Tolle Aktion von Marokkos WM-Hoffnung

Hakim Ziyech spendet seine Prämien an arme Familien in der Heimat

2022-12-10 19:28:14 DOHA - Hakim Ziyech aus Marokko während des Viertelfinalspiels der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022 zwischen Marokko und Portugal im Al-Thumama-Stadion am 10. Dezember 2022 in Doha, Katar. ANP KOEN VAN WEEL
Hakim Ziyech spielt bei der WM groß auf.
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Er ist die marokkanische WM-Hoffnung: Hakim Ziyech! Alleine das ist wegen der filmreifen Vorgeschichte und dem überraschend guten Abschneiden der Nordafrikaner eine absolute Sensation. Doch der 29-Jährige setzt dem Ganzen mit einer unfassbar herzlichen Aktion noch die Krone auf – und mutiert zum Sympathieträger.

Spenden für arme Familien und Teammitarbeiter

Wie der marokkanische Journalist Khaled Beyoun auf Twitter berichtet, hat Ziyech bisher jeden Dollar der Prämien seit seinem Nationalmannschaftsdebüt im Jahr 2015 gespendet. Davon profitierten Teammitarbeiter aus dem Kreis der Nationalmannschaft und arme Familien in der Heimat. Bereits vor dem geschichtsträchtigen Halbfinal-Einzug gegen Portugal und Superstar Cristiano Ronaldo soll die Summe alleine bei der WM in Katar 325.000 Dollar betragen haben. Hinzu kommt nun noch die neuerliche Belohnung. Und nicht zu vergessen: Die Summe, die sonst bei seinen insgesamt 49 Länderspielen zusammengekommen ist.

„Hakim ist nicht irgendein Spieler"

Beim Turnier in Katar überzeugt Ziyech auf ganzer Linie. Ein wunderschönes Tor und eine Vorlage steuerte der 29-Jährige zum Sensationslauf der Marokkaner bislang bei, dazu gliederte er sich als laufstarker Rechtsaußen perfekt ins harmonische Teamgefüge ein. „In der Vergangenheit haben einige Trainer gesagt, alle Spieler sollten gleich behandelt werden“, erzählte Regragui nach dem Sieg im Achtelfinale gegen Spanien: „Hakim ist aber nicht irgendein Spieler.“

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Doch solche Lobeshymnen gab es – wie vom Nationalcoach angedeutet – eben nicht immer. Während sein Land im Januar vergeblich um die Krone Afrikas kämpfte, schoss Ziyech zwei Tore für den FC Chelsea. Als die Marokkaner im Juni mühsam die nächste Stufe der kontinentalen Qualifikation erklommen, schipperte ihr Star mit einer edlen Jacht entlang der Skyline von Dubai. Ausgebootet, unerwünscht – und schließlich aus Frust zurückgetreten: Unter Ex-Trainer Vahid Halilhodzic spielte der Edeltechniker bei den „Löwen vom Atlas“ keine Rolle.

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Von Juni 2021 bis September 2022 absolvierte Ziyech kein einziges Länderspiel. Der Bosnier Halilhodzic musste dann Ende August gehen, unter dem neuen Coach Walid Regragui kehrte Ziyech bereits im September ins Team zurück – und zahlt das Vertrauen bei der WM mit starken Leistungen zurück. „Er strahlt eine positive Energie aus“, sagt Regragui über seinen offensiven Schlüsselspieler. Kapitän Romain Saiss lobt ihn als „starke Persönlichkeit, die nie Probleme mit den Spielern der Nationalmannschaft verursacht hat“.

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Von der Persona non grata in nur drei Monaten zum Schlüsselspieler – eine unglaubliche Entwicklung. Ziyech wird es freuen, die Nationalmannschaft angesichts des Erfolges auch. Und dann sind da ja noch die vielen armen Landsleute, an die Ziyechs Prämien gehen. Deshalb ist jedes Länderspiel des 29-Jährigen so wichtig. Auch ein mögliches WM-Finale – dazu muss am 14. Dezember aber zunächst der amtierende Titelträger Frankreich besiegt werden. (jlu/sid)