neue Antikörpertherapie kann vielen Patienten mit Neurodermitis helfen. Der Wirkstoff Dupilumab verhindert ganz gezielt die Entstehung von Juckreiz und Entzündungen der Haut. Allergologen sprechen bereits von einer neuen Ära in der Behandlung von Neurodermitis. Beim Deutschen Allergiekongress in Wiesbaden, der am 24. September beginnt, wird der Einsatz der Antikörpertherapie eins der großen Allergiethemen sein.
Neurodermitis ist weit verbreitet
Etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Neurodermitis, es ist die häufigste chronisch-entzündliche Hauterkrankung. Besonders belastend ist für viele Patienten der quälende Juckreiz, ein typisches Symptom der Erkrankung. Das Kratzen schädigt die Haut, führt zu Wunden und offenen Stellen. Eine neue Antikörpertherapie kann nun vor allem Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis helfen, für die es bislang keine Therapieoption gab. Der Wirkstoff Dupilumab greift gezielt in die Entzündungsmechanismen in der Haut ein.
Entzündete Haut verschwindet
Die neue Therapie schlägt bei etwa zwei Drittel der Patienten an, so auch bei Studentin Joyce Schroda, die seit ihrer Geburt an Neurodermitis leidet. Im Studium brach die Erkrankung erneut aus, starker Juckreiz plagte die 22-Jährige, ihre Haut entzündete sich an den Armen, im Gesicht und Nacken. Sie traute sich kaum noch, das Haus zu verlassen. Joyce Schroda ist Patientin bei Stephan Weidinger von der Universitäts-Hautklinik in Kiel und bekommt den Wirkstoff seit sechs Wochen verabreicht. Der Juckreiz habe stark nachgelassen, berichtet die junge Frau, und auch die Entzündungen gingen zurück. „Das Ziel der Behandlung ist, die Erkrankung zu kontrollieren“, erklärt Stephan Weidinger.
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Neurodermitis-Patienten beschwerdefrei
Neurodermitis gilt als chronische Erkrankung, die in Schüben verläuft, und nicht heilbar ist. Patienten haben oft einen sehr hohen Leidensdruck und die Lebensqualität leidet. Dieser neue Behandlungsansatz bei Neurodermitis bedeute für diese Patienten erstmals die Chance, so Stephan Weidinger, weitgehend dauerhaft beschwerdefrei zu sein.
Dupilumab ist ein künstlich hergestellter aber körperähnlicher Antikörper, der gezielt auf das Immunsystem wirkt. Er blockiert spezielle Entzündungs-Botenstoffe wie Interleukin 4 und 13, die im Übermaß gebildet werden und verhindert so, dass sich die Haut entzündet.
Wirkstoff Dupilumab eignet sich als Langzeittherapie
Dupilumab wird alle zwei Wochen unter die Haut gespritzt und eignet sich als langfristige Therapie. „Wir haben es tatsächlich mit einem Quantensprung in der Versorgung der Erkrankung zu tun“, sagt Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie am UKE in Hamburg. Bislang habe es im Bereich der innerlichen Behandlung für die schwer betroffenen Patienten kein Medikament für die Langzeittherapie gegeben. Das ändere sich jetzt, so Matthias Augustin.
RTL-Medizinjournalistin und Autorin Daniela Halm ist selbst Mutter einer Tochter mit Neurodermitis. Mit ihrem Allergieratgeber "Total allergisch - na und?"* will sie allen Neurodermitis-, Heuschnupfen- und Asthma-Geplagten Mut machen.
Asthma und Heuschnupfen bessern sich
Dupilumab ist bereits für Erwachsene und Jugendliche zugelassen, für Kinder ab 6 Jahren steht die Zulassung noch aus. Es hat wenig Nebenwirkungen und gilt als sicher, allerdings fehlen noch Langzeitstudien. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft hat das Mittel vor kurzem in ihre Neurodermitis-Leitlinien aufgenommen, da die Wirksamkeit und Verträglichkeit belegt sei.
Bei der Therapie mit dem Medikament stellten die Ärzte noch einen positiven Nebeneffekt fest. Bei einigen Patienten, die die Antikörpertherapie erhielten, verbesserten sich neben der Neurodermitis auch die Symptome von allergischem Asthma und Heuschnupfen.
Dupilumab ist das erste Biologikum, das für die Behandlung von Neurodermitis zugelassen ist, weitere Antikörper sind in der Entwicklung. Für Patienten wie Joyce Schroda gibt es damit neue Hoffnung, die Erkrankung auf lange Sicht gut in den Griff zu bekommen.
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