Geplatzte Löwen-Ehe
DHDL-Investor Ralf Dümmel muss um seine Firma bangen

In der "Höhle der Löwen" gibt Ralf Dümmel ab Montag wieder den Investor. Doch hinter den Kulissen kämpft er nach der Insolvenz der Muttergesellschaft Social Chain um die Zukunft seiner eigenen Firma.
„Social Chain" kurz nach Übernahme der DS Gruppe insolvent
Die Ausstrahlung der „Höhle der Löwen“ gehört für Dealkönig Ralf Dümmel seit 2016 zu den Highlights des Jahres. Doch die neuen Folgen, die ab Montag bei Vox zu sehen sind, dürften sich für den umtriebigen Unternehmer emotional schwierig anfühlen. Im Fernsehen sieht Dümmel dann den gefeierten Investor, dem die Herzen der Gründerinnen und Gründer zufliegen – während derselbe Dümmel hinter den Kulissen fieberhaft versucht, die Scherben seines eigenen Firmenimperiums zusammenzukleben. „Er kämpft um sein Lebenswerk“, berichtet jemand, der nahe dran ist, dem stern.
Denn der größte Deal des Löwen und Publikumslieblings hat sich zuletzt als spektakulärer Flop erwiesen. Die Social Chain AG von Georg Kofler, die vor zwei Jahren Dümmels DS Gruppe mit großen Plänen übernommen hat, hat Ende Juli Insolvenz angemeldet. Die DS Gruppe selbst sei als finanziell eigenständige Tochterfirma von der Pleite nicht betroffen, betont Dümmel. Doch wie genau es mit dem Unternehmen weitergeht, das sich auch um sämtliche „Höhle der Löwen“-Beteiligungen Dümmels kümmert, ist derzeit offen.
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Nach wochenlanger Funkstille gab Dümmel am Donnerstag via Instagram Einblicke in seine Gefühlswelt. Die Insolvenz der Social Chain habe ihn hart getroffen, bekannte der Unternehmer. „Ich musste begreifen, dass der Verkauf der DS Gruppe an die Social Chain AG nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Mir ist sehr bewusst, dass diese Entscheidung für alle, die an uns geglaubt haben – Aktionäre, Partner, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – Enttäuschung und große Belastungen zur Folge hatte – diese Verantwortung belastet mich sehr.“ Und weiter: „Persönlich habe ich sehr damit zu kämpfen, dass ich viele Menschen, die ich mit meiner Begeisterung angesteckt habe, enttäuscht habe.“
DHDL-Investor Ralf Dümmel kämpft um sein Lebenswerk
Nun ringt Dümmel darum, dass er die DS Gruppe – „mein Baby“ – trotz der Pleite der Muttergesellschaft weiterführen kann. „Wir kämpfen Tag und Nacht. Wir arbeiten an Lösungen. Wir haben einen Plan!“, sagt Dümmel. Dieser Plan sieht nach stern-Informationen so aus, dass Dümmel die DS Gruppe von der insolventen Muttergesellschaft wieder zurückkaufen will. „Ralf wird ein Angebot machen, aber es ist alles noch im Prozess“, heißt es aus Insiderkreisen. Es gebe auch noch andere Interessenten.
Offiziell sucht die Social Chain derzeit in einem „neutralen und wettbewerbsoffenen Prozess“ nach Investoren, die das insolvente Unternehmen sanieren. Die Investorensuche fokussiere sich dabei auf die DS Gruppe als „werthaltigste Beteiligung innerhalb der Social Chain“, heißt es in einer Mitteilung. Erste Gespräche mit Interessenten seien bereits geführt worden. Neben dem Insolvenzverwalter ist auch die Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte in den Prozess involviert.
Dass ein fremder Investor DS übernimmt, ohne das Gesicht der Firma einzubinden, erscheint zwar unwahrscheinlich. Trotzdem ist die Situation für Dümmel misslich. Einen Großteil des Kaufpreises für DS hatte Dümmel damals in Form von Aktien der Social Chain bekommen – und die sind nun wertlos. Zuletzt hatten Dümmel und weitere Altgesellschafter der DS Gruppe der Social Chain noch einen Massekredit gewährt, um den weiteren Betrieb der Muttergesellschaft zu sichern. Unterm Strich habe Dümmel durch den Social-Chain-Deal mehr verloren als gewonnen, sagt ein Insider.
Georg Kofler und Ralf Dümmel: Löwen-Ehe scheiterte nach wenigen Monaten
Dümmel und Kofler hatten sich über "Die Höhle der Löwen" kennengelernt, in der zeitweise beide als Investoren auftraten. Dümmels DS Gruppe mit Sitz in Stapelfeld bei Hamburg ist mit ihren Produkten – darunter vor allem Aktionsware für Discounter – seit vielen Jahren stark im stationären Einzelhandel vertreten. Koflers 2014 gegründete Social Chain konzentrierte sich auf E-Commerce und Social Media. Die "Hochzeit der Löwen" sollte beide Welten vereinen.
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Im Oktober 2021 übernahm die Social Chain die DS Gruppe für 220 Millionen Euro, wobei die DS-Gesellschafter 100 Millionen in bar und den Rest in Aktien der Social Chain erhielten. DS-Geschäftsführer Dümmel zog in den Vorstand des verschmolzenen Unternehmens ein. Kurz nach dem Deal stieg die Social Chain AG in den Prime Standard der Deutschen Börse auf. Das Unternehmen beschäftigte 1400 Mitarbeiter, erwirtschaftete rund 600 Millionen Euro Umsatz und war an der Börse mehr als eine halbe Milliarde wert. Kofler träumte schon laut von einer Milliardenbewertung und auch beim Umsatz sollte die Milliarde nach damaligen Plänen im Geschäftsjahr 2023 geknackt werden.
Stattdessen stürzte der Aktienkurs schnell und hart ab. Denn statt wachsender Geschäfte verzeichnete das Unternehmen Umsatzrückgänge. Ende 2022 verkündete die Social Chain ein massives Sparprogramm inklusive Stellenstreichungen sowie einen Wechsel in der Führungsetage. Hauptanteilseigner Kofler selbst übernahm den Chefstuhl der Social Chain von Wanja Oberhof. Dümmel gab seinen Vorstandsposten in der Social Chain ab und konzentrierte sich wieder allein auf die DS Gruppe. Doch auch diese Wechsel brachten keine Wende: Ende Juli war die Social Chain finanziell am Ende. Mit dem Schritt zum Insolvenzgericht legte auch Kofler sein Amt als CEO nieder.
Während Dümmel im Hintergrund um die Zukunft seiner Firma kämpft, möchte er auf seinen Social-Media-Kanälen den Fokus in den kommenden Wochen auf die – bereits im Frühjahr aufgezeichneten – neuen Folgen der "Höhle der Löwen" richten. "Die Start-ups verdienen es im Mittelpunkt zu stehen und ich möchte für alle den größtmöglichen Erfolg, egal ob Deal oder No-Deal und egal, welche Löwen den Deal gemacht haben", sagt Dümmel.
Immerhin wird er im TV-Studio nicht neben Kompagnon Kofler zu sehen sein, der ist im vergangenen Jahr als Investor aus der Show ausgestiegen. Für Dümmel hingegen heißt es: The Show must go on.
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuert bei stern.de. Der stern ist wie Vox Teil von RTL Deutschland.