Eltern verzweifeln wegen zu wenig Personal an Kitas
Traurige Kinderfrage: "Wieso dürfen die anderen in die Kita und ich nicht?"

Das Maß ist voll!
Hamburgs Eltern sind erschöpft. Die Situation in den Kitas: nicht mehr tragbar. Sie wollen, dass sich etwas ändert, ihrem Ärger Luft machen und erwarten mehr Unterstützung seitens der Politik für ihre Kitas. Doch als Elternteil an Demonstrationen teilzunehmen, um seiner Stimme Ausdruck zu verleihen ist gar nicht so einfach. Hamburger Eltern haben sich da etwas einfallen lassen.
Zu wenig Personal in den Kitas: Eltern am Limit
Die Betreuungslage in Hamburgs Kindertagesstätten ist unzuverlässig, da sind sich viele Eltern in Hamburg einig. Oft werden sie gebeten, ihre Kinder „nur wenn es wirklich sein muss“ in die Kita zu bringen und sie zuhause zu betreuen, erzählen betroffene Eltern im RTL-Interview. Es ist eine Zerreißprobe für Eltern und Kinder. „Wenn die Kinderbetreuung nicht zuverlässig ist, kann ich keine zuverlässige Arbeitnehmerin sein“, soTheresa Gleiss. Als berufstätige Mutter von zwei Kindern ist sie auf eine verlässliche Kinderbetreuung angewiesen, doch die Realität sehe oft anders aus. Diese „versteckten Kitaschließungen“, wie sie es nennt, würden in keinen Statistiken erfasst werden und liefen unter dem Radar. Dadurch werde das Ausmaß der Kitaprobleme nicht unbedingt auf den ersten Blick bewusst.
Eltern kritisieren: Gespart wird an den falschen Stellen
Die Probleme in den Kitas lägen zum Großteil an einer Unterfinanzierung, die besonders deutlich an fehlender Refinanzierung zu erkennen sei. Kinder in Hamburg haben Anspruch auf einen Kitagutschein. Hinter diesem liegen Entgelte, die an die Kitas gehen. Von dem Entgelt werden unter anderem die Erzieher bezahlt, das Essen, Pflegeartikel und pädagogische Unternehmungen. Seit Kurzem erhalten pädagogische Arbeitskräfte eine Tariferhöhung, was aus Elternsicht wichtig und richtig sei, aber der Kitagutschein werde nicht miterhöht. „Ein Bestandteil von diesem Topf wird jetzt mehr beansprucht, ohne dass es am Ende auch refinanziert wird“, berichtet Zweifach-Mutter Angret Runge im RTL-Interview. Es wird also mehr Geld für Personal ausgegeben, ohne dass die tarifgebundenen Kitas mehr Geld für Personal erhalten, das Geld fehlt dann woanders. Die Konsequenz: Es werde am Personal und am Kind gespart.
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Kind fragt Mutter, wieso es nicht wie die anderen in die Kita darf
Personalstellen würden aufgrund der fehlenden Finanzierung und dem zusätzlichen Fachkräftemangel nicht rechtzeitig nachbesetzt und auch das pädagogische Angebot für die Kinder lasse nach. Ausflüge fänden teilweise gar nicht mehr statt, die Kita könne ihrem Bildungsauftrag nicht genügend nachkommen, kritisieren die Eltern. Die Gruppen werden immer größer, fürs einzelne Kind bleibe weniger Zeit, sofern es denn zur Kita kommen darf. „Für meine große Tochter hat das ganz viel gemacht. Die fragte dann: ‘Warum muss ich mit der Babyschwester zuhause bleiben, ich will meine Freunde sehen und mit denen spielen. Wieso dürfen die anderen in die Kita und ich nicht?’“, erinnert sich Theresa Gleiss, die sich selbst noch in einer vergleichsweise privilegierten Situation befindet. Sie arbeitet Teilzeit und kann aus dem Homeoffice arbeiten, erhält viel Unterstützung durch die Familie. Doch auch ihr reicht es und vor allem will sie für die Eltern kämpfen, die keine Kraft mehr dazu haben.
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Eltern demonstrieren mit nur einem Klick
„Ich als Elternteil fühle mich oft nicht richtig wahrgenommen“, erzählt die 34-Jährige Mutter Angret Runge. Den meisten Eltern fehle die Zeit sich an Demonstrationen zu beteiligen, doch dafür hat der Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung (LEA) eine Onlinedemonstration gestartet, bei der wirklich jeder seine Stimme nutzen kann. Tausende E-Mails sind bei der Demonstration schon eingegangen. „Wann sind in Hamburg das letzte Mal mehr als tausend Eltern für ihre Interessen eingestanden, das ist ja eher schwierig“, führt Angret Runge weiter aus. Die Forderungen der Eltern: mehr Geld für die Kitas und eine verlässliche Betreuung für die Kinder. Damit wollen sie an die Politik herantreten und für Hamburgs Kinder, Eltern und auch die Kitas kämpfen. Denn die Kita tue was sie könne, um mit der Situation bestmöglich umzugehen. „Jetzt ist der Zeitpunkt aktiv zu werden.“