Wie konnte es dazu kommen?
Kinder umzingeln, treten und schlagen Polizisten - jetzt äußert sich die Schule!

Eigentlich wollte der Polizist am vergangenen Donnerstag nur einen Streit schlichten, kam zur Sicherheit der Kinder an die Ida-Ehre-Schule in Hamburg – doch dann eskaliert die Situation. Der Polizist nimmt einen Jungen in den Polizeigriff. Daraufhin sollen mehrere Kinder auf den Polizisten eingeschlagen und -getreten haben. Am Ende besteht die Menschenmenge, die sich um den Polizisten am Boden sammelt, aus mehr als 80 Personen.
"Cop4U" war erfahren in der Arbeit mit den Kindern
Als sogenannter „Cop4U“ arbeitet der Polizist gezielt und regelmäßig im Umfeld der Schule. Seit Beginn des neuen Schuljahres seien Schüler der Ida-Ehre-Schule von einem Schüler einer anderen Schule auf bedrohliche Art und Weise angesprochen und unter Druck gesetzt worden, so die Schule. „In dem Moment, als wir hiervon Kenntnis erlangt haben, haben wir augenblicklich ein bewährtes Verfahren begonnen. Unser Cop4U ist Ansprechpartner und Vertrauensperson für alle in der Schule“, so die Schulleitung. Am Donnerstag taucht der Junge dann wieder vor der Stadtteilschule auf und streitet mit einem Schüler. Der Cop4U schreitet ein und will schlichten.
Schüler berichten RTL-Reporter von aggressivem Verhalten
Unser RTL-Reporter erfährt vor Ort von Schülern des benachbarten Helene-Lange-Gymnasiums, dass der 13-Jährige früher dort zur Schule gegangen und oft aggressiv aufgefallen sei. So soll er in der 6. Klasse Mitschüler mit einem Messer bedroht haben und sei wenig später von der Schule geflogen.
Schulleiterin: Lehrer haben eingegriffen
Als der Polizist am vergangenen Donnerstag zum Schlichten auf die Gruppe von Jugendlichen zukommt, habe der 13-jährige Junge seine Hand unter der Jacke gehalten. Auch nach mehrfacher Aufforderung soll er diese nicht hervorgezeigt haben. Der Polizist habe befürchtet, dass der Junge eine Waffe bei sich trägt. Mit großem Widerstand bringt er den Jugendlichen zu Boden. Offenbar solidarisieren sich viele Kinder mit dem Jungen und treten den Beamten gegen den Kopf. Nur, weil er noch seinen Fahrradhelm trägt, wird er nicht schlimmer verletzt.
Auch Lehrer sollen die Situation beobachtet haben. „Es sind selbstverständlich Kollegen in die Menge gegangen mit dem klaren Ziel, Schülerinnen und Schüler vom Ort des Geschehens zu entfernen. [...] Andere Kolleginnen und Kollegen haben den Ausgang unserer Schule gesichert, damit Kinder einen anderen Ausgang nutzen können und nicht in das Geschehen hineinlaufen. Wir weisen ganz klar die teilweise öffentlich gemachten Vorwürfe zurück, Lehrer hätten nicht eingegriffen: Im Gegenteil“, so Schulleiterin Nicole Boutez.
Polizeigewerkschaft geschockt über Verhalten der Schüler
Klemens Burzlaff von der Deutschen Polizeigewerkschaft ist schockiert über die Geschehnisse: „Ich habe das in meiner 30-jährigen Berufserfahrung noch nie erlebt. Das ist das erste Mal, dass ein 13-Jähriger, aber auch in der Konsequenz danach die Gruppe mit 12- bis 16-Jährigen, einen Polizisten so brutal angegangen sind und auch schwere, schwere Verletzungen in Kauf genommen haben.“ Persönlich konnte Klemens Burzlaff noch nicht mit dem betroffenen Polizisten sprechen, es gehe ihm aber besser. Er habe körperlich keine schweren Verletzungen davon getragen.
Schüler wurden von der Behörde suspendiert
„Es hat uns entsetzt, mit welchem Gewaltpotenzial schon Kinder agieren können. [...] Und es ist gewiss, dass dieser Vorfall zumindest an unserer Schule nicht konsequenzlos hingenommen wird“, erklärt die Schulleitung der Ida-Ehre-Schule. Währenddessen bemängelt der Elternrat der Schule eine ungenaue Aufklärung des Geschehens: „So wurden Schüler*innen auf Anweisung der Behörde für mehrere Tage vom Unterricht suspendiert, ohne dass mit diesen bislang gesprochen oder eine Beteiligung nachgewiesen wurde.“ Die Schulbehörde will den Vorfall jetzt aufarbeiten. (cto)