Innenminister Peter Beuth: Entwicklung ist "besorgniserregend"Hessen rüsten auf: Zahl der Kleinen Waffenscheine hat sich verdoppelt

Einen Kleinen Waffenschein, zum Beispiel für Schreckschusspistolen, kann fast jeder beantragen. Eine besondere Vorkenntnis braucht man nicht. Sicherheitsbehörden sehen eine beunruhigende Entwicklung und warnen vor den Gefahren. Denn: Immer mehr Hessen wollen sich bewaffnen, die Zahl der Kleinen Waffenscheine steigt weiterhin kontinuierlich an – und hat sich in den vergangenen fünf Jahren sogar mehr als verdoppelt.
Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen darf man mit sich tragen
Nach dem Nationalen Waffenregister lag die Zahl Ende 2015 bei 23.552 und hat sich sich bis Ende 2020 auf 58.446 erhöht. Dies geht aus einer Antwort von Innenminister Peter Beuth auf eine Kleine Anfrage der AfD hervor. In ganz Deutschland sind derzeit rund 704.000 Kleine Waffenscheine verzeichnet. "Nicht nur in Hessen, sondern bundesweit, ist die Zahl der erteilten Kleinen Waffenscheine in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen", heißt es in der Antwort des Ministers. Diese Entwicklung, die Erlaubnis zum Führen solcher Waffen mit dem Ziel der Selbstverteidigung zu erhalten, sei besorgniserregend.
Ein Kleiner Waffenschein wird ab 18 Jahren von der Polizei oder einer kommunalen Behörde erteilt und berechtigt zum Führen von Schreckschuss-, Reizstoff- oder Signalwaffen. Diese Waffen verursachen, solange sie nicht aus äußerster Nähe abgefeuert werden, keine lebensgefährlichen Verletzungen. Bevor man den Kleinen Waffenschein bekommt, prüfen die Behörden die persönliche Eignung und Zuverlässigkeit - man darf zum Beispiel nicht vorbestraft sein.
Aus Angst vor Rechten: Bürgermeister will Waffenschein
Rückkaufaktion im Main-Kinzig-Kreis: 50 Euro für jeden Waffenschein
Die Anfrage bezieht sich auf eine Aktion des Main-Kinzig-Kreises. Dieser hatte nach dem rassistisch motivierten Anschlag von Hanau ein Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, bei dem seit 1. November vergangenen Jahres zunächst befristet auf ein Jahr Kleine Waffenscheine zurückgegeben werden können. Dafür zahlt der Kreis eine einmalige Prämie von 50 Euro. Der 43-jährige Deutsche Tobias R. hatte am 19. Februar vergangenen Jahres in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Vor der Tat veröffentlichte er Pamphlete und Videos mit Verschwörungstheorien und rassistischen Ansichten im Internet.
"Es sind im Rahmen dieser Kampagne insgesamt 61 Kleine Waffenscheine zurückgegeben worden", teilt der Kreis mit. "Die Hessische Landesregierung beabsichtig derzeit nicht, eine derartige hessenweite Kampagne durchzuführen", so Beuth.Und etwaige Veränderungen für die Erteilung eines Kleinen Waffenscheines seien nicht Sache des Landes - Waffenrecht sei Bundesrecht. (dpa/fge)
































